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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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daran festhalten.«
    »Woran?«
    »An nichts.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Das muss es auch nicht. Es ist einfach nur schön.«
    »Ich schlage jetzt die Augen auf.«
    Als er es tat, sah er … nichts. Er sah keinen Boden. Keinen Himmel. Keine Bäume und nichts, was er hätte verbrennen und in Asche verwandeln können. Es gab nichts.
    Außer ihr.
    Ihr Kopf in seinem Schoß. Ihr schwarzes Haar, das ihn umgab wie die Nacht. Die Tinte, die auf ihren Brüsten trocknete. Ihr Lächeln. Ihr Duft. Sie. Immer nur sie.
    »Habe ich es dir nicht gesagt?«, erkundigte sie sich.
    »Du hast gesagt, nichts wäre so schön wie das, was ich denke.«
    »Und?«
    »Es ist so.«
    »Dann hatte ich recht.«
    »Das kann ich nicht zugeben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du mir das dann Tag und Nacht vorhalten würdest und ich niemals schlafen könnte. Was allerdings keine Rolle spielt, weil ich in Kürze gehen muss.«
    »Wohin musst du gehen?«
    »Ich muss diesen Mann verfolgen. Er hat viele Menschen getötet.«
    »Vielleicht hatte er einen guten Grund.«
    »Es gibt keinen guten Grund dafür, so viele Menschen zu töten.«
    »Wie viele hast du denn getötet?«
    »Darüber will ich im Augenblick nicht sprechen.«
    »Dann solltest du nicht so viel darüber nachdenken.«
    »Es ist meine Pflicht, darüber nachzudenken.«
    »Ich dachte, deine Pflicht bestünde darin, die Gesetze des Venarium durchzusetzen.«
    »Das stimmt.«
    »Und wird er vom Venarium gesucht?«
    »Nein.«
    »Dann kannst du dir ganz bestimmt einen Tag freinehmen. Wir können hier sitzen und über nichts nachdenken, bis wir nichts mehr haben, worüber wir nicht nachdenken können, und dann haben wir nichts mehr, worüber wir uns den Kopf zerbrechen müssen.«
    »Er hat Menschen getötet.«
    »Du auch.«
    »Er hat Cier’Djaal fast zerstört.«
    »Vielleicht wollte er das nicht.«
    »Er hätte dich auch töten können.«
    »Das könntest du ebenfalls, wenn du es wolltest.«
    Er seufzte tief und schloss die Augen. »Hör damit auf.«
    »Womit soll ich aufhören?«
    »Zu versuchen, mich zum Bleiben zu bewegen. Das kann ich nicht.«
    »Du musst.«
    »Warum?«
    Er öffnete die Augen und sah ihr Lächeln. Ihre Zähne waren strahlend rot bemalt. Ein dicker roter Tropfen fiel herab und klatschte auf ihre Stirn, ein weiterer fiel auf ihr Auge, dann wieder einer auf ihre Lippen, bis ihr Gesicht blutüberströmt war und sie nach Eisen und zerrinnendem Leben roch.
    »Weil«, erwiderte Anacha, »du stirbst.«
    Bralston öffnete keuchend die Augen und spürte, wie sein Atem durch die Wunde in seinem Hals pfiff. Er starrte auf die Erde, auf der sein eigenes Blut schimmerte. Er presste eine Hand auf die Kehle. Er spürte etwas Klebriges auf seiner Handfläche.
    Risse im Siegel, dachte er. Es hält längst nicht so gut wie vermutet. Das erklärt meine Ohnmacht … und den gewaltigen Blutverlust. Niemand hat je behauptet, eine klaffende Halswunde wäre etwas Einfaches. Lache nicht darüber. Du wirst verbluten. Lege ein weiteres Siegel auf. Schnell.
    Sein Zauberbuch lag aufgeschlagen neben ihm. Etliche Seiten waren herausgerissen, und rote Fingerabdrücke verschmierten die Seiten, die noch darin waren. Er zwang sich, nicht zu zittern, als er danach griff und mit zwei Fingern eine Seite herausriss. Das Merroskrit löste sich nur zögernd und auch erst, als er die zweite Hand zu Hilfe nahm, um es herauszuziehen.
    So war es auch gedacht: Magier sollten sorgfältig nachdenken, bevor sie es benutzten, und ihre Entscheidungen niemals von Emotionen leiten lassen. Emotionen führten zu Desaster. Bralston hatte jedoch nicht mehr genug Blut in seinem Körper, um entscheiden zu können, ob das Ironie oder Poesie war.
    Er presste die Seite auf seinen blutenden Hals, drückte sie fest auf die Wunde, wie er es schon mit den letzten drei Seiten getan hatte. Es musste einen sehr dringlichen Grund geben, um auch nur eine einzige Seite auf diese Weise zu verwenden.
    Tatsächlich war diese Situation ausgesprochen dringlich.
    Seine Stimme war im Sand versickert. Er hatte keine Worte mehr zur Verfügung, um das Feuer in die Hand strömen zu lassen, die er auf seine Gurgel drückte. Alles, was ihm geblieben war, waren Schreie.
    Also schrie er. Das Feuer kam, mehr von seiner Wut gerufen als von seinem Willen, geformt von Qual statt von Disziplin. Da er es nur noch mit Emotionen leiten konnte, versengte das Feuer seine Kehle, wütend und ungenau. Es brannte das Merroskrit auf seine Haut, über die Risse im Siegel, und

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