Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
hilfreich ein. »Hüter von Ulbecetonth. Beschützer von Jaga. Mitglied des Hauses der Bezwingenden Trinität.«
24
WEIT JENSEITS VON STERBLICHKEIT
Irgendwo anders und weit entfernt.
Irgendwo weit unter seinen Füßen, hinter seiner fieberheißen Stirn.
Er merkte es am Zittern seiner Hände auf seinem Schoß, dem Beben der Augenlider, als er sie schloss, daran, wie er scharf Luft holte und dann den Atem anhielt.
Er konnte es fühlen.
Sie waren da draußen.
Und sie redeten. Sie sprachen zu ihm.
»Du hörst mir doch zu, oder nicht?«, fragte jemand.
Er kniff die Augen zusammen. Er hörte ihnen nicht zu, nein. Sie waren nicht wichtig.
»Dein Schweigen verstärkt meine Zuversicht nicht sonderlich«, meinte Yldus seufzend. »Ebenso wenig wie … deine neue Garderobe.«
Sheraptus hob die Hand, was ihm einige Mühe bereitete. Er hatte sehr viel Sorgfalt darauf verwendet, seinen verstümmelten Arm, dessen Muskeln und Knochen von der Berührung dieser … dieser Frau weggefressen worden waren, unter seiner neuen Kleidung zu verstecken. Einer Kleidung, die so hell war wie die sonnendurchfluteten Himmel dieser Welt und sich gegen die Düsternis um ihn herum abhob.
Jene, die auf den Wolken neben der Sonne wandelten, würden hinabblicken und ihn glorreich auf dem finsteren Makel dieser Welt stehen sehen. Sie würden ihn erkennen. Sie würden ihm alles mitteilen.
»Wenn du dich weigerst, mit uns über unsere Strategie zu reden, muss ich meine Bedenken gegen diese Aktion wiederholen.«
Wenn die anderen Leute nur aufhören würden zu reden …
»Wir finden unseren Weg durch den Nebel ohne Probleme, aber was danach kommt, wissen wir nicht. Keiner unserer Krieger ist jemals von dieser Insel zurückgekehrt. Eine zu allem entschlossene Aufklärungsstreitmacht, unterstützt von einem Mann und ein paar Carnassiae, sollte …«
»Sie könnten mit einer Infektion, einer Seuche oder allem Möglichen zurückkehren – mit allem Möglichen, nur nicht mit Informationen«, unterbrach ihn Vashnear. Sein verächtliches Schnauben war unüberhörbar. Es war so hässlich, so typisch für einen Niederling. »Es wäre besser, mit unserer gesamten Streitmacht auf der Insel einzufallen und sie in einem raschen Schlag zu zerstören. Dann können wir in aller Ruhe und Vorsicht ihre schmutzigen Stützpunkte erkunden. Das gäbe uns mehr als genug Zeit, die Dämonen aufzuspüren und …«
»Das alles hat keinerlei Wert, wenn wir in eine Falle tappen. Soweit wir wissen, könnten die Dämonen bereits dort sein«, beharrte Yldus.
Sheraptus lachte nicht. Seine Stimme klang ein wenig barsch und heiser, seit diese Frau seine Kehle derart zusammengequetscht hatte. Was nicht hieß, dass die Äußerungen seiner früheren Kollegen kein hämisches Lachen verdient gehabt hätten. Denn er wusste, dass die Dämonen nicht dort waren. Weil er wusste, dass er sie immer noch töten musste.
Die Ereignisse, die dem Angriff dieser Frau gefolgt waren, hatten ihm vieles klargemacht. Seine Theorie war korrekt: Als er Schmerzen litt, waren diese Himmelsleute, diese … Götter zu ihm gekommen. Er hatte sich nur in der Annahme geirrt, wessen Schmerz notwendig war, um sie zu rufen.
Er hatte sie nicht verflucht. Es war eine Schwäche dieser rosahäutigen Kreaturen mit ihrem armseligen Geist, dass sie diese Himmelsleute erst anflehten und sie dann fragten, wo sie so lange geblieben waren. Ihm war klar, dass sie ihn nicht mit dieser Frau verflucht hatten, mit ihrer bösartigen Berührung, mit dem verwelkten und zerbrochenen Körper, den sie ihm gelassen hatte.
Sondern sie hatten ihm das als eine Warnung zukommen lassen. Sie hatten ihn angefleht. Sie sprachen zu ihm mit diesem verstümmelten Arm, seiner zerquetschten Kehle und seinem zertrümmerten Knie. Sie befahlen ihm, nach Jaga zu gehen. Sie baten ihn, dort ihre Feinde auszumerzen.
Er lächelte, als er seine gesunde Hand ballte, den glatten grauen Kiesel in seiner Handfläche spürte. Das Geschenk des Grauen Grinsers. Er war warm. Er lebte.
Der Graue Grinser war schon immer sein Bundesgenosse gewesen, aber jetzt begriff Sheraptus, dass er hierhergeschickt worden war, um ihm zu helfen. Alles in seinem Leben, die Entdeckung dieser Welt jenseits ihrer eigenen, das Öffnen des Portals, diese Frau … All das waren die Himmelsleute gewesen, die Kontakt mit ihm aufnehmen wollten, ihn baten, zu ihnen zu kommen, ihm sagten, er solle ihre Feinde, diese Dämonen, in Asche verwandeln.
Sein Sieg wäre der ihre. Und ihre
Weitere Kostenlose Bücher