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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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chauffierte.
    Ich weinte während der gesamten Fahrt, und irgendwann beugte Marcel sich über mich, öffnete das Handschuhfach und gab mir eine Packung mit Papiertüchern.
    Vor meiner Haustür parkte er ein und stellte den Motor ab.
    »Kommst du klar, Helene? Ich leiste dir gern noch Gesellschaft, wenn du das möchtest.«
    Trotz meines Kummers war ich erstaunt.
    War das der Marcel, der mich gehasst und immer ignoriert hatte? Ich verstand die Welt nicht mehr.
    Ich nickte schniefend, und er stieg aus, kam um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür für mich.
    Mit bebenden Händen versuchte ich vergeblich, den Haustürschlüssel ins Schloss zu manövrieren, und war froh, als Marcel das für mich übernahm. Im Hausflur nahm er mich an der Hand und zog mich hinter sich her die Treppen hinauf bis zu der kleinen Dachwohnung, die bis vor ein paar Stunden noch mein kuscheliges Liebesnest gewesen war.
    Jetzt blieb ich im Eingang stehen und zögerte.
    »Komm«, sagte Marcel, legte mir den Arm um die Schultern, bugsierte mich vorsichtig in die Küche und platzierte mich auf das kleine Sofa. Ich vermied den Blick zum Küchentisch, auf dem noch immer die Lilienblüten für meine Hochzeitstorte lagen, an denen ich gearbeitet hatte – zu einem Zeitpunkt, als die Welt noch in Ordnung gewesen war.
    Moment mal, Helene – auch da war die Welt nicht in Ordnung gewesen.
    Du hast es nur nicht gewusst.
     
    Ein Teil von mir war wie betäubt von dem Schock, von der Erkenntnis, dass Leon mich betrogen hatte – und das ausgerechnet mit diesen Mädchen, die ausgesehen hatten, als wären Paris Hilton und Victoria Beckham ihre modischen Vorbilder. Muss ich extra erwähnen, dass Leon mir immer sagte, er fände meine weibliche Ausstrahlung (ha!) besonders sexy?
    Der andere Teil brannte förmlich darauf, jedes noch so schmerzhafte Detail von Leons Betrug zu erfahren, als hätte das jemals in der jahrtausendelangen Geschichte des Fremdgehens irgendeinem betrogenen Menschen auch nur das Geringste gebracht – außer noch mehr Schmerzen.
    »Kanntest du die Mädchen?«, fragte ich Marcel, der mittlerweile dabei war, uns Wein aus der angebrochenen Flasche im Kühlschrank einzugießen.
    Er stellte mein Glas auf den Tisch und nickte.
    »Hatte Leon was mit denen?«
    Er nickte wieder.
    »Mit beiden?«
    Nicken.
    »Schon lange?«
    Achselzucken.
    Ich schauderte und war kurz davor, Marcel anzuschreien, warum er mir nie etwas davon gesagt hatte. Wie konnte er das alles mit ansehen und mir trotzdem noch ins Gesicht gucken? Aber vielleicht war genau das der Grund, weshalb er sich mir gegenüber immer so seltsam verhalten hatte.
    »Wollte Leon mich wirklich heiraten?«
    »Ja«, sagte Marcel.
    »Aber das hätte nichts an der Existenz dieser Mädchen geändert, richtig? Oder irgendwelcher anderer Mädchen.«
    »Vermutlich nicht, Helene. Leon ist eben so. Soweit er dazu imstande ist, liebt er dich wirklich.«
    »Soll mich das trösten?«, fauchte ich aufgebracht.
    Marcel schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass dich jetzt nichts trösten kann.«
    Er setzte sich zu mir auf das Sofa und beobachtete mich, wie ich mein Glas mit einem Zug leerte.
    »Hast du die gemacht?«, fragte Marcel und deutete auf die Blüten.
    »Die kannst du alle essen, wenn du willst. Oder wegwerfen. Ich brauche sie nicht mehr«, sagte ich und sah angestrengt an den Blüten vorbei.
    »Wie – essen? Ich dachte, die wären aus Stoff oder so.« Er griff nach einer Lilienblüte und leckte daran. Dann hellte sich sein Gesicht auf, und er biss ein Blütenblatt ab und lutschte darauf herum.
    Ich begann wieder zu weinen. »Die sollten für unsere Hochzeitstorte sein«, schluchzte ich.
    »Ach, Helene«, sagte Marcel, »das tut mir alles unheimlich leid. Auch wenn du mir das nicht glaubst – ich mag dich wirklich.«
    »Warst du deshalb immer so fies zu mir?«
    »Was hätte ich denn machen sollen? Erinnere dich, ich habe dir prophezeit, dass du es bereuen wirst, als ihr mir von der Hochzeit erzählt habt.«
    »Du hast mich eine alte, fette Kuh genannt«, rief ich empört.
    »Das habe ich getan?«, fragte er erstaunt. »Wow. Dann entschuldige ich mich dafür.«
    »Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt?«
    »Weil Leon mich dann sofort gefeuert hätte«, antwortete er leise. »Er hatte mich natürlich zu Stillschweigen verdonnert. Die anderen Mädchen sind gekommen und wieder gegangen, aber du warst die Konstante in seinem Leben, Helene.«
    Na, vielen Dank. Eine glückliche Ehe hatte ich mir

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