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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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durchsichtigem Eis. Sie waren schwarz und verharrten seit ewigen Zeiten in Leichenstarre. Aus seinen Augen strahlte blaues Licht. Seine Stimme klang hohl.
    »Du hättest nicht zurückkehren sollen, Bruder.«
    Kataria erschauerte, drängte sich an Lenk, wusste nicht, ob sie sich hinter ihm verstecken oder sich schützend vor ihn stellen sollte. Sie versuchte, ihre klappernden Zähne zu fletschen, um bedrohlicher auszusehen. Lenk starrte dem Mann in die Augen. Ihm war kalt. Aber das störte ihn nicht.
    »Und wer zur Hölle sollst du sein?«, wollte Kataria von dem Mann im Eis wissen.
    »Ich bin derjenige, der zurückgeblieben ist, um meine Brüder zu bewachen und für ein Ende dieses Krieges zu sorgen. Ich bin derjenige, der verraten wurde, der Schlächter, der darauf wartete, dass die Welt ihn betrog, wie er es vorhergesagt hatte.«
    »Aha … ist dieser ganze Schwall dein Name, oder gibt es auch eine Kurzform?«
    »Ich hatte einst einen Namen.«
    »Und … was bist du?«, fragte Kataria.
    Er wusste die Antwort, ganz gleich wie sehr er sich auch gewünscht hätte, es wäre nicht so.
    »Er ist ich«, antwortete Lenk. »Sie alle sind ich.«
    »Wer … alle?«
    Als Antwort leuchtete das Eis heller, hell genug, um den Gang zu beleuchten, der sich als Höhle entpuppte. Sie standen auf einem Vorsprung über einem gähnenden Abgrund, der im Nichts verschwand. Und unter ihnen schimmerte ein Dutzend anderer blauer Lichter wie tote Blumen, spiegelte sich in einem Dutzend anderer Sarkophage aus Eis.
    Die Wesen darin schienen in die Dunkelheit zu marschieren, die Schwerter gezückt, mit wehenden schwarzen Mantelschößen und glühenden Augen, deren kalte Wut selbst der Tod nicht dämpfen konnte. Sie waren mitten im Kampf erstarrt, von Pfeilen, Schnittwunden, von allen möglichen Verletzungen übersät. Sie hielten aus, ebenso hartnäckig wie der Tod in der Luft und der Tod unter ihren Füßen. Dämonen, Menschen, die die Bildnisse von Ulbecetonth und dem Haus der Bezwingenden Trinität trugen, sie alle waren längst zu Skeletten verfallen, waren nur noch bleiche Knochen, schon vor langer Zeit in der Schlacht untergegangen, die diese Wesen hier im Eis immer noch ausfochten.
    »Riffid!«, keuchte Kataria atemlos. Sie starrte in den Abgrund.
    »Dieser Name ist Erinnerung«, hub der Mann im Eis an. »Man hat viele Götter in diesem Krieg angerufen. Vergeblich. Wir sind viel zu weit von der Sonne entfernt. Hier unten kann uns kein Gott hören.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Lenk.
    »Hier haben wir dem Kampf ein Ende gemacht. Wir haben allem ein Ende gemacht«, erklärte der Mann. »Die Armeen der Sterblichen haben versagt. Die Zahl der Dämonen war endlos, die Äonen waren allmächtig, die Götter waren taub. Für die Sache der Sterblichen und ihr Haus war alles verloren. Bis er sich entschloss einzuschreiten.«
    »Wer?«, erkundigte sich Kataria. Keiner der beiden Männer antwortete. Sie sah Lenk an. »Wer?«, wiederholte sie ihre Frage.
    Verzweifelte Ungläubigkeit zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Es war eine Aufforderung, ein Flehen, das zu sehen ihm Schmerzen bereitete. Und er wollte das ebenso wenig zugeben, wie sie es wissen wollte.
    »Er«, wiederholte Lenk und wandte sich wieder an den Mann. »Mahalar hat von dir gesprochen, von jenen, welche die Dämonen töteten. Aber ihr habt nur die Schwerter geführt, nicht wahr? Es war er, der euch die Macht gegeben hat, er, der durch euch sprach. Es war er, der die Dämonen tötete und Ulbecetonth in die Hölle zurücktrieb.«
    »Wer er ?«, fragte Kataria erneut.
    »Der Gott der Götter«, antwortete der Mann im Eis. »Er hatte keinen Namen. Genauso wenig wie wir. Er benötigte keinen Namen. Er kam zu dem Schluss, es solle keine Dämonen, keine Götter und keine Herrscher über die Sterblichen geben. Und dass sie die schreckliche Last ihrer Existenz selbst tragen müssten. Unsere Aufgabe war es, ihnen das zu verkünden.«
    »Du sprichst, als wärst du keiner von ihnen, kein Sterblicher.«
    »Ich bin kein Gott. Mein Fleisch verfault unter diesem Eis. Meine Knochen brechen unter seinem Druck. Aber ich bin auch nicht wie sie. Sie hassten ihn wegen seines Verdikts. Sie hassten uns, weil wir es ihnen mitteilten. Sie dienten Menschen und Göttern. Sie wendeten sich gegen uns, hier, in dieser Höhle, in dieser Schlacht, die wir schlugen, um zu dem nassen Thron der Krakenkönigin vorzudringen. Es war ein erbärmlicher Witz. Ohne uns konnten sie Ulbecetonth nicht töten. Sie konnten sie

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