Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
losgeflogen bist«, meinte Denaos.
»Das war nur ein Versuch«, erwiderte Dreadaeleon. »Eine zufällige Inspiration. Wir benutzen ständig Magie, um irgendwelche Dinge durch die Luft zu schleudern. Wenn wir sie auf ein unbewegliches Objekt richten, ist es nur natürlich, dass wir davon abgestoßen werden. Aber die Möglichkeiten sind begrenzt, und es ist sehr anstrengend.«
»Du hast aber nicht angestrengt ausgesehen.«
»Sehr gut«, gab Dreadaeleon zurück. »Du widersprichst mir ständig, während ich hier sitze und meinen gewaltigen Intellekt darauf verwende, eine Möglichkeit zu finden, Asper zu helfen, bevor sie zu kleinen Brocken feuchten Fleisches zerhackt wird. Ein großartiger Plan.« Er massierte seine Schläfen. »Außerdem sind sie jetzt außer Sicht, und wir wissen nicht einmal, wohin …«
»Komga.«
Der tiefe Bass von Hongwes Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Gonwa, der, gefolgt von drei Echsenmännern, mit einem Speer in der Hand auf sie zukam.
»Aha.« Dreadaeleon fletschte spöttisch die Zähne. »Gott sei Dank ist die Kavallerie eingetroffen, mit Stöckchen und Steinchen, gerade rechtzeitig, um von absolut keinem Nutzen zu sein.«
Hongwe schnaubte gleichgültig, während er an dem Magus vorbeiging und sich auf den Strand hockte. Er starrte intensiv auf die Brandung, als könnte er die Spur des Schiffes durch die Wellen verfolgen.
»Ich bin gekommen, als ich hörte, dass das Langgesicht geflohen ist«, sagte er ernst. »Als das erste Langgesicht aus den Höhlen von Komga ausbrach, tötete es sechs von uns, bevor wir in der Lage waren, genug Speere in sie zu rammen, um sie umzubringen. Als die nächsten zwanzig kamen, waren wir gezwungen zu flüchten. Wir mussten unsere Familien ihrer Willkür überlassen, nur um uns selbst zu retten.
Das, was die Insel jetzt ist, ist nicht mehr unsere Heimat«, fuhr er fort. »Sie stößt Rauch aus, Feuer brennen. Sie ist voller Metall, und es gibt dort keine Bäume mehr. Unsere Familien sind tot, selbst wenn sie noch unter den Lebenden weilen. Sie gehören nicht mehr zu uns.«
»Also haben die Niederlinge dort einen Stützpunkt«, sagte Denaos und hob eine Braue. »Und du weißt, wie man hinkommt.«
»Das weiß ich«, erwiderte Hongwe und stand auf. »Ich habe auch Kanus, um euch hinzubringen.« Er drehte sich um und ging los. »Auf der anderen Seite der Insel. Die Langgesichter werden bis zum Einbruch der Nacht dort ankommen. Wir treffen im Morgengrauen dort ein. Sie sind schneller als wir, und ihr Vorsprung wächst mit jedem Moment, den wir …«
Er blieb stehen, warf einen Blick über die Schulter und bemerkte, dass keiner der beiden Menschen Anstalten machte, ihm zu folgen. Er runzelte seine schuppige Stirn.
»Gibt es ein Problem?«
»Eigentlich nicht«, sagte Denaos. »Ich meine, nicht wirklich …«
»Es ist nur so, dass du uns normalerweise vor den Gefahren der Insel gewarnt und immer wieder betont hast, dass noch nie jemand lebend von dort zurückgekehrt ist.« Dreadaeleon zuckte mit den Achseln. »Ich meine, üblicherweise machst du ziemlich großes Gewese darum.«
Der Echsenmann starrte sie finster an. »Ich rede von meiner Heimat. Es ist meine Familie, die ich rächen will. Und es ist eure Freundin, die sie entführt haben.«
»Nun, sicher, das habe ich verstanden, wirklich«, meinte Dreadaeleon. »Es ist nur, na ja, irgendwie kommt das überraschend und so …«
Hongwe seufzte. »Möchtet ihr, dass ich euch warne?«
Die beiden Männer sahen sich an. Denaos seufzte und rieb sich den Nacken.
»Nein, wohl eher nicht«, erwiderte er und trat neben den Gonwa. »Ich meine nur, dass Asper uns wahrscheinlich dafür hassen wird.«
8
DIE MASKE DER WELT
Drei Stunden, nachdem sie Teji verlassen hatten, gerieten sie in den Nebel. Die Welt, die Lenk kannte, verlor schlagartig jede Bedeutung.
Es war dunkel, als sie ankamen. Die Sonne schien vor ihnen zu flüchten, nicht willens, ihnen zuzusehen. Das Wasser war tiefschwarz, der Himmel dunkelblau, doch selbst in dem spärlichen Licht konnte man das ferne Grün der Wälder von Teji noch gut erkennen.
Der Nebel kam nicht aus dem Nichts, zog nicht etwa mit einem Gespür für Dramatik herauf. Er existierte, wie er schon immer existiert hatte. Er veränderte sich nicht, als sie sich näherten. Offenbar hielt er es nicht für nötig, sie zu beeindrucken. Er war schon lange vor ihrer Ankunft da gewesen und würde noch dort sein, wenn sie alle längst tot waren.
Lenk konnte nicht genau
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