Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
kümmert mich auch nicht. Du verdienst den Tod. Er sollte dich töten. Ich hätte dich töten sollen, damals … auf dem …«
Sie schüttelte sich und unterdrückte das Wort.
»Ich weiß nicht, warum du nicht schon längst tot bist. Aber du bist nicht tot. Und wer auch immer dich tötet, so leicht wird es für ihn nicht sein. Es wird nicht einfach nur mit einem Seufzen geschehen, wie es eigentlich hätte passieren sollen.« Sie holte tief Luft und hielt einen Augenblick den Atem an. »Also, sag es. Gib mir nur einen Grund, erzähl mir eine Lüge, sag mir, dass es nicht unbedingt so hätte kommen müssen.«
Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Lücken in den Schilfwänden. Der Sand verschob sich unter Aspers Füßen, als sie vorsichtig auf der Stelle trat. Xhai starrte sie an. Keiner wusste auf diese Frage eine Antwort. Schließlich atmete Asper aus und senkte den Kopf.
»Das ist es also. Es hat also immer genauso kommen sollen.«
»Nein.«
Asper drehte sich um.
Xhai bedauerte kurz, dass sie nur einen kurzen Moment genießen konnte, wie der starre Blick des Abschaums zu zerbrechen schien, bevor der Rest ihres Gesichts unter einer purpurnen Faust verschwand. Aber es war ein Moment, in dem Zuversicht und Kälte des Abschaums zerbrachen und nichts als Schwäche übrig blieb, Schwäche, die man in den Staub treten musste. Der Moment genügte, um ihr wenigstens ein Lächeln zu entlocken.
»Es sollte leicht sein«, meinte Xhai und rieb sich die Knöchel ihrer verunstalteten Hand. Die Knochen unter der zerfetzten purpurnen Haut knirschten; der Arm war zwar verstümmelt, aber die Knochen knackten immer noch. »Es sollte bedeutungslos sein.«
Aspers weit aufgerissene Augen verrieten ihre Furcht. Aber die Furcht war nicht groß genug, ihre Füße aufzuhalten, als sie sich hastig aufrappelte und zur Tür rannte. Xhai machte sich nicht die Mühe, sie zu verfolgen. Denn das war nicht nötig.
Weil hinter ihr ein großer, wenn auch schmutziger Stuhl stand.
Sie packte ihn schnell, und ebenso schnell flog er durch die Luft. Er zersplitterte auf dem Rücken des Abschaums und schleuderte die Frau zu Boden. Sie rollte sich stöhnend herum, die Hand nach der Tür ausgestreckt; sie war noch nicht tot.
Gut. Denn sie verdiente es auch nicht. Nicht so schnell und nicht auf diese Art und Weise.
Nicht, solange jemand anders sie unbedingt lebendig haben wollte.
Xhai ging zu ihr, stemmte ihr einen Fuß ins Kreuz und packte ihr Haar. Der Schrei des Abschaums war nicht laut genug, um das knackende Geräusch in ihrem Hals zu übertönen, als Xhai ihren Kopf zurückzog. Das Genick würde gleich brechen, und der Kopf war so nah, dass Xhai auf ihre blutige Nase, ihren gebrochenen Blick und die Schwäche starren konnte, die ihr aus jeder Pore drang.
Ganz nah.
»Aber das … das hier hat Bedeutung«, erklärte Xhai. »Das hier ist etwas, das wehtut. Das hier ist …« Sie kniff die Augen zusammen und riss einmal am Haar des Abschaums. Ihr Schrei bereitete ihr jedoch keine Genugtuung. »Er würde es wissen.«
Der Arm der Niederling zuckte, und das Gesicht der Frau krachte auf die Erde. Der Unrat erstickte den Schrei, ihren Kampf, erstickte alles bis auf ihr Atmen. Der Abschaum lag in einem nicht ausgehobenen Grab, ohne sich zu rühren. Aber sie war am Leben.
»Auch dafür gibt es einen Grund«, murmelte Xhai. Sie packte den Abschaum an ihrem Gürtel, hob sie mühelos hoch und warf sie sich über die Schulter. »Und der Grund ist, dass Meister Sheraptus dich lebend haben will.«
Sie schlug den Lederlappen vor der Tür beiseite und trat ins Sonnenlicht hinaus. Diese grünen Dinger sahen sie, schrien auf und rannten davon; es waren schwache Kreaturen, die keine Rolle spielten. Ihr Blick richtete sich auf den fernen Strand, auf das blaue Meer und die dunklen Umrisse am Rand des Horizonts.
Schwarze Schiffe, deren Mannschaften zu ihr gehörten; es waren jene, die denselben Funken in ihrem Hinterkopf gespürt hatten, die denselben Ruf ihres Meisters vernommen hatten. Sie kamen hierher, um sie zu holen. Sie kamen auf seinen Befehl.
So wie alle Niederlinge ihm folgten, auch sie selbst, ohne jemals nach dem Grund zu fragen.
»Alles Theorie«, sagte er leise.
Dreadaeleon hob seine Hände ins Licht und betrachtete sie. Er zog die Augen zu Schlitzen zusammen und versuchte, das Blut zu erkennen, das durch seine Finger strömte.
Der menschliche Körper war wahrhaftig eine willkürlich zusammengewürfelte Schweinerei. Die Mitglieder des Venarium
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