Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
»Der schon bald Genüge getan werden wird.«
Schweigen.
Dann Gelächter. Es war kein sadistisches Lachen und auch kein überhebliches Grölen. Es war ein humorloses Lachen, wie über einen Witz, der nicht komisch ist und schon viel zu oft erzählt wurde.
»Und da habt Ihr bis jetzt gewartet?« Der Assassine lachte leise in sich hinein. »Nun, das war ziemlich dumm von Euch.«
Bralstons Schrei ging in dem Donnerschlag unter, als seine Magie für ihn sprach, wurde vom Kreischen des Blitzes übertönt, als er herumwirbelte und seine Finger auf den Mann richtete. Seine Macht kannte keine Gnade, eine zuckende Schlange aus Elektrizität, die sich nur zu gern austobte, alles auf ihrem Weg gierig fraß. Sie wirbelte Sand auf, zersplitterte den Baumstamm, hinterließ versengte Erde und verbrannte Luft.
Und sie hinterlässt, Bralston zog die Augen zu einem schmalen Schlitz zusammen, keine Leiche.
Der Mann war verschwunden, aber nur aus seinem Blickfeld. Er würde nicht flüchten, nicht nach allem, was er Bralston gesagt hatte. Der Gestank von Schnaps und Schuld schwebte noch über der Lichtung, wenngleich auch kaum wahrnehmbar.
Bralston hatte weder Talent für Subtilität noch das Bedürfnis danach.
Die Niederling war voller Hass, im Tod wie im Leben.
Sie hatte die heiße Klinge gehasst, die ihren Leichnam sezierte, hatte jedem Schnitt Widerstand geleistet. Die Flammen, die jetzt an ihr fraßen, die purpurnes Fleisch verzehrten, das schon lange rußgeschwärzt war, taten es mit quälender Langsamkeit. Asper war davon überzeugt, dass die Seele dieser Kreatur, in welchem Nichts sie auch lauern mochte, sie immer noch hasste.
Man kann es ihr kaum verübeln, dachte Asper. Sie musste zugeben, dass auch sie selbst nicht viel Verständnis für jemanden aufbringen würde, der sie sezierte, zerhackte und anschließend verbrannte. Außerdem tat es ihr nicht im Geringsten leid, dass sie dem Langgesicht all dies zugefügt hatte.
Sie war eine Niederling. Die brutale Angehörige einer brutalen Rasse, die blindlings mordete, auf Befehl eines brutalen, finsteren, schmierigen, entsetzlichen, grinsenden, immerzu feixenden Monsters mit brennenden Augen, scharfen Zähnen und einem selbstgefälligen Lächeln, wenn er seine Finger in …
Sie schloss die Augen.
Immer wenn sie diesen Gedanken nachgab, kehrten sie unweigerlich zu jener Nacht zurück, zu der Kreatur, die unter dem Namen Sheraptus bekannt war, und zu dem, was er ihr angetan hatte. Jeder ihrer Sinne fühlte sich beschmutzt, wenn sie nur an ihn dachte. Ihre Augen schienen versiegelt zu sein, aus Angst, sein breites Grinsen sehen zu müssen, ihre Ohren wurden von ihren Händen beinahe zerquetscht, aus Angst, sein Schnurren zu hören, und ganz gleich, was sie auch tat, sie konnte die Erinnerung, das Gefühl seiner Berührung weder unterdrücken noch ignorieren noch ausschließen.
Der Berührung durch seine beiden langen Finger.
Ebenso wenig konnte sie vergessen, wie sie um Hilfe geschrien hatte, nach irgendjemandem. Nach Kataria, die geflüchtet war. Nach Denaos, der zu spät gekommen war. Nach den Göttern, die nicht geantwortet hatten.
Vielleicht hat die Niederling ja auch nach jemandem gerufen, als sie starb, überlegte Asper gleichgültig. Vielleicht hatte sie nach Sheraptus gerufen, als Lenk sie mit seinem Schwert tötete.
Sie wusste nicht genau, warum sie immer noch auf den Leichnam starrte.
Als sie Schritte hörte, drehte sie sich nicht um. Sie wollte im Moment niemanden sehen, keinen Mann, keine Frau, keinen Drachenmann und auch keinen Echsenmann. Jetzt nicht und auch später nicht. Nie wieder.
»Wo ist Denaos?«
Lenk. Auch wenn er nicht der Schlimmste von denen war, die sie erwartet hatte, lohnte es sich nicht, sich zu ihm umzudrehen.
»Nicht hier«, antwortete sie ungehalten.
»Das sehe ich«, gab Lenk zurück. »Ich hatte gehofft, du wüsstest vielleicht, wo er ist.«
»Gariath kann Ratten aufspüren. Ich nicht.«
»Ah, nennst du ihn jetzt eine Ratte?«, fragte Lenk. »Ich hatte bislang den Eindruck, du hättest liebevollere Namen für ihn.«
»Ich habe ihn einen dreckfressenden Vagabunden genannt, der lügt, wenn er den Mund aufmacht, und den man ihm deshalb schon längst hätte schließen sollen.«
»Trotzdem«, meinte Lenk.
Das folgende Schweigen war zwar peinlich, aber besser, als zu reden. Und außerdem war es viel zu kurz. Lenks Blick glitt zu der brennenden Niederling.
»Was hast du herausgefunden?«, erkundigte er sich.
»Nichts
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