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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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verstehst, darfst du die Tatsache feiern, dass du heute ein bisschen weniger schwachsinnig klingst.«
    Sie bereute fast, dass sie ihn gefragt hatte. »Danke«, sagte sie. »Dass du Lenk nicht erzählt hast … du weißt schon, dass ich ihn umbringen wollte.«
    Er fuhr mit seiner großen Klaue durch die Luft. »Wenn du es noch einmal versuchen solltest … ich bin jederzeit bereit.«
    Sie starrte in das Boot. Wie ein Kind, das sich um die Aufmerksamkeit seiner Mutter bemüht, sprang ihr das geschwungene Holz ihres in Fell eingewickelten massiven Bogens in die Augen. Noch vor einer Woche hatte sie mit dieser Waffe Lenk töten wollen, alle töten wollen, weil sie beweisen wollte, dass sie eine Shict war.
    Sie wusste vielleicht immer noch nicht, wer sie war, wusste nicht mehr, wer Lenk war. Aber sie wusste, dass sie einen Bogen hatte. Sie wusste, dass sie einen Plan hatte. Und sie wusste, dass sie ein Ziel hatte.
    Das sollte fürs Erste genügen.
    »Keine Zeit, um sich über den Rest den Kopf zu zerbrechen«, flüsterte sie leise.
    »Worüber sollte man sich den Kopf zerbrechen?«, murmelte Hongwe neben dem Boot. »Einem unheiligen Buch zu einem Riff zu folgen, in dem es nur so wimmelt von …«
    »Also ehrlich, Hongwe!«, fuhr sie den Gonwa an, »auf die Dauer kann einem diese negative Haltung wirklich die Laune vermiesen.«

5

DRASTIZISMEN
    Magier waren die Elite. Das wurde selbst von Menschen respektiert, die Atem in Eis verwandeln und mit einem Wort Feuer entfachen konnten. Für Bibliothekare war dieser Begriff eine Definition, die ihnen so lange erbarmungslos eingetrichtert wurde, bis sie sich unverrückbar in ihrem Hirn festgesetzt hatte.
    Auch für Bralston hatte dieses Wort Gewicht.
    Elite, das bedeutete Verantwortung, nicht Privileg. Zur Elite zu gehören hieß zu tun, was niemand anders vollbringen konnte. Von Angehörigen der Elite wurde verlangt, danebenzustehen und zuzusehen, wenn Ketzer verbrannt, Abtrünnige zermalmt, klagenden Witwen sämtliches Hab und Gut genommen und Heime verbrannt wurden, um an all jenen ein Exempel zu statuieren, die in den Herrschaftsbereich des Venarium fielen und seine Gesetze nicht respektierten.
    Da Bralston zur Elite zählte, hatte er viele Tote gesehen, in seiner Heimatstadt Cier’Djaal allerdings nur wenige. Ob der Tod nun durch Feuer, rohe Gewalt oder noch Schlimmeres herbeigeführt wurde, Bralston hatte sich davon nie aus der Fassung bringen lassen.
    Bis er die Aufstände erlebte.
    Die Nacht der Hunde , wie manche sie nannten, oder Wohlverdiente Strafe , Die Feuer. Die Aufstände hatten viele Namen. Und doch beschrieben all diese Namen ein und dasselbe: die Nacht, in der die Hundeherrin, die Schutzherrin der gemeinen Einwohner von Cier’Djaal und die Geißel der Verbrechersyndikate, welche die Straßen beherrschten, brutal in ihrem Bett ermordet wurde.
    Die Schakale, die von ihr nahezu ausgelöscht worden waren, ausgemerzt wie der Abschaum, zu dem sie gehörten, übten Rache. An Stadtwachen, Politikern, an Gemeinen und Händlern und Huren, an jedem, der keine Kapuze trug und keine Klinge mit sich führte. Sie nahmen blutige Vergeltung an der Stadt, der es nicht gelungen war, sie endgültig zu vernichten.
    Feuer brannten. Gewalt tobte. Chaos herrschte. Das alles in einem solchen Ausmaß, dass selbst die Elite nur zusehen konnte, wie die Stadt brannte.
    Und nur wegen eines Mannes.
    Des Mannes, der jetzt auf der Lichtung saß, Schultern und Kopf hängen ließ und vor sich hin brabbelte wie ein gewöhnlicher Trunkenbold. Was er auch ist, rief sich Bralston ins Gedächtnis. Vielleicht war er einmal mehr gewesen, als er sich das Vertrauen der Hundeherrin erschlichen und sie in jener Nacht abgeschlachtet hatte, doch das war schon lange her. Er war ein Säufer, ein Verbrecher, Abschaum.
    Bralston dagegen gehörte zur Elite.
    Er wurde an das Gewicht dieses Wortes erinnert, als er die Lichtung betrat.
    Der Mann hob den Kopf.
    »Asper?« Die Stimme des Assassinen klang brüchig und rau.
    »Nein«, erwiderte Bralston.
    »Oh.« Denaos blickte wieder vor sich in den Sand. »Ihr.«
    Bralston starrte auf seinen Hinterkopf. Er konnte das Gesicht des Mannes zwar nicht sehen, aber alles andere an ihm schrie seine Schuld förmlich heraus: die hängenden Schultern, die einmal so breit gewesen waren, als sich die Hundeherrin an ihn gelehnt hatte, die Mähne rotblonden, immer wieder gefärbten Haares. Die Stimme, die charmant und schmeichlerisch Gift in die richtigen Ohren geträufelt hatte.

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