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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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laufen.
     
    Der Morgen dämmerte gerade, als ich mit schmerzenden Gliedern aufwachte – zusammengekrümmt auf dem kleinen Küchensofa. Für einen Moment war ich völlig verwirrt. Wieso hatte ich denn auf dem Sofa …?
    Die schlagartig einsetzende Erinnerung an die Ereignisse der vorangegangenen Nacht fühlte sich wie ein Tritt in den Magen an. Mir entfuhr ein schmerzerfüllter Laut, als die Szene im Krankenhaus vor meinem geistigen Auge erschien. Diese beiden Mädchen, die um Leon gestritten hatten, eine davon schwanger von ihm – und Leon mittendrin als Hahn im Korb, selbstgefällig und auch noch geschmeichelt!
    Nun, seine Selbstgefälligkeit war geplatzt wie eine Seifenblase, als ich plötzlich im Krankenzimmer gestanden hatte.
    Immerhin ein schwacher Trost.
    Ich hatte es nicht über mich gebracht, mich in unser Bett zu legen, nachdem Marcel sich verabschiedet hatte. Ich könne ihn jederzeit anrufen, falls ich Hilfe brauchte, hatte er zum Abschied noch gesagt und mich umarmt.
    Ich richtete mich in eine sitzende Position auf und bewegte vorsichtig meine steifen Schultern. Ich fröstelte, während ich mich in der Küche umsah. Mein kleines, kuscheliges Liebesnest hatte sich über Nacht in eine lebensfeindliche Umgebung verwandelt – allein durch die Erkenntnis, hier eine Lüge gelebt zu haben.
    Mein Blick fiel auf den großen Kühlschrank, der mit kleinen Liebesbotschaften übersät war, die Leon und ich uns gegenseitig dort hinterlassen hatten, und mein Schmerz schlug so abrupt in Wut um, als hätte ich einen Schalter umgelegt.
    Ich sprang auf, stürzte zum Kühlschrank, riss all die kleinen, bunten Zettelchen ab, die von Magneten gehalten wurden, und stopfte alles in einen Müllsack.
    Weiter ging es mit den zahllosen, getrockneten Rosen, die überall in Bündeln hingen, den – neben den Zettelchen – sorgsam konservierten Beweisen von Leons Liebe (ha!). Ja, genau, eine Rose für meine Rose , dachte ich wütend, du blöder, verlogener Schwätzer. Die Rosen befanden sich in ganz unterschiedlichen Trocknungsstadien; viele hingen schon lange, und ihre Blüten zerbrachen mit leisem Knistern unter meinem Griff. Dunkelrote, noch schwach duftende Fetzen rieselten zu Boden und sahen auf dem alten Holz wie Blutspritzer aus. Bei anderen waren die Blütenblätter noch weich, weil sie erst einige Tage alt waren.
    Als ich mit den Rosen fertig war, war die gesamte Wohnung rot gesprenkelt, und ich hatte einige beeindruckende Kratzer an den Händen.
    Die restlichen Marzipanblüten, die Marcel nicht geschafft hatte, knetete ich zu einem Ball zusammen und pfefferte ihn mit einem Schrei in den Müllsack.
    Im Schlafzimmer zerrte ich den geheimen Karton unter dem Bett hervor, in dem meine Hochzeitsüberraschungen für Leon warteten: die verspielte Dekoration für unser Schlafzimmer und vor allem das sexy schwarze Ensemble aus Seide, Spitze und Chiffon für unsere Hochzeitsnacht. Allein diese Handvoll raffinierter Erotik, die jetzt zusammen mit meterlangen Rosenranken, Kerzen und Pfauenfedern in den Müllsack wanderte, hatte mich ein Vermögen gekostet.
    O ja, ich hatte mich und unser Schlafzimmer für die Hochzeitsnacht herausputzen wollen. Es tat weh, daran zu denken. Meine Wut verpuffte angesichts dieses Müllsacks, aus dem sich ein Stück Rosenranke schlängelte.
    Eine unvergessliche Nacht hatte ich mir ausgemalt, eine bleibende, romantische Erinnerung. Leon sollte in der Nacht vor der Hochzeit bei Marcel übernachten, und das hätte mir die Zeit verschafft, das Zimmer zu dekorieren und Leon später damit zu überraschen. Nachmittags war der Termin auf dem Standesamt, danach wollten wir mit Marcel und Marie, unseren Trauzeugen …
    Marie! Ich fuhr auf. Marie – ich musste sie anrufen, sofort. Sie dachte doch immer noch, sie würde am nächsten Tag in ein Flugzeug steigen und zu meiner Hochzeit fliegen!
    Ich erwischte sie noch bei sich zu Hause; sie frühstückte gerade.
    »Na?«, rief sie aufgeräumt. »Da hast du aber Glück, ich wollte gerade los. Was gibt es denn, das nicht bis morgen warten kann?« Sie biss krachend in ihr Brötchen.
    »Genau darum geht es«, sagte ich und zögerte. Es wollte nicht über meine Lippen. Ich würde jetzt zum ersten Mal offiziell bekannt geben, dass es aus war zwischen mir und Leon, und damit wurde es endgültig zur Realität. Plötzlich merkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte, und holte tief Luft.
    »Helene? Alles in Ordnung?«, kam es besorgt aus dem Hörer.
    »Nein, nichts ist in

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