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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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würde die Seeschlange sie jeden Moment über Bord ziehen. Lenk griff hastig nach dem Seil und spürte, wie es brennend heiß durch seine Handflächen sauste, während er sich bemühte, es festzuhalten.
    »Halten!« Kataria schrie, so laut sie konnte, um sich durch das Rauschen der Wellen unter ihnen und das Brüllen der Akaneed vor ihnen Gehör zu verschaffen.
    »Mache ich ja!« Lenk packte das Tau und hielt es, so fest er konnte.
    »Halten!«, wiederholte sie.
    »Ich sagte doch, dass ich es mache!«
    » HALTEN !«
    »Es immer zu wiederholen, ist längst nicht so hilfreich, wie du vielleicht glaubst!«
    » LINKS !«
    Ungefähr zur selben Zeit, in der Lenk klar wurde, dass sie mit Gariath redete, wurde ebenfalls ersichtlich, dass sie sterben würden.
    Eine riesige Felswand, zerklüftet und grau, schoss förmlich aus dem Nebel heran. Sie schien aus dem Ozean selbst aufzusteigen, um sie aufzuhalten. Sie raste mit einem atemlosen Schrei an ihnen vorbei, während Gariath grollte und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Ruder lehnte. Sie wichen im letzten Moment aus und gönnten den spitzen steinernen Zähnen nur einige Holzsplitter.
    Doch immer mehr Felsbrocken tauchten aus dem endlosen Grau auf und fegten mit steinernem Heulen und wortlosem Flüstern an ihnen vorbei. Schließlich ähnelte der Ozean weniger einem Meer als einem Wald mit Bäumen aus Granit, die in zahlloser Menge um sie herum aufragten. Kataria schrie unablässig Befehle, Gariath knurrte und stemmte sich gegen das Ruder.
    Lenk glaubte in den aschefarbenen Schatten im Nebel auch andere Dinge erkennen zu können als Felswände. Große, menschenähnliche Gestalten, die sich aus dem Wasser erhoben und riesige Hände ausstreckten, als wollten sie den Nebel abwehren. Dünne, skelettförmige Arme erhoben sich aus dem Meer, von deren knochigen Händen und gebrochenen Fingern Fetzen aus Fleisch herunterhingen.
    Was ist das? Lenk kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, um deutlicher sehen zu können. Masten? Schiffsmasten?
    »Deckung!«, schrie Kataria und warf sich auf das Deck.
    Ja, Schiffsmasten, dachte Lenk. Im selben Moment tauchte eine Rahnock aus dem Nebel unmittelbar vor ihm auf und traf ihn am Kinn.
    Das Tau löste sich aus seinem Griff, als er mit den Händen seinen Kiefer betastete, um herauszufinden, aus wie vielen Stücken er bestand. Glücklicherweise war es nach wie vor ein Stück, wenngleich auch einige Holzsplitter daraus herausragten.
    »Hoch mit dir«, drängte ihn eine erstickte Stimme. »Steh auf!«
    Er sah zu Kataria, die sich gegen das Seil stemmte und es nur mit Mühe festhalten konnte. Er kroch zu ihr hin, aber als er wieder auf den Beinen war, hielt ihn etwas davon ab, das Tau zu packen.
    »Lass los«, flüsterte die Stimme in seinem Kopf. »Lass sie fliegen. Lass sie sterben, so wie sie dich hat sterben lassen.«
    »Lenk!« Kataria schrie und hielt mit aller Kraft das Seil fest.
    »Lass sie. Kümmere dich um den anderen Verräter.«
    » LENK !«
    »Töte.«
    Lenk begann, die Stille zu vermissen.
    Aber die Stimme war sanft. Seine Muskeln brannten, sein Kopf war warm. Er spürte keine Kälte. Die Stimme erteilte ihm keinen Befehl. Sie hatte miterlebt, wie Kataria ihn verraten hatte, hatte gehört, wie er sie um Hilfe gebeten hatte, hatte gesehen, wie sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Irgendwo in ihm, unabhängig von der Stimme, glomm ein eigener Wunsch, das Seil loszulassen.
    Es wäre so eine Kleinigkeit gewesen, so mühelos. Es wäre gar kein Problem, einfach loszulassen. Wer könnte es ihm schon verübeln?
    Die Stimme wiederholte den Befehl nicht. Das war auch nicht nötig.
    Das Boot bockte unter einem plötzlichen Ruck. Kataria flog zurück. Er spürte, wie sie gegen ihn krachte, spürte ihre Muskeln, die sich gegen ihn pressten, fühlte ihr Knurren, das sich aus ihrem Körper direkt auf seinen übertrug.
    Er spürte ihre Wärme.
    »Ich lasse nicht los«, fauchte sie. Vielleicht war das an ihn gerichtet. »Nicht noch einmal.«
    Das tat sie auch nicht.
    Ebenso wenig wie er.
    Was nicht bedeutete, dass er nicht stark versucht gewesen wäre loszulassen, als ein weiterer riesiger Felsbrocken aus dem Nebel heransauste.
    »Rechts!«, schrie Kataria, als der Brocken näher kam. » RECHTS !« Sie brüllte, als das Boot genau auf ihn zuhielt. » GARIATH , DU …!«
    Ihr Fluch ging in dem lauten Bersten von Holz unter. Die steinernen Zähne bissen sich tief in das Boot und zerschmetterten die Planken. Splitter und Holzstücke flogen

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