Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
stammelte und hustete, »ich hoffte, du würdest mich bewundern, weil ich es zumindest versuche.« Seine Klinge zitterte leicht, als der riesige Shen ihn anstarrte. »Du weißt schon, von wegen, dass du von meiner Kühnheit beeindruckt wärst oder dergleichen.«
Der Echsengigant neigte Kopf und Schädelhelm auf die Seite. »Und dann?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht macht ihr mich ja dann zu eurem König oder so.« Lenk hob eine Braue. »Habt ihr überhaupt Könige?«
Der Shen schüttelte den Kopf, dass die Knochen klapperten. »Kriegswächter.«
»Oh. Ihr würdet mich wohl nicht vielleicht zu einem davon machen, oder?«
»Nein.«
»Wirklich nicht?«
»Du klingst überrascht.«
»Deine grünen Freunde haben mich bis jetzt noch nicht angegriffen, deshalb …«
»Sie haben auf Shalake gewartet.«
»Auf wen?«
Der Shen tippte sich mit zwei Fingern gegen die Brust. Lenk schnaubte verächtlich.
»Kriegswächter reden in der dritten Person von sich?«
»Ich habe dir meinen Namen und dein Leben gegeben, für den Moment jedenfalls«, antwortete Shalake. »Weil ich wissen will, wie du nach Jaga gekommen bist. Wir haben das Riff. Wir haben die Mauer. Wir haben die Akaneed. Keiner kommt an allen dreien vorbei.«
»Wenn das stimmt, würde nicht ein ganzes Nest von euch auf mich warten, nachdem ich an allen dreien vorbeigekommen bin.«
»Und wie bist du an allen dreien vorbeigekommen?«
Der junge Mann lächelte schwach. »Mit Glück?«
»Einfach nur mit Glück?«, knurrte der Shen.
Lenk warf einen Blick über die Schulter auf die leere Stelle auf der Statue, wo vorhin noch jemand gestanden hatte. Wo sich jemand von ihm abgewandt hatte und geflüchtet war. Schon wieder. Er schluckte und richtete seinen Blick wieder auf den Shen.
»Einfach nur mit Glück«, sagte er.
Shalake nickte langsam und wissend. Dann seufzte er, und Staub stieg von der vertrockneten Schnauze seines Schädelhelms auf. Er hob gelassen seine mit Zähnen gespickte Keule.
»Verstehe.«
Dann schlug er zu.
Shalake knurrte. Er schrie. Die Shen zischten beifällig. Doch in Lenks Ohren wurden alle Geräusche von dem panischen Rauschen übertönt, als er sich zu Boden warf. Dann kehrte sein Gehör zurück, als Steine krachend zersplitterten, auf seinen Rücken fielen und von dort auf die Straße polterten. Er warf einen kurzen Blick nach oben und sah, wie Shalake seine Waffe aus der Statue riss und ein riesiges Loch in ihrem steinernen Arm hinterließ.
Dann dachte Lenk nur noch an das Schwert in seiner Hand. Er packte die Klinge fester, spannte sich an und stieß sie hoch. Ein morbides Grinsen zuckte über sein Gesicht, als er spürte, wie sich der Stahl in etwas Festes bohrte, bis er schließlich zum Halten kam. Sein Grinsen dauerte genau so lange, bis er den Blick hob und sah, dass die Schwertspitze einen Fingerbreit von den Nieren des Shen entfernt war und die blanke Klinge von einer grün geschuppten Hand umklammert wurde.
Dann trat der Shen ihm gegen die Brust, und die Waffe wurde ihm aus der Hand gerissen. Lenk wurde gegen die Statue geschleudert, und jeder Gedanke an seine verschwundene Waffe wurde verdrängt von dem verzweifelten Bedürfnis, Luft zu holen.
Shalake schien es nicht eilig zu haben. Er ignorierte seine blutenden Finger, warf Lenks Schwert achtlos zur Seite und hob seine Keule mit einer Entschlossenheit, die man benötigt, um eine Kakerlake zu zerquetschen.
Des Atems und der Waffe beraubt, war er sich nicht zu schade, hastig wegzukriechen wie eine Kakerlake. Aber als er sich aufgerappelt hatte, wurde ihm bewusst, warum der Shen so lässig sein konnte. Die anderen Echsenmänner standen angriffslustig da, hielten ihre Waffen umklammert und hatten ihre Blicke auf ihn gerichtet. Ob sie sich nun aus Respekt oder übergroßer Neugier zurückhielten, jedenfalls reichte ihr Zögern, in den Kampf einzugreifen, nur bis zum Rand des Halbkreises, den sie gebildet hatten.
Er sah es in ihren Augen.
Deren Blicke jetzt nach oben glitten, als würden sie etwas sehen, das …
Oh, richtig.
Der Schlag hätte Lenk vermutlich den Kopf abgerissen, wenn er sich nicht im letzten Augenblick zur Seite geworfen hätte. Das war jedoch nur ein kleiner Trost, weil im nächsten Moment ein mächtiger, krallenbewehrter Fuß zutrat und in seinem Rücken landete. Er rollte über den Stein.
Ein kleiner und sehr flüchtiger Trost, wie Lenk klar wurde, als er sich wieder aufrappelte und das Knacken seiner Knochen zu ignorieren versuchte. Noch einen Treffer
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