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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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abschätzen, wie lange sie im Nebel gesegelt waren. Zeit schien auch etwas zu sein, was dem Nebel gleichgültig war.
    Alles innerhalb des Nebels war grau, eine undurchdringliche monochrome Masse, die sie umgab. Lenk wunderte sich, dass sie dennoch nicht bedrückend wirkte. Offenbar machte sich der Nebel nicht die Mühe, jemanden zu erdrücken, ebenso wenig wie er sich für den Anbruch der Nacht interessierte oder das Mondlicht oder einen Himmel jenseits seines eigenen endlosen Graus.
    Die einzige Ausnahme bildete das Meer. Das Meer nahm der Nebel wahr, wie ein alter Mann einen alten Baum registriert … gleichgültig und ohne Interesse an der Welt um sich herum. Aus demselben Grund gewährte der Nebel dem Meer das Privileg, als Geräuschquelle zu dienen. Er erlaubte das leise Plätschern der Wellen, auf denen das Schiff dümpelte, das zarte Zischen, mit dem die Gischt sich auflöste.
    Nur das feuchte Platschen, wenn eine Handvoll blutiger Insekten-Innereien über die Reling geworfen wurde, störte diese Stimmung ein wenig.
    Lenk kämpfte gegen den Ekel an, während er beobachtete, wie Katarias Plan umgesetzt wurde. Der Arm der Shict war von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen mit schimmerndem, klebrigem Schleim bedeckt, was ihr jedoch nicht das Geringste auszumachen schien. Mit einer beunruhigenden und nahezu mechanischen Monotonie griff sie in den Eimer und warf eine weitere Handvoll Käfergedärm über die Reling. Die Eingeweide gesellten sich zu der langen Reihe von Innereien, die hinter ihnen auf dem Wasser trieben.
    Sie nickte, als es platschte, und wischte sich die Hände aneinander ab, als hätte das eine reinigende Wirkung.
    »Ich lasse das hier eine Weile wirken, dann werfe ich die nächste Ladung hinein«, erklärte sie und drehte sich zu Lenk herum. »Ich hoffe nur, dass unser Vorrat reicht. Sonst müssen wir anfangen, etwas anderes über Bord zu werfen, das stinkt und schwabbelig ist, und abwarten, ob es funktioniert.«
    Lenk musterte sie einen Moment. »Sag mal, denkst du dir diese Worte, mit denen du mich erschrecken kannst, eigentlich extra aus, oder fallen sie dir einfach spontan ein?«
    »Es war eine lange Reise«, sagte sie. »Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken. Aber das ist nicht so wichtig.« Sie deutete mit dem Kinn in seine Richtung. »Wie geht es deiner Schulter?«
    Da du es ansprichst, antwortete Lenk in Gedanken, sie fühlt sich verblüffend gut an. Obwohl ich versucht habe, mich selbst zu kauterisieren, und mich der Gefahr einer gefährlichen Infektion ausgesetzt habe, spüre ich keinerlei Schmerzen. Nicht mal das Gelenk ist steif. Was vielleicht erklärbar ist, in Anbetracht der Stimme in meinem Kopf, die ununterbrochen »Du wirst keinen Schmerz empfinden« leiert.
    Er blinzelte, als er merkte, dass sie ihn erwartungsvoll anstarrte.
    Wahrscheinlich sollte ich das nicht sagen.
    »Ganz recht«, meldete sich die Stimme in seinem Hinterkopf.
    Mit dir habe ich nicht gesprochen.
    »Sag ihr nichts. Sie muss es nicht wissen. Sie muss auch nichts hören. Sie wird sterben. Unsere Pflicht wird erfüllt werden.«
    »Also … was jetzt?«, fragte Kataria nach einer Weile. »Verdattertes Schweigen bedeutet … Gut? Schlecht?«
    »Gut«, antwortete er.
    »Fein. Denn wir werden deine Schulter für den Plan brauchen.« Sie wandte sich an Gariath, der am Ruder saß und mit seinen Klauen konzentriert etwas bearbeitete, das in seinem Schoß lag. »Und das da.«
    Obwohl Lenk sich geschworen hatte, seinen Blick niemals mehr auch nur in die Nähe des Schoßes dieses Drachenmannes zu richten, sah er jetzt unwillkürlich dorthin. Auf Gariaths Kilt lag ein Speer, lang und dick und aus recht zerbrechlich wirkendem Holz. Der Drachenmann war damit beschäftigt, ein Tau mit einem dicken, plumpen Knoten an dem Speer zu befestigen, während sich der Rest des Seils zu seinen Füßen ringelte.
    Er schien weder an seiner Aufgabe noch an den Leuten, die ihn anstarrten, besonders interessiert zu sein. Das ermutigte Lenk zu sprechen, wenn auch nur flüsternd.
    »Ich bin mir nicht sicher, wie wohl mir bei einem Plan ist, bei dem Gariath ein höchst unangenehm aussehendes Stück Holz in die Hände bekommt«, flüsterte er Kataria zu.
    »Du vertraust ihm nicht?«
    »Die Umstände, unter denen wir uns letztes Mal in einem Boot befanden, ähneln verblüffend den jetzigen. Du erinnerst dich vielleicht, dass er auch damals einen Speer in der Hand hatte. Es endete damit, dass wir fast ertrunken sind.«
    »Er hat versucht, dich

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