Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
unauffällig in einem riesigen Ring, der mehrere Meilen im Durchmesser maß. Eine niedrige Steinmauer umfasste ihn und trennte diese kleine Wüste von den Kelp-Wäldern dahinter. Gelegentlich flog ein verirrter Fisch über die Mauer, über die Steine, wenn er von einem Büschel Kelp zum anderen flatterte.
Aber keiner flog auf den Sand hinaus.
Das Licht, das unter der Welt so hell geleuchtet hatte, war fast gänzlich verschwunden. Viel wurde von den endlosen Wolken gedämpft, die über seinem Kopf dahinflogen, aber das meiste wurde von dem gedämpften Grau des Schattens erstickt. Der Berg stand gleichgültig am anderen Ende dieses Sandrings, ignorierte gleichgültig die Flüsse, die über seine zerklüfteten Flanken strömten und sich auf einer langen steinernen Treppe vereinigten, die von dem felsigen Gipfel bis zum Sand innerhalb des Rings verlief.
Das alles hätte Lenk zweifellos weit mehr interessiert, wäre er nicht von einem Dutzend Blicke gefesselt gewesen.
Kalte Blicke. Steinerne Blicke.
Sie war überall in diesem gewaltigen, talartigen Ring aus Sand, der sich mindestens eine Meile in jede Richtung erstreckte. Sie stand über den Korallen und dem Kelp, der in dem endlosen Wald wogte, der diesen Ring umgab. Groß, stolz, in steinerne Seide gekleidet, ihren steinernen Arm erhoben, mit einem breiten steinernen Lächeln, mit steinernem Haar, das an den Himmel zu stoßen schien, umringten die Statuen diesen großen Kreis aus Sand.
Groß.
Stolz.
Zerbrochen.
Durch Ketten, Felsbrocken, Hammer und Meißel verletzt, durch wilde Entschlossenheit, ihren Sturz herbeizuführen, stand sie in verschiedenen Formen des Zerfalls rund um den großen Sandring. Hier lag ihr zerbrochener Kopf. Dort stand sie lächelnd mit zertrümmerten Gliedmaßen. Hinter ihm waren nur noch ihre Füße zu sehen, während der Rest von ihr in die Grube gestürzt war, aus der er gerade geklettert war.
Obwohl sie in Stein gehauen war, erkannte er sie. Er kannte das Lächeln. Er versuchte wegzukriechen, aber wohin er sich auch wandte, sie war da, selbst wenn sie kopflos war. Sie sah ihn an.
Ulbecetonth. Stolz und gebrochen.
Fasziniert von ihrem Blick starrte er das allgegenwärtige Lächeln an. Die geraden steinernen Zähne in den kalten steinernen Lippen. Und doch, irgendwie hätte er schwören können, dass sie sich bewegten. Irgendwie hätte er schwören können, dass er sie fast hören konnte.
»Ich hatte Mitleid mit dir. Ich gab dir eine Chance. Das ist jetzt vorbei. Du bist hergekommen, um zu sterben.«
»Wie zum Teufel ist er dorthin gekommen?«
Er blickte Kataria an, die neben ihm stand und angestrengt auf das andere Ende des Tals starrte. Dort saß die Kreatur, auf der untersten Stufe der langen Treppe, die zur Flanke des Berges hinaufführte und unter einem Heiligenschein aus Sturmwolken verschwand, die langsam den Gipfel umkreisten, den sie verdeckten.
Von einer halben Meile Entfernung aus betrachtet waren ihre gelben Augen nur noch zwei nadelkopfgroße Lichter unter der Kapuze. Und doch konnte Lenk den Blick der Kreatur spüren, so wie er fühlte, wie sich Staub auf seine Haut legte.
Das beunruhigte ihn.
Allerdings nicht so sehr, um ihn aufzuhalten. Er schulterte sein Schwert und ging auf die Kreatur zu. Kataria war neben ihm und hielt ihren Bogen mit eingenocktem Pfeil in den Händen.
»Das ist eine schlechte Idee«, flüsterte sie ihm zu.
»Er läuft nicht weg«, erwiderte Lenk. »Er hat Antworten für uns.«
»Das kannst du nicht wissen.«
»Es war deine Idee hierherzukommen. Du sagtest, die Fibel wäre hier. Eine bessere Spur haben wir nicht.«
»Es könnte ein Hinterhalt sein.«
»Es gibt keinen Grund für diese Annahme.«
»Ach nein?« Sie sprach leise. Das Geräusch eines reptilienartigen Zischens drang von hinten an seine Ohren. »Dann sieh dich mal um.«
Er warf einen Blick über die Schulter und begegnete den Blicken von einem halben Dutzend gelber Augen. Dann von einem ganzen Dutzend, dann wurden es zwei Dutzend. Und es wurden noch mehr, als weitere aus dem Kelp-Wald herauskamen. Die Shen schienen von den wogenden Röhren wie Wassertropfen von Eis zu perlen. Ihre Kriegsbemalung war so strahlend rot wie Blut, ihre Augen waren scharf und ihre Blicke auf die beiden gerichtet. Ebenso ihre Waffen.
Lenk zückte sein Schwert nicht; das wäre angesichts der Bedrohung durch die Macheten und Keulen auch eine eher erbärmliche Geste gewesen. Kataria schloss sich seiner Meinung offenbar nicht an, dem Knarren ihrer
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