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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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den Trümmern.
    Und dazwischen lag ein Körper.
    Ein Wesen, das aus … Papier bestand. Es war lang und dünn, am Rand etwas ausgefranst, und sah aus, als hätte man es mit einer klebrigen Schere aus einem Stück Pergament herausgeschnitten. Es lag nicht auf den Trümmern. Es faltete sich gerade auseinander. Seine Gliedmaßen waren zusammengefaltet gewesen, damit sie in die Statue passten. Jetzt streckten sie sich und zuckten, wie ein zusammengeknülltes Papier, das sich von selbst wieder entfaltet.
    Das einzig Feste an ihm waren seine Augen. Sie waren schwarz. Schimmerten. Sie lebten. Und sie blinzelten.
    Und dieses Wesen sah sie an.
    Sie fühlte seinen Blick in sich, in ihren Armen, spürte einen brennenden Schmerz, spürte, wie ihr Blut kochte und die Haut sich spannte. Als würde irgendetwas in ihr diesen Blick erwidern. Als versuchte irgendetwas in ihr verzweifelt, aus einer Statue herauszukommen, die aus Haut und Knochen bestand.
    Das Wesen auf der Statue bewegte sich. Alles, was es noch in sich hatte, sammelte sich in der Spitze eines langen, linken Fingers, der mit einem winzigen Zucken kurz von dem Assassinen unmittelbar hinter ihr auf sie deutete.
    Sie spürte, wie etwas in ihrem Inneren explodierte.
    Der Stein unter ihr. Das Blut, das aus ihrer Schläfe sickerte. Seine Arme um ihren Körper, als sie fiel … Sie spürte nichts davon. Die Welt schien mit einer riesigen Welle in sie hineinzurauschen, alle Gefühle drangen unter ihre Haut, in ihr Blut, und setzten sie in Brand.
    Dieses Wesen kannte sie. Dieses Ding aus der Statue kannte sie. Es wusste, dass sie den Geschmack von Alkohol hasste. Es wusste, dass sie vierzehn Jahre ihres Lebens mit einer brennenden Kerze am Bett geschlafen hatte. Es wusste, dass sie einmal Händchen mit einem Mädchen namens Taire gehalten hatte. Und es griff in sie hinein mit einer Stimme ohne Worte und sprach, während es ein mundloses Lächeln lächelte.
    Wie geht es dir, werte Freundin?
    Asper schrie. Sie schrie und konnte doch nichts anderes als diese Stimme hören, während sie sich in Denaos’ Arme schmiegte.
    Denaos sagte nichts. Vielleicht lag da ja etwas in dem Blick seiner Augen, vielleicht war es eine Frage, die er gern gestellt hätte, eine Angst, der er gern Ausdruck verliehen hätte. Aber sie konnte es nicht entziffern. Er trug jetzt eine Maske, tat so, als würde er verstehen, gab vor, sie bräuchte nichts anderes als seine Arme um ihren Körper, spielte ihr vor, er wäre die Art von Mann, dem alle anderen seine Verstellung abnahmen – wenn er sich nur etwas Mühe gab.
    Und vielleicht funktionierte das tatsächlich. Ein bisschen wenigstens.
    Sie bekam wieder Luft. Sie hielt den Atem an. Sie versuchte, nichts zu empfinden. Sie versuchte, nichts zu hören.
    »Geh weg von ihr!«
    Die Stimme kam von den Trümmern; sie klang rau, tot und tat so, als wäre sie genau das nicht. Xhai stolperte heraus. Ihr Hals war zur Seite gebogen, und ihr Gesicht war eine einzige blutige Masse. Aber sie umklammerte ihr Schwert so fest, dass die Knochen ihrer zerstörten Hand sich unter dem Druck wieder richteten. Und sie stieß ein bösartiges Fauchen zwischen ihren zertrümmerten Zähnen hervor.
    »So wird es nicht enden«, knurrte sie. »So werde ich nicht sterben.«
    Denaos blickte kurz auf Asper hinab. Da war etwas in seinem Blick, was ihr sagte, dass es ihn schmerzte, sie sachte auf den Boden gleiten zu lassen, sie loszulassen und sich allein aufzurichten.
    »Und das hast du zu entscheiden?« Denaos drehte sich zu der Carnassia herum.
    »Das hast du entschieden. Als du mich verletzt hast.«
    »Ich habe viele Leute verletzt.«
    »Du wolltest es so.«
    Er zögerte, und eine Maske schien von seinem Gesicht zu gleiten. »Ja.«
    Sie taumelte weiter auf ihn zu, wie eine tote Kreatur, die nur tat, als würde sie noch leben. Als sie den Kopf schüttelte, knackte etwas ekelhaft.
    »Du glaubst vielleicht, du hättest eine Entscheidung getroffen«, erklärte die Carnassia. »Aber für dich und mich gibt es so etwas wie eine Entscheidung nicht. Selbst wenn wir keine Herren hätten, würde es so enden. Ich wusste, wie ich sterben würde, als ich dich getroffen habe.«
    »Wie wirst du denn sterben?«
    »Nachdem ich dich getötet habe.«
    »Ich könnte auf die Idee kommen zu kämpfen.« Denaos ging durch die Kammer, führte sie unauffällig von Asper weg. Die umklammerte ihren Arm und versuchte zu verhindern, dass etwas aus ihr ausbrach. »Ich habe Messer.«
    »Du konntest mich schon zuvor

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