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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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mochten ihn ja eine gut konzipierte Maschine nennen, damit sie selbst erleuchtet wirkten, aber niemand, der einen Blick auf diese Landkarte aus Adern und Sehnen warf, konnte sie ernsthaft planvoll entworfen nennen. Sie mochten vielleicht behaupten, dass aus dieser Maschine Magie käme, dass sie denselben Gesetzen folgte, aber niemand wusste genau, wie sie funktionierte.
    Ansonsten würde Dreadaeleon wohl schwerlich gerade dabei sein zu sterben.
    »Wir geben zu, dass die Venarie bestimmten Regeln und Vorschriften folgt«, dozierte er mitten auf dem leeren Dorfplatz. »Wir geben weiterhin zu, dass sie einen Austausch verlangt: Macht gegen Energie. Die Energie muss aus dem menschlichen Körper kommen. Wir räumen ebenfalls ein, dass diese Energie nicht ohne eine Gegenleistung gegeben werden kann. Das erklärt die Gesetze, die ihren Gebrauch regulieren.
    Gestehen wir außerdem zu, dass der Körper und die Venarie, die er kanalisiert, eine Einheit sind, so müssen wir gleichermaßen zugeben, dass der Körper ebenso die Venarie beherrscht wie die Venarie den Körper.« Er schmatzte. Seine Zunge fühlte sich trocken an. »Und in unserer Überheblichkeit vergessen wir oft, dass unser Wissen vom Körper noch sehr lückenhaft ist. Dutzende von Prozessen durchströmen uns, und derselbe Prozess, der das Strömen der Emotionen regelt, kann auch die Kanalisierung der Venarie beeinflussen.
    Denn stimmt es nicht, dass ein Magus, der die Magie mit Wut wirkt, fehlgeleitet und leichtsinnig ist? Entspricht es nicht der Wahrheit, dass Sorge und Verzweiflung den Fluss der Magie beeinflussen können? Ist das etwa nicht der Grund dafür, dass wir Disziplin und Selbstbeherrschung so hoch schätzen? Vielleicht sind es diese Dinge, diese … diese Emotionen, die …« Er blinzelte, und scharfe Flüssigkeit brannte in seinen Augen. »Verzeihung. Also vielleicht ist diese emotionale Taubheit, welche den Zerfall verursachen kann, ein Stillstand des magischen Flusses. Und vielleicht ist es ja auch eben… ebendiese Emotion, die heilen oder … oder …«
    Seine Augen schwammen förmlich in Wasser; er atmete rasselnd, blubbernd, während leise Schluchzer sich ihren Weg durch den dicken Kloß bahnten, der ihm die Kehle zuzuschnüren drohte.
    »Ich will einfach nicht … ich will einfach nicht sterben«, sagte er leise. »Das will ich wirklich nicht. Ich habe noch vieles hier zu erledigen und … außerdem gibt es da ein Mädchen und … noch andere Sachen. Ich kann nicht einfach sterben. Ich kann auch nicht zum Venarium zurückgehen und einfach dort warten, bis ich sterbe. Lasst mich einfach … lasst mich etwas versuchen. Lasst mich versuchen, diese Geschichte zu begreifen und … und …«
    Er holte scharf Luft und kniff die Augen zusammen. Dann machte er eine steife Verbeugung.
    »Ich danke Euch im Voraus dafür, dass Ihr diese Theorie überhaupt einer Betrachtung unterzieht.«
    Er öffnete die Augen wieder. Ein aufgeblähtes gelbes Auge von der Größe einer Pampelmuse erwiderte seinen Blick. Nach einem Augenblick rotierte das andere Auge des Owauku in seiner Höhle, sodass Dreadaeleon jetzt im Fokus beider Augen war. Vielleicht hatte er ja schon nach dem ersten Satz aufgehört, dem Jüngling überhaupt zuzuhören. Wenigstens hatte er dabei aber höflich ein Auge auf den Magus gerichtet gelassen, während sich das andere etwas Interessanteres gesucht hatte.
    Es fällt schwer, ihm das zu verübeln, sagte er sich. Sieh ihn dir doch an. Ein Bierfass auf Beinen mit zwei riesigen Augäpfeln. Wahrscheinlich ist sein Tag prallvoll von aufregenden Ereignissen. Jedenfalls war das von vornherein eine dumme und demütigende Übung. Weiterzumachen würde nur …
    »Also«, unterbrach er seinen Gedankengang, »was hältst du davon?«
    »Hä?«, erkundigte sich der Owauku.
    Ja, genau.
    »Zugegeben, das Ende könnte man noch etwas aufpolieren«, antwortete er laut und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich meine die Sache mit dem … Weinen und Betteln und dergleichen. Aber letztlich ist die Theorie vernünftig und die Schlussfolgerung gut begründet. Bralston kann sie nicht einfach abschmettern, ohne ernsthaft darüber nachzudenken.«
    Der Kopf des Owauku nickte schwerfällig auf und ab. Sein Schädel war nicht groß genug, um die riesigen Augen bequem aufzunehmen, aber gleichzeitig auch nicht klein genug, um den feinen Unterschied zwischen Höflichkeit und Verständnis zu vermitteln.
    »Also«, fuhr Dreadaeleon fort. »Was meinst du? Sollte ich meine Hypothese

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