Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Kataria wrang sich das Haar aus. »Wir wissen nichts über sie, außer dass sie überzeugt davon sind, dass unsere Köpfe nichts auf unseren Körpern zu suchen haben.«
»Sie konnten die Mauer nicht erbauen, weil eine Rasse, der das Konzept einer Hose nach wie vor fremd ist, unmöglich die tieferen Geheimnisse eines größeren Bauprojekts durchdringen kann. Und was ist wohl damit?« Er deutete mit den Händen auf den Monolithen und das Schiff, das sich immer noch dagegen wehrte unterzugehen. »Was ist das da?«
»Das ist die vierte Statue, die wir heute gesehen haben. Was also soll ausgerechnet an der seltsam sein?«
»Sie waren über ganz Teji verteilt und auf fahrbaren Gestellen montiert, wie Belagerungsmaschinen. Die hier bildet den Rammsporn eines Schiffes. Also, was machen sie hier?«
»Dasselbe, was sie auf Teji gemacht haben.« Kataria zuckte mit den Schultern. »Herumstehen und bedrohlich tun.« Sie rückte den Beutel auf ihrem Rücken zurecht. »Das hier ist der einzige Weg auf die Insel, und wir sind dieser Mauer jetzt schon seit Stunden gefolgt. Du hattest diese ganze Zeit über die Möglichkeit, dumme Fragen zu stellen.« Sie schlug ihm auf die Schulter, als sie sich in Bewegung setzte. »Jetzt gehen wir weiter.«
Sie übernahm die Führung. Und er folgte ihr.
Schon wieder.
Man hätte Kataria schwerlich als »schüchtern« bezeichnen können, angesichts der unterschiedlichen Beleidigungen und Körperausdünstungen, mit denen sie ihn drangsalierte. Aber bis jetzt hatte sie sich noch nie wirklich für die Rolle der Anführerin interessiert. Möglicherweise weil ihr das kostbare Zeit raubte, die sie besser darauf verwenden konnte, spitze Dinge in weiche Dinge zu rammen.
Und doch schob sie sich jetzt beiläufig an ihm vorbei. Dann sah sie ihn erwartungsvoll an, bevor sie auf der anderen Seite des Pfeilers herunterrutschte. Als sollte er ihr folgen.
Was durchaus logisch war. Sie hatte ein ausgezeichnetes Gehör, und ihre Augen waren ebenfalls sehr scharf. Wenn etwas aus dem Nebel springen würde, um sie umzubringen, würde sie es schon lange vorher bemerken und es ihm sagen. Möglicherweise. Dennoch konnte er ein gewisses Misstrauen nicht überwinden, das ihn wegen ihrer neu gewonnenen Zuversicht beschlich.
Das ließ die Stimme nicht zu.
»Sie fürchtet dich nicht.«
Ich will auch nicht, dass sie mich fürchtet. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf, während er sich aufmachte, ihr zu folgen. Es erfrischte ihn fast, einen vertrauteren Wahnsinn zu hören.
»Das tust du wohl. Und du hast auch allen Grund dazu.«
Also gut, ich gebe nach. Warum?
»Weil du willst, dass sie weiß, was sie getan hat. Du willst, dass sie Schmerz empfindet.«
Das will ich nicht.
Er beließ es dabei. Er versuchte, keine weiteren Gedanken darauf zu verschwenden, auf welche die Stimme wiederum hätte reagieren können. Vergeblich. Er spürte, wie die Kälte von seinem Kopf in seine Brust sickerte, als die Stimme von seinen Gedanken in sein Herz blickte.
»Willst du wohl.«
Er glitt den Pfeiler hinab. Kataria wartete am Fuß des felsigen Fundamentes auf ihn. Spuren eines uralten Gemetzels erstreckten sich vor ihnen: zersplittertes Holz, zertrümmerte Steine, eine Brücke aus Grau und Verfall, die zum improvisierten Eingang des Monolithen führte.
»Sieht ungefährlich aus.«
Lenk machte einen Schritt vorwärts. Sie hob die Hand und legte sie auf seine Brust. Dabei blickte sie ihm eindringlich in die Augen.
»Es sah auch alles gut aus, unmittelbar bevor Gariath gänzlich verschlungen wurde.« Sie zog den Beutel über den Kopf und reichte ihn Lenk. »Ich gehe zuerst.«
Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte, während er beobachtete, wie Kataria geschickt von Fels zu Fels sprang, von Planke zu Planke, und den Meeresspalt überquerte. Glücklicherweise hatte er jemanden, der es ganz genau wusste.
»Sie kehrt dir den Rücken zu.«
Lenk sprang hinter ihr her. Sie ist einfach selbstbewusst.
»Leichtsinnig.«
Beschützend.
»Dumm.«
Sie ist alles andere als dumm.
»Lass uns nicht länger über sie sprechen.«
Lenk folgte ihr schweigend über die Felsen und versuchte, seinen Kopf ebenso zum Schweigen zu bringen wie seinen Mund.
Kataria sprang derweil gelenkig wie eine Bergziege über die Steine und das Wrack. Sein Blick richtete sich unwillkürlich auf ihre Füße. Er sah, wie sie bei jedem Schritt rutschten, wenngleich auch nur eine Haaresbreite. Sie wurde leichtsinnig, schien von etwas abgelenkt zu
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