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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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aus dem geöffneten Sonnendach bis zu mir hoch in den fünften Stock. Ich sah Leon aus der Haustür kommen, ameisenklein. Bevor er einstieg, blickte er hoch und warf mir eine Kusshand zu. Dann klappte die Autotür zu, und Marcel fuhr mit aufheulendem Motor los.
    Ich sah dem Auto hinterher, bis es mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke verschwand.
    Ich ging zurück in unsere Puppenstubenwohnung, die im Großen und Ganzen aus einem riesigen Bett, einer altmodischen Badewanne mit verschnörkelten Löwenfüßen und einer erstaunlich großzügigen Küche bestand, die sogar Platz für ein kleines Sofa bot. Da hatte vor Jahren jemand bei der Einteilung der Wohnung klare Prioritäten gesetzt: baden, Liebe machen, essen. Perfekt für Leon und mich.
    Da er viel unterwegs war, gingen wir uns auch nicht auf die Nerven. Während er Gesangs- oder Sportstunden hatte, Fotoshootings, Besprechungstermine oder immer wieder Strategiebesprechungen mit Marcel, lernte ich Französisch – womit ich mich sehr schwer tat -, kümmerte mich um den überschaubaren Haushalt und probierte neue Kuchenrezepte aus.
    Ich hatte schon mehrere dicke Kladden gefüllt mit Rezept-und Dekorationsideen für Torten und Törtchen und Cremerollen, gefüllte Waffeln und Plätzchen. Besonders gelungene Exemplare fotografierte ich und klebte die Bilder in die Kladden.
    Ganze Tage verbrachte ich damit, mit Marzipan zu arbeiten. Kaum eine Blüte oder ein Blatt, die ich noch nicht aus der süßen Masse geformt hatte. Natürlich stellte ich mein Marzipan selbst her, auf die gute, altmodische Methode, die ich wie ein Ritual zelebrierte. Die ganzen Mandeln ließ ich quellen, dann zog ich die Haut ab und mahlte die Nüsse mit einer alten Küchenmaschine zu Brei. Die Masse wurde mit Puderzucker und Rosenwasser angereichert und dann so lange geknetet, bis sie geschmeidig genug war, um sie zu verarbeiten. Ich liebte es, Teige mit der Hand zu kneten, kräftig und sanft zugleich, ich liebte die aufsteigenden, süßen Düfte, die mich immer wieder in Hochstimmung versetzten. Das war meine Art, zu meditieren und zu entspannen. Ich fühlte mich am wohlsten, wenn in der Luft Mehlpartikel schwebten, wenn es nach Schokolade, Zimt und den Gewürzen, mit denen ich experimentierte, duftete. Ich genoss die Überraschung auf den Gesichtern meiner »Testesser«, wenn die Marzipanrose nicht, wie von ihnen erwartet, nach Zucker und Mandeln, sondern nach Orange oder Rosmarin schmeckte.
    Besonders gern dachte ich mir neue Hochzeitstorten aus. Warum sollte eine drei-, vier- oder fünfstöckige Hochzeitstorte immer nur mit roten oder weißen Marzipanrosen geschmückt sein? Warum nicht mal blassblaue Hortensien oder zart gefiederte Farnblätter, winzige Maiglöckchen, Stiefmütterchen oder schillernde Orchideen, die von bunten Seidenschmetterlingen auf haarfeinen Golddrähten umflattert wurden? Warum sollte die Torte immer weiß oder cremefarben sein? Ich träumte von Fantasiegebilden in Pink, Türkis oder Sonnengelb.
    Und warum sollten die Stockwerke immer übereinander stehen – warum nicht nebeneinander? Oder warum sollte die traditionelle, mehrstöckige Torte nicht mal aus vielen winzigen Törtchen bestehen, die auf einer schönen Etagere arrangiert waren?
    Und ganz nebenbei arbeitete ich an unserer Hochzeitstorte, Leons und meiner. Dreistöckig sollte sie werden, das stand bereits fest. Jede Etage würde eine andere Füllung bekommen: Vanille-Buttercreme mit frischen Erdbeeren, Cassis-Mascarpone und Schokoladenmousse. Zwar würde die Heirat selbst nur ein schlichter, formeller Akt sein, aber ich wollte Leon mit einer romantischen, intimen Feier und einer spektakulären Torte überraschen.
    Und den erotischsten Dessous, die er je an mir gesehen hatte.

KAPITEL 2
     
    Je näher unsere Hochzeit rückte, desto aufgeregter wurde ich. Die Frequenz meiner Telefonate und Mails mit Marie, meiner besten Freundin aus Jugendtagen, wuchs stetig. Ach, Marie – wenn ich dich nicht hätte … Sie war meine Vertraute, sie kannte jedes meiner Geheimnisse, jedes Detail meiner Liebesgeschichte mit Leon. Sie hatte schon gewusst, dass ich mich in ihn verliebt hatte, als ich selbst mich noch strikt geweigert hatte, es mir einzugestehen.
    Meine Familie dagegen ahnte nichts von meinen Plänen – aus gutem Grund, denn keiner von ihnen hatte besonders begeistert reagiert, als ich sie beim Familienkaffeetrinken an Omas Geburtstag damit überrascht hatte, zu Leon nach Paris ziehen zu wollen. Unisono hatten

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