Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
vorauszufliegen und in einer gewaltigen Explosion aus Gischt im Wasser zu landen. Und als sie sich hinter ihm aufbäumte, die Kiefer in einem qualvollen Brüllen weit aufgerissen, hatte er ebenfalls kaum eine Alternative, als wenigstens zu versuchen, nicht ein zweites Mal zu tief in ihrem Schlund zu verschwinden, wenn er von ihr verschlungen wurde.
Als er die Felswand unerbittlich näher kommen sah, sie mit jedem seiner fiebernden Atemzüge immer riesiger wurde, hatte er nur noch eine einzige Alternative.
Er entschied sich, sich nicht einzunässen.
Von den vielen negativen Aspekten, die es mit sich brachte, von zwei Dutzend tätowierten, schuppigen, zweibeinigen Echsen umringt zu sein, die mit Keulen, Pfeil und Bogen, Macheten und bösartigen Blicken aus gelben Augen bewaffnet waren, die sich auf ihn richteten, hätte Lenk niemals gedacht, dass die Tatsache, dass sie nicht angriffen, am schlimmsten wäre.
Andererseits hätte Lenk sich auch niemals träumen lassen, dass er überhaupt jemals in eine solche Lage kommen würde.
Nicht allein jedenfalls.
Er blickte hoch zu dem umgestürzten Monolithen und der leeren Stelle, wo eben noch Kataria gestanden hatte. Warum sie verschwunden war, wusste er nicht. Ebenso wenig war ihm klar, wieso sie nicht zurückgekommen war. Und ganz und gar unverständlich war ihm, wieso die Shen sich so viel Zeit ließen, endlich ihre schmutzige Arbeit zu erledigen und ihm den Kopf in den Bauch zu hämmern.
Andererseits war sein Leben schon immer voller Überraschungen gewesen. Und im Augenblick konnte er sich nur mit einer dieser Überraschungen beschäftigen.
Er hielt sein Schwert in der Hand, hob es mit einer Drohgebärde empor, die angesichts so vieler Waffen, die auf ihn gerichtet waren, eher ohnmächtig wirkte. Sosehr von Shen-Blut besudelt es sein mochte, und so grob die Waffen der Shen auch sein mochten, konnte kein Zweifel darüber bestehen, dass seine Klinge nicht das Geringste gegen ihre zwei Dutzend groben, scharfen Argumente ausrichten konnte. Er würde sterben.
Falls sie diese Tatsache allerdings auskosten wollten, ließen sie sich dabei wirklich schrecklich viel Zeit.
Wollten sie nur abwarten, was er zu unternehmen gedachte, musste ihnen das allmählich doch ebenfalls längst klar sein.
Also fühlte er sich gezwungen, die Frage zu stellen.
»Worauf zur Hölle wartet ihr?«, schnarrte er.
Sie antworteten mit einem Blitzen ihrer gelben Augen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob sie ihn überhaupt verstanden hatten. Doch dann antworteten die Shen, und zwar mit einem heiseren, zischenden Murmeln, das durch ihre Reihen lief. Das Meer aus tätowierten Schuppen wogte und teilte sich schließlich.
Das heißt, einer von ihnen antwortete.
Sie senkten die Waffen, während ihre Blicke sich auf den neu angekommenen Echsenmann richteten. Er überragte seine Brüder um mindestens eine Haupteslänge. Auf dem Kopf trug er den Schädel irgendeiner wild aussehenden Bestie, der bis auf seine ausgesprochen muskulösen Schultern hinabreichte. Dieses beeindruckende Reptil schritt gelassen nach vorn.
Sein Schwanz war so lang und dick wie eine Würgeschlange und schleifte hinter ihm über den Boden. Seine Keule war so groß, dass mindestens drei menschliche Hände nötig gewesen wären, um sie anzuheben. Sie war mit den spitzen Zähnen eines längst ausgestorbenen Tieres gespickt, und der Shen hielt sie locker in der klauenbewehrten Hand an dem gewaltigen Arm, der zu einem massigen, kräftigen Körper gehörte, der von breiten Tätowierungen überzogen war.
Die alle so rot waren wie Blut.
Einen Schritt vor Lenk blieb der Echsenmann stehen. Seine Augen wirkten wie flüssiger Bernstein, in dem zwei schmale kohlschwarze Pupillen schwammen. Sie starrten ihn aus den zwei schwarzen Löchern des Tierschädels an. Der Shen warf einen Blick auf die Spitze von Lenks Schwert, das seine gewaltige grün-rote Brust fast streifte. Allerdings schien er nicht im Geringsten beunruhigt darüber zu sein, dass er nur ein Zucken davon entfernt war, aufgespießt zu werden.
Lenk vermutete, dass er sich ebenfalls keine Sorgen gemacht hätte, wäre er ein gigantisches Reptil gewesen, das einen Schädel mit spitzen Zähnen auf dem Kopf trug, als wäre er sein eigener, und in der Hand eine Keule hielt, die fast so groß war wie dieses winzige grauhaarige Insekt von einem Mann, dem der Shen gegenüberstand.
»Es wird nicht funktionieren«, sagte er. Er klang tatsächlich wie ein Er .
»Ich habe …«, Lenk
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