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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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kontrollieren, vor allem ohne Worte , um sie zu leiten.
    Aber er flog.
    Weil er es musste.

12

GÖTTER OHNE WASSER
    Die Statue erhob sich aus dem Meer.
    Ein steinerner Gott mit steinernen Händen, dessen Gesicht in Trümmern um den Saum seiner Robe herum lag. Unter seiner Kapuze befand sich nichts weiter als eine Masse von zerschmettertem Granit. Das Schiff, das sein Schicksal so tapfer erfüllt hatte, lag zerschmettert dahinter. Das zerbrochene Deck versuchte verzweifelt, nicht wie der Rest des Schiffes unterzugehen.
    Es bewegte sich ganz schwach, fast unmerklich. Und es ächzte, wie es zweifellos bereits seit Jahrhunderten geächzt hatte.
    Es war ein alter Gott, der vermutlich schon ebenso lange zerfiel, wie der Nebel hier existierte. Seine Hände jedoch waren noch kräftig, unversehrt, immer noch aus Stein.
    Mehr brauchte die Statue auch nicht.
    Die Handfläche des Gottes durchbrach die große graue Mauer, teilte sie wie einen Vorhang und zerbröselte sie, so wie sein Gesicht zerbröselte. Es war ein Zeugnis seiner Stärke.
    Ein fast ebenso eindrucksvolles Zeugnis wie der zerschmetterte Brustkorb, der sich um sein Handgelenk wickelte.
    Um was für eine Bestie es sich auch gehandelt haben mochte, es war kein Gott gewesen. Sie lag vor der Statue, ausgestreckt vor dem geteilten steinernen Umhang, und ihre knochigen Klauen waren in den Stein eingesunken, in einem lange zurückliegenden Versuch, der steinernen Handfläche der Statue zu widerstehen. Die Kreatur schrie immer noch, aus zerschmetterten Rippen heraus und aus einem Mund, der nur noch aus Knochen bestand; sie kreischte in alle Ewigkeit.
    Und hinter dieser Mauer, hinter den Knochen, hinter diesem steinernen Monolithen lag Jaga offen vor ihnen.
    Vielleicht auch nicht, dachte Lenk und seufzte. Das Wort »offen« passt nicht wirklich auf Jaga. Ebenso wenig wie »einladend« oder »bequem« oder »nicht förderlich für körperliche Schäden, Enthauptung und mögliche Kastration.«
    Er schürzte die Lippen und öffnete sie dann mit einem leisen Plopp.
    Aber das sind eigentlich viele Wörter, stimmt’s?
    Viele Jahre und viele Schwerter hatten ihn gelehrt, alles in Betracht zu ziehen, selbst wenn es technisch gesehen keinen Beweis gab, dass die Shen einen Hang zur Kastration hatten.
    Es gab auch keinen Beweis, dass die Shen auf einer Insel lebten, die von einer gigantischen Mauer durchzogen wurde. Und es gab ebenfalls keinen Beweis dafür, dass eine Rasse von Kanu fahrenden, Keulen schwingenden, mit Lendenschurzen bekleideten Echsen die Zeit, die Fähigkeit oder auch nur die Geduld hatten, eine solch bemerkenswerte Verteidigungsanlage zu errichten. Ganz zu schweigen davon, sie so kunstvoll zu verzieren.
    Aber da lag sie vor ihm, eine Ewigkeit lang, einen Gott hoch und mit Abbildern von Edelleuten geschmückt. Sie marschierten trotzig ins Meer, wo sie von einem ganzen Schwarm von Fischen und Korallen begrüßt wurden, bevor sie wie Kinder in die Arme einer Frau fielen, die ebenso riesig war wie die Mauer, in die sie gemeißelt war.
    Verräter.
    Er zuckte zusammen. Da waren sie wieder. Nicht seine Gedanken. Sie gruben sich in seinen Kopf.
    Lügner.
    Mörder.
    Gotteslästerer.
    Er schloss die Augen und versuchte, tief einzuatmen. Es fiel ihm ziemlich schwer.
    Töte.
    Vernichte.
    Stürze sie.
    Es hatte noch nie funktioniert. Ebenso wenig wie das Reden. Aber es war zumindest schwieriger, sie zu hören, wenn er selbst sprach.
    »Schon irgendwie merkwürdig, findest du nicht?«, erkundigte er sich.
    »Was finde ich?«
    Katarias atemlose Stimme eilte ihr voraus, als sie sich mühsam auf das Podest des Pfeilers zog. Ihr Gesicht glühte förmlich, und auf dem Rücken trug sie den Beutel mit Proviant und einen Köcher mit Pfeilen. Schließlich richtete sie sich auf und sah ihn finster an.
    »Ich glaube, dass ich jedes Mal, wenn ich überlege, ob ich mich möglicherweise in der Einschätzung, du wärst ein Schwachkopf, geirrt habe, widerlegt werde. Denn dann kommst du nämlich und sonderst eine ungeheuerliche Beobachtung ab. Wie zum Beispiel jene, dass dieses ganze ›Abenteuer‹, wie du es nennst, möglicherweise Erlebnisse beinhalten könnte, die man unter gewissen Umständen als merkwürdig bezeichnen könnte.«
    »Ich meine, das hier ist selbst für uns seltsam«, antwortete Lenk und deutete auf die Überreste des Massakers, das vor Jahrhunderten stattgefunden hatte. »Woher kommt diese Mauer? Die Shen können sie unmöglich errichtet haben.«
    »Warum denn nicht?«

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