Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
strahlend und achtete sorgfältig darauf, sämtliche Zähne zu zeigen.
»Was ich mit seinem Auge gemacht habe, geht ein wenig über einfach nur ›genommen‹ hinaus, findest du nicht?«
Dann schloss sie den Mund mit einem kurzen, boshaften Klacken ihrer Reißzähne. Yaike knurrte, und die Sehne seines Bogens spannte sich noch stärker.
»Wenn wir euch hätten töten wollen«, erklärte Shalake, »hätten wir das in dem Korallenwald getan.«
»Oder im Schlund«, knurrte Gariath.
»Oder als ihr aus der Grube herausgekrochen seid«, meinte Shalake und nickte. »Das wäre ein ausgezeichneter Zeitpunkt gewesen.«
»Wenn ich mir damit dieses Posieren erspart hätte, würde ich das im Nachhinein sehr begrüßen«, antwortete Lenk und rieb sich die Augen. »Irgendwie jedoch scheine ich von Echsenmännern umringt zu sein, die plötzlich gar nicht mehr so scharf darauf sind, mich zu töten.« Er drehte sich zu Gariath herum. »Und du bist bei ihnen und bist offensichtlich deinerseits nicht scharf darauf, die Echsenmänner zu töten.« Er warf einen Blick über die Insel. »Und ich bin hier, folge einer Schlucht voller Tentakel und einem toten Mädchen zu einer Wüste, die von großen, toten steinernen Dämonenköniginnen umringt ist, während ich auf der Suche nach einem Buch bin, um zu verhindern, dass besagte Dämonenkönigin weniger tot und weniger Stein wird. Und weniger geneigt, mich aufzuschlitzen und meine Innereien zu fressen, was sie mir beim letzten Mal, als sie angefangen hat, in meinem Kopf zu reden, in Aussicht gestellt hat.«
Er machte eine Pause und holte Luft. Tief und lange. Als er den Blick wieder hob, waren sämtliche Blicke aus schwarzen, grünen und gelben Augen auf ihn gerichtet. Sie zeigten unterschiedliche Stadien der Verwirrung.
»Es war ein langer, verwirrender und ziemlich blöder Tag.« Er breitete die Arme aus und drehte sich zu den Echsenmännern herum, die ihn umringten. »Also, tötet mich jetzt einer, oder erzählt mir jemand, was zur Hölle hier vorgeht?«
Kein Pfeil drang in seine Brust, keine Klinge hackte ihm den Kopf ab. Niemand wollte ihn töten. So viel also dazu, die Dinge einfach zu halten.
Stattdessen bildeten sie eine Gasse. Shalake trat zur Seite, Yaike zog sich zurück. Die Shen ebenfalls. Selbst Kataria trat einen Schritt zurück, als die Kreatur, die sie fast vergessen hatten, von der untersten Stufe aufstand.
Knochen knackten, Steine brachen. Eine uralte Staubschicht fiel von den Schultern der Kreatur, als sie sich erhob. Dann ertönte eine Symphonie aus widerlichem Knacken, Knirschen und Ploppen, als sie von der Steintreppe trat und sich vor Lenk aufbaute. Sie starrte zu dem jungen Mann hinauf.
Er erhaschte einen Blick auf das, was unter der Kapuze der Kreatur lauerte. Er sah Haut, die so viele Falten hatte, dass sie Schluchten in der verblassten grünen Haut zu bilden schien. Weiße Knochen schimmerten dort hervor, wo die Haut über der Stirn und unter dem Kiefer durchgescheuert war. Die Zähne waren schwarz von Fäulnis, der Gaumen noch schwärzer, und die Zunge schien ein toter Fleischlappen zu sein, der in einem Mund voller Staub lag.
Es war nur ein kurzer Blick.
Und er war mehr als ausreichend.
»Du«, sagte die Kreatur mit einer Stimme, die nach altem Stein und altem Staub klang, »hast nach mir gesucht.«
»Ich versichere dir, dass ich das nicht habe«, erwiderte Lenk. Er ertrug es nicht, irgendeinen Teil des Gesichts dieser Kreatur länger anzusehen, und konnte doch den Blick nicht abwenden.
»Du bist nach Jaga gekommen«, fuhr die Kreatur fort, und bei jedem ihrer Worte stieg eine Staubwolke auf, »weil du etwas suchst. Du kamst nach Jaga, weil du gerufen wurdest. Du kamst nach Jaga, weil du hier gebraucht wirst.«
»Aha. Könntest du dich vielleicht entscheiden, was davon zutrifft?«, erkundigte sich Lenk.
»Das wirst du mir bald selbst sagen«, antwortete die Kreatur. Sie schob eine Hand in die Falten ihrer Robe. Als sie wieder hervorkam, hielt sie etwas so Altes und Angelaufenes zwischen den Fingern, dass es aussah, als gehörte es jemandem … jemandem wie ebender Kreatur, die es hielt. »Aber zuerst muss ich dich etwas fragen.« Sie hob das Objekt hoch. »Kennst du dieses Symbol?«
Lenk kannte es. Es war zwar schon eine Weile her, aber er erkannte es trotzdem. Ein eiserner Handschuh, der dreizehn schwarze Pfeile umklammerte.
»Ich nehme an, dann habe ich doch nach dir gesucht«, gab Lenk zurück, »Meister …«
»Mahalar«, warf die Kreatur
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