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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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erklärte sie. »Weder an Männer noch an Frauen oder Götter.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte davon, fegte durch das Dorf und scheuchte die Echsenmänner vor sich her. Denaos schnalzte mit der Zunge und blickte wieder auf seine Klinge, spürte, wie sie in ihrer Scheide an seinem Handgelenk zuckte und versuchte, ohne sein Zutun herauszukommen.
    Lenk liegt gar nicht so falsch, sagte er sich. Selbst wenn sie niemals wieder eine Klinge heben kann, heißt das noch lange nicht, dass sie den Tod nicht verdient hätte. Natürlich könnte man dasselbe über dich sagen, und es wäre eine moralische Verpflichtung, dir selbst die Kehle durchzuschneiden, nachdem du es bei ihr getan hast.
    Er schloss die Augen und holte tief Luft.
    Genau deshalb hat Lenk dir befohlen, es zu tun, oder? Denn Moral ist für dich ja kein Problem.
    Er stand auf und ließ die Klinge locker in der Hand herunterhängen, als er sich zur Tür umdrehte.
    Es zu leugnen, hat nicht viel Sinn, oder?
    Er hielt inne, als ein Geräusch an sein Ohr drang. Asper kam zurück, aber er machte sich nicht die Mühe, sich zu rühren. Sie stieß ihn grob zur Seite und fluchte wütend.
    »Eine Viertelstunde«, erklärte sie. »Danach kommst du rein.«
    Schieb dich an ihr vorbei, sagte er sich. Als er sich immer noch nicht rührte, wurde er energischer. Geh jetzt da rein und schneide dem Langgesicht vor ihren Augen die Kehle durch. Dann beichte. Dann lass dir die Sterbesakramente geben und stirb. Er rührte sich immer noch nicht und verfluchte sich dafür. Du machst die Sache nicht einfacher, wenn du dich von ihr aufhalten lässt, das weißt du. Das bringt doch auch nicht viel.
    Tat es auch nicht. Aber es genügte, um den Willen aufzubringen, sich umzudrehen und ins Dorf zu schlendern. Dabei überlegte er, welcher Echsenmann möglicherweise noch genug guten Willen oder auch genug Furcht aufbrachte, ihm etwas zu trinken zu geben. Das war eine Wohltat; eine kleine, letztlich bedeutungslose und alles andere als harmlose Wohltat.
    Was Verdrängung oft war.
    Ein Funken. Ein elektrischer Schlag. Ein kurzer Pikser mit einer Nadel, gerade genug, um sie aus ihrer tagelangen Betäubung zu reißen. Gerade genug, um ein paar kurze Worte in einer Sprache zu sprechen, die nur er sprach und die nur sie verstand. Sie zuckten durch ihren Verstand und waren verschwunden.
    »Wurde auch Zeit«, murmelte sie.
    Semnein Xhai bewegte ihren Hals. Sie hörte, wie nach einem befriedigenden Knacken das Leben in ihren Nacken und ihre Schultern zurückkehrte. Sie zog an ihren Fesseln und spürte, wie sie sich zuzogen. Aber sie waren schwach. Ihr Arm war zwar verstümmelt, aber es war trotzdem ihr Arm. Ihre Muskeln zuckten und ächzten gierig unter ihrer Haut, wütend und in einer wortlosen Sprache, die übersetzt bedeutete: »Töte sie alle.«
    Sie spitzte die Ohren. Sie hörte Stimmen. Diesmal reale Stimmen: das schwache, keuchende Ausatmen, als Worte geäußert wurden, die sie nicht in ihrem Kopf spürte. Eine Stimme sprach ruhig und demütig, versuchte so zu tun, als wäre sie es nicht. Das war die Stimme dieses weiblichen Abschaums. Eine andere Stimme antwortete, kalt und hart wie ein Stück Metall; seine Stimme.
    Seine Stimme war kalt und hart und versuchte sich einzureden, sie wäre es nicht. Seine Messer waren unverschämt und kühn, waren all das, was er sein sollte. Seine Füße eilten auf sie zu. Seine Hand packte sie.
    Nein, es war nicht seine Hand. Nicht er berührte sie. Und beim Anblick der Person, die da vor ihr stand, fiel Semnein Xhai noch ein anderes Wort ein, das übersetzt »töte« bedeutete.
    »Du.«
    Alles an dem Abschaum strahlte Schwäche aus. Sie sickerte aus ihren Augen. Sie fiel von ihren zitternden Händen. Xhai wusste es, weil sie die Furcht spüren konnte, das Zögern, unter dem all jene Kreaturen litten, die glaubten, sie bestünden aus mehr als faulendem Fleisch und sterbendem Atem.
    Der Abschaum wusste es ebenso wie sie selbst; das war schon daran erkennbar, wie sie sich gewollt mutig vor die Niederling setzte. Sie wusste, dass ihre Bewegungen nicht zielstrebig waren, sie starrte sie an und wusste, dass keine Courage in ihrem Blick lag.
    Sie belog sich selbst, versuchte eine Schwäche zu verbergen, die sie nicht hinter einem Blick verstecken konnte, der, wie sie ja wusste, nicht kalt war. Ein Blick, den sie überallhin richtete, nur nicht auf Xhais milchig weiße Augen. Sie blickte mit gespielter Strenge auf eine purpurne Stirn, ein langes Kinn,

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