Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Der Kopf der Kreatur flog durch die Luft, und ein Fetzen seiner Haut klemmte noch zwischen den Zähnen. Blut sprudelte aus seiner Schulter.
»Wir haben nicht viel Zeit« , meldete sich die Stimme. »Wir müssen bald zuschlagen.«
»Ja, bevor kein Blut mehr in mir übrig ist«, knurrte Lenk verbissen, während er erneut mit seinem Schwert ausholte.
Machtwort schlug um sich, das Gesicht des verbliebenen Kopfes verzerrte sich vor Wut, während er versuchte, Luft zu holen, um Lenk zu verfluchen. Der Schrei wurde jedoch von seinem Griff erstickt, und der Stängel drohte zu platzen, als die Kreatur sich vergeblich bemühte zu kreischen. Lenk schlug zu, der Kopf flog davon, und der glitschige Stängel rutschte ihm aus der Hand. Die Wut von Machtwort äußerte sich in einem wortlosen, zitternden Jammern und in einem Schauer von schwarzem Blut. Der graue Stängel schwankte noch einen Augenblick blind und ziellos hin und her, versprühte schwarzes Blut über das Wasser, bis er schließlich erschlaffte.
Der Haifisch unter seinen Füßen hörte auf, sich zu wehren, ja, er bewegte sich nicht einmal mehr. Er dümpelte nur noch träge im Wasser und reagierte nicht, als Lenk sein Schwert tief in ihn hineinrammte, um sich daran festzuhalten.
»Gut«, sagte die Stimme. » Jetzt können wir zuschlagen. Sie kommt.«
Er blickte zu den Pfeilern. Ein zweiter Arm tauchte aus dem Wasser auf, packte den anderen Pfeiler und zog. Eine gewaltige Masse von Haar, zerzaust wie ein Büschel Kelp, zwischen dessen gewaltigen Strähnen kleine Fische und Aale zappelten, erhob sich aus der Tiefe. Lenk erhaschte einen Blick auf ein Auge, ein leuchtendes gelbes Auge, das vor Hass glühte, als es ihn betrachtete. Es war in Machtworts Blut gebadet.
»Durch das Auge. Ein einziger Stoß, bevor sie sich ganz aus den Höllenpforten ziehen kann. Das macht ihr den Garaus.«
»Sie wird sterben.«
»Unserer Pflicht wird Genüge getan.«
»Und alles wird gut …«
Die Stimme erwiderte nichts.
Sie reagierte erst, als er einen Blick über die Schulter warf.
» NEIN !«
Er hörte ihre Stimme, bemerkte, wie sie zurückwich, sah, dass ihre blutigen Hände und das Knochenmesser nichts gegen den Speer der Niederling ausrichten konnte, die bereits eine Spur von Tod und Verwüstung hinterlassen hatte.
» Nein, nein! Denk an deine Pflicht. Vergiss nicht, du tust das, um sie zu retten. Wenn du dich jetzt abwendest, stirbt sie trotzdem, und du stirbst ebenfalls.«
Als die Kälte in seinem Körper nachließ, kehrte der Schmerz zurück. Doch immer noch stand er nur da und sah zu, wie Kataria sich mit dem Mut der Verzweiflung auf das Langgesicht stürzte. Sie rammte ihr Messer in einen Spalt in der Rüstung der Frau. Das Langgesicht nahm diesen Stich gelassen hin, als etwas Natürliches, wie es zu einem Kampf eben dazugehörte. Dann schlug sie mit ihrem Schild zu und schleuderte Kataria zu Boden.
» Hör mir zu! HÖR ZU ! Wenn du mich jetzt zurückweist, wirst du mich nie wieder hören. Du wirst ohne mich sterben! Die Welt wird ohne dich sterben! Ohne uns! Wir können sie aufhalten, wir beide zusammen!«
Ein schwarzer Stiefel grub sich in Katarias Bauch, nagelte sie auf den Boden.
»Wir können die Welt retten!«
Ein Speer richtete sich auf ihre Brust.
»Du kannst auch sie retten, wenn du nur …«
Lenk nahm die Dunkelheit wahr.
Dann konnte er plötzlich wieder alles spüren.
Die brennende Wunde in seiner Schulter, das Blut, den Schmerz, die Kälte des Wassers, die Furcht, das Wehklagen in seinem Kopf, die große Leere unter ihm, die sich langsam füllte, als etwas aus der Dunkelheit nach ihm griff, um ihn zu packen.
Das alles jedoch waren Probleme für Männer, die Perspektiven besaßen, Männer mit vornehmeren Zielen, Männer, die so weit ins Licht getreten waren, dass sie den Schmutz nicht mehr sahen, in den sie traten.
Lenk hatte schlichtere Probleme. Und er hatte ein Schwert.
Es war kein Reflex. Es war nicht natürlich. Es war auch nicht leicht, sich aus dem Wasser zu ziehen und sich auf die Niederling zu stürzen. Es war eine blutige und schmerzhafte Angelegenheit.
Er rammte die Niederling mit seiner gesunden Schulter. Trotzdem tat es weh. Sie stürzten gemeinsam zu Boden, landeten in einem Haufen aus hartem Metall. Sein Schwert prallte gegen ihre Rüstung, knirschte auf dem Metall. Die Spitze jedoch fand etwas Weicheres, in das sie eindringen konnte. Er rammte sie tief hinein, bis sie beide blutend auf dem Boden lagen.
Dann bewegte sich nur noch
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