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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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ihm erklären. Stattdessen sah er Kataria an, die sich schwer atmend das nasse Haar aus dem Gesicht strich. Der müde Blick, den sie ihm zuwarf, war voller Argwohn.
    »Geht es dir gut?«
    »Einigermaßen«, murmelte er und sah sich an Deck um. »Haben wir etwas verloren?«
    »Eine der Taschen mit den Vorräten.«
    »Welche?«
    »Die große.«
    »Oh, gut. Das ist die mit dem gesamten Proviant und den Medikamenten.« Er rieb sich den Nacken und versuchte, eine Verspannung in der Wirbelsäule wegzumassieren. »Ich nehme an, die brauchten wir sowieso nicht. Schließlich können wir uns ja immer an deinen Plan halten.«
    »Für jemanden, der eine Insel finden will, deren genaue Lage keiner kennt, bist du ziemlich pingelig, was die Art und Weise angeht, wie wir dorthin kommen«, gab Kataria giftig zurück. »Außerdem haben wir immer noch das da.« Sie deutete auf den Speer, der verheddert im Tauwerk auf den Planken lag. »Mehr brauchen wir nicht.«
    »Möglicherweise beeinträchtigt die Gehirnerschütterung ja meine Denkfähigkeit, aber ich kann mich des leisen Verdachts nicht erwehren, dass wir mehr als nur eine rostige, brüchige, improvisierte Harpune brauchen, um eine Seeschlange zu töten, die so groß wie ein Baum ist.«
    »Wie würde es uns helfen, wenn wir sie töteten?«
    Lenk verzog das Gesicht. »Darauf würde ich liebend gern antworten, aber ich glaube, ich bin heute einfach nicht in der Lage, mir einen derartigen Unsinn anzuhören.«
    »Du meinst, dass wir nicht versuchen, etwas zu töten, ist Unsinn?«
    Das war eine ausgesprochen unbequeme Frage, und sie wäre Lenk weit weniger unangenehm gewesen, hätte Kataria sie nicht auch noch mit einem prüfenden Blick begleitet. Ihre Augen wirkten wie Pfeilspitzen, die sich in seine bohrten, hart und spitz und auf etwas gerichtet, das er in seinem eigenen Kopf nicht sehen konnte.
    Etwas Kaltes, Grausames, das nicht gesehen werden wollte.
    »Du musst mir vertrauen.«
    »Das … kann ich nicht.« Er stieß die Antwort mit seiner eigenen Stimme hervor, nicht mit der von jemand anderem. Lenk schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht.«
    »Ich weiß.«
    Sie lächelte ihn an; es war ein müdes, angewidertes, tränenreiches Lächeln. Dann ging sie langsam auf ihn zu, die Hände vor sich erhoben, als würde sie sich einem verängstigten Tier nähern und nicht dem Mann, den sie geküsst, dem Mann, den sie verraten hatte.
    »Ich werde mich dafür nicht entschuldigen«, erklärte sie.
    »Ich will keine Entschuldigung.«
    Jetzt stand sie vor ihm. Trotz des kalten Wassers spürte er die Wärme ihres Körpers. Er sah sie trotz des Nebels ganz deutlich. Er hörte sie. Nur sie.
    »Dann lass zu, dass ich dir gebe, was du willst«, flüsterte sie. »Lenk, ich …«
    Ihre Stimme ging in dem Rauschen des Wassers und in einem donnernden Brüllen unter, als sich das Meer vor ihnen zu teilen schien. Sie duckten sich hinter die Reling, als eine gewaltige Welle über das Deck fegte und das Boot heftig schaukeln ließ. Lenk sah hoch und erblickte den säulenförmigen, riesigen blauen Körper der Kreatur. Der Rest wurde vom Nebel verschluckt.
    Aus dem ihn, wie ein einzelner Stern in einem bleiernen Himmel, ein gelbes Auge anstarrte.
    Lenk mochte von dem Blick der Kreatur vollkommen fasziniert sein, Kataria jedoch teilte seine Empfindung offensichtlich nicht. Er hörte das traurige Singen ihres Bogens, als sie einen Pfeil in den Nebel feuerte. Sie hatte auf das Auge gezielt.
    »Der Speer!«, schrie sie über die Schulter, als sie einen weiteren Pfeil einnockte. »Der Speer! Wirf ihn! Sofort!«
    Das Deck erbebte unter mächtigen Schritten, als Gariath angriff. Er holte mit dem Arm aus, umklammerte den zersplitterten Speer, während er zum Bug stürmte, um die Waffe zu schleudern. Sie segelte durch die Luft und zog das Seil hinter sich her, bevor sie sich mit einem schmatzenden Geräusch in die Haut der Bestie grub.
    Ohne sich von dem Stück Holz oder dem verrosteten Stahl irritieren zu lassen, das aus ihrer Haut herausragte, neigte sich die Kreatur zu ihnen herunter. Ihr Auge wurde größer. Jeden Pfeil, den Kataria mit einem Zischen in den Nebel schickte, begleitete sie mit einem Fluch.
    Trotzdem kam ihnen die Bestie immer näher. Jeder Atemzug brachte sie dichter zu ihnen herab, und sie nahm in dieser grauen Mauer aus Nebel langsam Gestalt an: Ihre lange Rückenfinne und der Umriss ihres eckigen Schädels waren bereits zu erkennen. Nach nur drei Atemzügen konnte Lenk fast die Zähne zählen,

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