Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
sich selbst hoch, spreizte seine Flügel und schüttelte sich. Wassertropfen brannten in Lenks Augen.
»Pass doch auf!«, knurrte Lenk.
»Wenn du weniger dumme Dinge sagen würdest, wärst du weit glaubwürdiger, wenn du mich kritisierst, weil ich dich dumm nenne«, erwiderte der Drachenmann gereizt und faltete seine Flügel auf seinem Rücken.
»Würdest du mich dann weniger oft dumm nennen?«
»Nein. Aber vielleicht würde es mir nicht mehr ganz so gut gefallen.«
Lenk öffnete den Mund zu einer scharfen Erwiderung, als er plötzlich die Augen aufriss und seinen Blick über das Meer gleiten ließ.
»Wo ist Kataria?«
Die erste Antwort gab ihm Gariath mit einem gleichgültigen Schulterzucken.
Die zweite Antwort war etwas hilfreicher. Sie stammte von den Luftblasen, die neben dem Felsvorsprung blubberten. Anschließend tauchte eine Mähne goldener Haare auf, tropfnasse und wenig ansehnliche Federn und ein Mund, aus dem es hustete und spuckte. Mühsam schaffte das durchnässte Wesen es, den Vorsprung zu erreichen und den Stein mit einem Arm zu umklammern. Dann sah die Gestalt zu ihnen hoch. Das Einzige, was man durch das nasse Stroh ihres Haares erkennen konnte, waren wütend gefletschte, spitze Zähne.
»Helft mir, ihr Idioten!«, fuhr Kataria sie an. »Ich bin nicht zurückgeschwommen, um eure blöden Vorräte zu holen, um dann ihretwegen zu verrecken.«
Sie reagierte überraschend friedlich, als Gariath ihre Arme packte und sie mühelos aus dem Wasser hob. Dann ließ er sie und das Zeug, das sie umklammerte, achtlos auf den Vorsprung fallen. Stahl klapperte auf Stein, als ein Schwert sich aus ihren Händen löste, wegrutschte und wie ein hechelnder Welpe vor Lenks Füße fiel.
»Du …«, flüsterte er, bückte sich und packte den Griff des Schwertes mit einer beunruhigenden Zärtlichkeit. »Du bist zurückgeschwommen, um mein Schwert zu holen.«
»Ohne das Schwert bist du nicht zu gebrauchen«, knurrte sie. Sie stand auf und schob mit einem Fußtritt einen durchnässten Lederbeutel zu ihm hinüber. »Und das da ist nutzlos ohne dich.«
»Der kleine Beutel?«
»Er sah wichtig aus.«
»Da ist nichts zu essen drin«, antwortete er und sah sie schief an. »Da ist gar nichts von Bedeutung drin.«
Außer meinem Journal, dachte er.
Sie musterte ihn aufmerksam, als könnte sie durch seine verwirrten Augen hindurch in seine Gedanken sehen. Dann schnaubte sie, strich ihr nasses Haar hinter ihren Kopf und wrang es achtlos aus.
»Dann ist es eben für irgendjemand anderen wichtig«, meinte sie.
»Richtig«, antwortete er. Seine Stimme klang wie ein zarter Windhauch.
Was ihr nicht entging. Ihre langen Ohren mit den drei Rillen zuckten aufgeregt und schienen seine Stimme aufzusaugen. Ihr ganzer Körper schien dem Beispiel ihrer Ohren zu folgen. Die Sehnen ihrer Arme traten hervor, als sie ihr Haar auswrang. Ihr nackter Bauch spannte sich an, und salzige Tropfen tanzten über die flachen Reliefs ihrer Muskeln und verschwanden im nassen Bund ihrer eng anliegenden Hose.
Trotz der Bewegung ihres Körpers waren ihre Augen vollkommen ruhig und fixiert. Auf ihn.
Zerstreut überlegte er, ob es eigentlich etwas zu bedeuten hatte, dass er Kataria immer nur dann auf diese Art und Weise wahrnahm, wenn er gerade eine Nahtoderfahrung hinter sich hatte oder ihm eine unmittelbar bevorstand.
»Stufen.«
Er schrak bei dem Geräusch zusammen. Gariaths Stimme klang rau und grob in seinen Ohren. Fast so rau und grob wie die Klauen, die er plötzlich um seinen Hals spürte. Der Drachenmann hob ihn hoch und drehte ihn ohne viel Umstände herum. Tatsächlich: schmale Stufen, zerfressen von Salz und Wind, wanden sich zu dem Steinpfeiler hinauf.
»Richtig«, flüsterte Lenk, der sein Schwert und den Beutel über die Schulter streifte. »Stufen.«
Mehr musste nicht gesagt werden; niemand brauchte einen Grund, sich so weit wie möglich vom Wasser zu entfernen. Der Nebel wurde nur etwas dünner, als sie der Treppe nach oben folgten. Als sie das glatte aus dem Stein gehauene Podest des Pfeilers erreichten, war der Nebel immer noch dicht genug, um die Sonne zu verdunkeln. Aber er konnte sie nicht ganz und gar verbannen.
Vielleicht war das Licht gerade hell genug, damit sie es deutlich erkennen konnten. Oder aber es gab keinen Nebel, der dick genug gewesen wäre, es gänzlich zu verhüllen. In der Ferne jedenfalls erhob sich eine beeindruckende Silhouette, riesig und immer noch dunkel.
»Jaga.« Lenk flüsterte, als würde es die
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