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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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sein.
    Es wäre ganz einfach, kaum mehr als ein rascher Sprung und eine ausgestreckte Hand. Ein sanfter Schubs und schon …
    Hör auf. Er schüttelte heftig den Kopf. Hör damit auf!
    »Wahnhaft.«
    Was habe ich gerade gesagt?
    Sie bahnten sich den Weg über diesen gefährlichen Abschnitt, über den zerschmetterten Rumpf des Schiffes, über das zertrümmerte Gesicht des steinernen Gottes. Als sie sich durch zerschmetterte Rippen drängten, blieb Lenk einen Atemzug lang stehen und überlegte, wie seltsam es war, dass er dies bereits zum zweiten Mal tat.
    Solche Skelette waren überall auf Teji gewesen. Die gigantischen Bestien mit ihren Fischköpfen hatten den Strand übersät, lagen in kaum fassbarer Anzahl zwischen der zertrümmerten Artillerie und den verrosteten Waffen. In ihren Schädeln klafften gewaltige von Felsbrocken verursachte Löcher. Ihre Gliedmaßen waren von splitternden Harpunen und Wurfspießen zertrümmert worden.
    Es war ein Krieg zwischen den Dienern von Ulbecetonth und ihren sterblichen Feinden gewesen. Das jedenfalls behaupteten die Owauku.
    Ein Krieg, der auch die Shen erreicht hatte.
    Als Lenk jetzt unter einem zertrümmerten Schlüsselbein von der Größe einer Schiffsplanke hindurchkroch, überlegte er, auf welcher Seite sie wohl gewesen waren, als diese Mauern gefallen waren.
    Als er aus dem Loch wieder auftauchte und seinen Fuß auf einen feinen braunen Stein setzte, stellte er fest, dass die Liste von Mysterien, welche die Shen umgaben, allmählich lästig lang wurde.
    Vor ihm erstreckte sich ein gepflasterter Weg, ebenso wie hinter ihm und um ihn herum; er war breit genug, dass zehn Männer nebeneinander marschieren konnten, und wand sich zwischen den beiden großen Mauern entlang, die auf beiden Seiten emporragten. Die Steine der Straße waren so glatt, dass sie geglänzt hätten, wären sie nicht von einer grauen Schicht überzogen und mit schwarzen Flecken übersät gewesen. Podeste, auf denen einst Statuen gestanden hatten, säumten die Straße. Steinerne Füße ohne Körper standen darauf, und zwischen den pulverisierten Trümmern lagen steinerne Gesichter.
    Ganz offensichtlich hatte hier eine Schlacht getobt. Lenk hatte keine Ahnung, um was für eine Schlacht es sich gehandelt hatte. Denn trotz all des Blutes, trotz all der Verheerung gab es keine Leichen.
    Nur Glocken.
    Er hatte sie schon vorher gesehen: Es waren Perversionen aus Metall, die in hölzernen Rahmen hingen, gehalten von stachelbewehrten Ketten. Sie waren so schrecklich verdreht, dass sie aussahen, als hätten sie niemals einen einzigen Klang von sich gegeben. Natürlich hatten sie es. Er hatte sie bereits gehört. Und er hörte den Klang immer noch, als er sie nur ansah. Es genügte, um ihm Kopfschmerzen zu bereiten.
    Der Nebel kam nicht auf die Idee, sie höflich zu verhüllen und ihm dadurch den Anblick zu ersparen. Er duckte sich an den Rand der Mauer, und seine dünnen grauen Finger glitten darüber, wie die eines neugierigen Kindes. Aber weiter ging er nicht, als hätte er zu viel Respekt. Wie alt der Nebel auch sein mochte, der Stein war älter. Und wie lange er auch schon hier sein mochte, die Straße war bereits vor ihm hier gewesen.
    Das warf etliche Fragen auf. Dabei hatte er bereits jetzt genug.
    Wo ist sie?
    Vor allem diese Frage.
    »Sie lauert. Wartet. Um dich zu töten.«
    Diese Antwort war ermüdend.
    Er hatte genau dasselbe gedacht, bevor die Stimme es artikulierte.
    »Kataria!«
    Sie hatte darauf gewartet, dass er sie rief. Sie hörte seine Stimme nicht mehr. Stattdessen fühlte sie sie. Im Zittern ihrer Ohren. Weit weg, rechts neben ihr. Es klang genauso.
    Sie war nicht immer tröstend, aber vertraut. Eindeutig. Seine Stimme.
    Normalerweise hätte das Wort »widerlich« als nächstes auf der Liste folgen müssen. Aber sie hasste sich längst nicht mehr dafür, dass sie auf seine Stimme wartete. Sie kannte das Gefühl, das sie ihr bereitete, so wie sie das Gefühl von Schweiß auf ihrer Haut kannte.
    Sie spürte es auch jetzt. Nicht als Schmerz. Es bereitete ihr auch kein Vergnügen. Es war eine ruhige, alles durchströmende Pein. Sie glitt in ihren Magen, von einem Schweißtropfen zum anderen, verursachte, dass ihre Muskeln sich verkrampften, und brannte auf ihrer Haut. Es war weder Schmerz noch Wohlbehagen. Es war anders als alles, was sie je empfunden hatte. Und sie konnte es einfach nicht loslassen.
    Genau das war der Grund, warum sie es jetzt mit Gewalt unterdrückte. Deshalb ignorierte sie

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