Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
wiederholen, dachte Denaos. Es war nicht leicht, mit einem Mann zu streiten, der im Recht war, selbst wenn dieser Mann nicht in der Lage gewesen wäre, Bäume einfach nur durch eine Handbewegung und ein Wort explodieren zu lassen.
Er sprach ein weiteres Wort , es donnerte erneut, und wieder gab es eine Explosion. Diesmal traf es einen Baum, der etwas weiter entfernt war. Wenigstens wusste der Bibliothekar nicht, wo sich Denaos befand. Aber das war nur ein schwacher Trost. Denn die Lichtung war klein, so wie die gesamte Insel, und es gab nicht viel Vegetation, in der er sich hätte verstecken können.
»Du hast sie alle umgebracht.«
Er erwartete fast, dass der Magus diesen Gedankengang endlich zu Ende brachte, den er so häufig bemühte. Er wartete darauf, dass Bralston seine Magie benutzte, um seinen Schädel zu öffnen, seine Gedanken zu lesen und ihm mitzuteilen, er solle zur Hölle fahren.
Das ist einfach lächerlich, sagte sich Denaos. Magier glauben nicht an die Hölle. Und sie können auch keine Gedanken lesen. Das wäre albern. Trotzdem können sie deinen Kopf explodieren lassen und dann das lesen, was von deinem Hirn auf den …
Ein weiteres Wort ertönte auf der Lichtung.
Ach ja. Der ist ja auch noch da.
Dem Wort folgte das augenblickliche Ende des Wäldchens. Alles rechts von Denaos, alles Braune, Grüne sowie die weiche Erde wurden von fauchenden Flammen verzehrt. Das Feuer jubilierte mit glühender Zunge und drängte ihn dazu, aufzuspringen und wegzulaufen.
Der Assassine zwang sich, auf Händen und Knien wegzukriechen, während das Feuer die Welt hinter ihm verzehrte. Der Baum ächzte, zerbarst und krachte in einem Sprühregen aus glühenden Splittern zu Boden, als das Feuer ihn von seinem Elend befreite. Erstickende Rauchwolken bildeten sich.
Er wird dieses ganze verdammte Wäldchen niederbrennen, dachte Denaos. Zerstreut wünschte er sich, er würde die Natur mehr lieben, damit er diese Strategie verurteilen konnte, und sei es auch nur aus moralischen Gründen.
Vielleicht liebte jedoch Bralston die Natur mehr, als er dachte, oder aber er konnte doch Gedanken lesen. Denn im selben Moment erlosch das Feuer, glitt zurück in die Körperöffnungen, aus denen der Magus es hervorgespien hatte. Nur rauchverhangener Himmel und aschebedeckte Erde blieben zurück.
Und beide konnten nicht verhindern, dass Denaos die folgenden Worte ganz klar verstehen konnte.
»Ich kannte dich nicht besonders gut, als du dich als Ratgeber der Hundeherrin ausgegeben hast«, hallte Bralstons Stimme über die Lichtung. »Natürlich habe ich dich gesehen, habe sogar deinen Blick aufgefangen, als sie das Venarium um Hilfe gebeten hat. Ich wusste damals nicht, wer du warst und was du der Stadt und ihren Bewohnern antun würdest.«
Er will, dass ich antworte, dachte Denaos, während er unter einen Busch glitt und zwischen den Blättern hindurchspähte. Der Magus betrachtete den Rand des Waldes. Er will, dass ich seinen Provokationen auf den Leim gehe. Er glaubt, dass er mich nur beleidigen muss, damit ich auf ihn hereinfalle. Du solltest zu ihm gehen und ihm zeigen, was du davon …
Oh, das war nun wirklich ziemlich schlau von ihm, was?
»Aber jetzt kenne ich dich«, fuhr Bralston fort. »Ganz gleich, welchen Namen du angenommen hast, welche Person zu sein du vorgibst. Ich habe dich gesehen. Du bist klug genug, um zu wissen, dass du mir nicht entkommen kannst. Und wir beide wissen, dass ich dich jagen werde, wenn du jetzt flüchtest, und dass deine Gefährten mir helfen werden, sobald sie die Wahrheit erfahren haben.
Noch wichtiger ist jedoch«, fuhr der Magus fort, »dass du ein Mann bist, der betet. Ich habe keine Ahnung, welche Götter du anflehst, und ich will nicht lügen und behaupten, ich wüsste, was sie antworten. Ich weiß nicht, ob sie dir jemals vergeben werden.« Er holte tief Luft und senkte den Blick. »Aber worauf auch immer du hoffst, an welchen Ort auch immer du gehen willst …«
Er hob den Kopf und sah zu Denaos hinüber. Ihre Blicke begegneten sich.
»Deine einzige Chance besteht darin, dich für das zu verantworten, was du getan hast. Und zwar hier. Und das Urteil durch meine Hand zu akzeptieren.«
Der Blick des Magus’ verharrte einen Herzschlag lang, bevor er wegsah. Er hatte den Assassinen nicht bemerkt. Denaos wünschte sich fast, es verhielte sich anders.
Und trotzdem fragte er sich, ob es diesmal vielleicht zu spät war.
Vernünftige Männer wurden von Logik gesteuert. Es war dieselbe
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