Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
davon Kataria die Tränen in die Augen trieb, grinste sie. Sie sah Gariath an und deutete mit dem Kinn auf den Zuber. Herausfordernd erwiderte der Drachenmann ihren Blick, bevor er grollend seine Hand über den Innereienmatsch hielt. Er bohrte eine Kralle in seine Handfläche und schlitzte sich die Haut auf. Blut quoll heraus und tropfte auf die Gedärme.
Lenk betrachtete das Ritual mit erhobenen Brauen, bis er es nicht mehr ertragen konnte. Er drehte sich zu der Shict herum.
»Kataria«, sagte er schlicht. »Warum?«
»Ich habe einen Plan«, erwiderte sie.
»Sollte ich die Einzelheiten kennen?«
»Ob du sie kennen solltest? Unbedingt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber willst du es auch?«
»Na prima.« Er seufzte und rieb sich den Nacken.
Sie konnte nicht anders, sie musste grinsen. In Momenten wie diesem, wenn er sie anstarrte, als überlegte er, was er wohl getan hatte, um mit ihrer Gegenwart gestraft zu sein, erinnerte sie sich daran, wie er vor jener Nacht gewesen war. In seiner Verzweiflung war er wieder Lenk, und darüber musste sie lächeln.
Vermutlich sollte sie sich genau deswegen eigentlich eher Sorgen machen.
»Dann sag mir wenigstens eins«, meinte er. »Wer muss draufgehen, damit dieser Plan funktioniert?«
»Wenn man es positiv sieht?«
»Wenn man es realistisch sieht.«
»Nun, niemand muss draufgehen«, antwortete sie und lächelte strahlend.
Vielleicht war sein Sinn für Humor genauso makaber, oder etwas in ihm war zu stark, als dass die Gleichgültigkeit, die er in den letzten Tagen zur Schau trug, es verbergen konnte. Jedenfalls sah er sie an, und auch wenn es nur eine kurze, flüchtige Regung war: Er grinste.
»Du musst nicht alles wissen.« Sie streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter. »Vertrau mir.«
Unmittelbar bevor ihr bewusst wurde, was sie da gerade gesagt hatte, war Lenk wieder verschwunden. Sein Grinsen erlosch, seine Augen erloschen, er selbst erlosch vollständig, und nur ein ausdrucksloses Starren blieb zurück. Neben ihm zu stehen bedeutete, vor Kälte zu frösteln, daher wandte sie sich ab.
»Wo ist Denaos?« Lenk würdigte sie keines Blickes. »Ich muss ihm etwas sagen, bevor wir ablegen.«
»Ratten kriechen mit Ratten herum«, antwortete Gariath. »Er ist bei der Heulenden und dem Launischen.«
Die jüngste Entscheidung des Drachenmannes, Asper und Dreadaeleon von »der Langen« und »dem Kurzen« in »die Heulende« und »den Launischen« umzubenennen, war nicht unbedingt ein Kompliment.
»Ich werde ihn schon finden«, sagte Lenk und setzte sich in Richtung Wald in Bewegung.
Kataria blickte ihm nach. Selbst wenn er nichts gesagt hatte, schwebte die Anschuldigung noch in der Luft, wo er gerade eben gestanden hatte. So wie immer, wenn er sie ansah.
»Du fühlst dich schuldig«, bemerkte Gariath, dem es offenbar ganz ähnlich ging.
»Du etwa nicht?« Sie drehte sich herum. »Du hast ihn genauso im Stich gelassen wie ich. Wir alle haben ihn auf diesem Schiff dem Tod überlassen.«
»Ich habe keine Gewissensbisse«, erwiderte er, packte den Zuber mit den Eingeweiden und wuchtete ihn auf das Boot. »Ich bin verschwunden, weil ich wusste, dass er nicht sterben würde. Und selbst wenn ich nicht gewusst hätte, dass er überleben würde, hätte es mich nicht gekümmert, wenn er gestorben wäre.« Er drehte den Kopf und richtete den Blick seiner schwarzen Augen auf sie. »Warum?«
Sie zuckte zusammen. »Warum was?«
»Warum fühlst du dich schuldig?«
»Das ist ein Gefühl, das unter all jenen von uns, die keine Reptilien sind, weit verbreitet ist«, murmelte sie, als sie steifbeinig zur anderen Seite des Bootes ging.
»Aber nicht unter den Shict.«
»Willst du mich einschüchtern?«, fauchte sie. »Versuchst du, mir zu sagen, ich wäre keine Shict, wie du es schon einmal versucht hast? Diesmal wird es nicht funktionieren.«
»Als ich das an jenem Tag sagte, bist du weggelaufen«, gab Gariath zurück. »Jetzt fletschst du deine kleinen Zähne. Ich hätte dich an diesem Tag fast umgebracht. Heute kann ich es zu Ende führen.«
»Ich habe keine Angst vor dir.«
»Das sollten Shict aber.«
Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber über ihre Lippen drang kein Wort. Stattdessen runzelte sie die Stirn. »Bist du philosophisch veranlagt oder einfach nur dumm?«, brachte sie schließlich heraus.
»Das ist dasselbe. Trotzdem, ich sage nie etwas, das keinen Sinn ergibt.« Er wandte sich ab, um irgendeine Arbeit zu erledigen. »Falls du das
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