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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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Ordnung«, gab ich zurück, »die Hochzeit findet nicht statt. Du solltest deinen Flug sofort stornieren, vielleicht klappt das noch ohne größere Verluste. Leon und ich haben uns getrennt.«
    Es auszusprechen führte dazu, dass ich zu weinen anfing.
    Marie schwieg einen Moment und sagte dann: »Ich komme trotzdem. Du brauchst jetzt eine Freundin.«
    »Nein!«, schluchzte ich.
    »Red keinen Unsinn, ich höre doch, dass es dir miserabel geht. Ich kann dir wenigstens ein paar Tage zur Seite stehen. Was ist mit deinen Plänen in Paris? Was ist mit eurer Wohnung?«
    »Ich will hier nicht bleiben«, heulte ich, »ich will weg hier, so schnell wie möglich!«
    »Wohin denn?«
    »Am liebsten nach Hause«, wimmerte ich wie ein kleines Kind, »ich kann hier nicht mehr bleiben.«
    »Du ziehst zu mir«, bestimmte Marie sofort, »ich kann mir kaum vorstellen, dass du Lust hast, bei deinen Eltern zu wohnen. Gut, dass ich eine Woche Urlaub habe.«
    Ich beruhigte mich langsam. »Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher! Du kannst das große Esszimmer haben, das benutze ich sowieso nie. Da hast du sogar eine Tür direkt in den Garten. Das wird schön mit uns beiden!« Ich hörte, wie sie scharf die Luft einsog.
    Dann sagte sie: »Tut mir leid, Helene. Ich führe hier ein Freudentänzchen auf, und dir geht es schlecht.«
    »Ach, weißt du – ich freue mich auch auf dich. Aber ich muss dich warnen. Ich werde vermutlich keine besonders gute Laune in dein Häuschen bringen.«
    »Ist mir egal. Du bist mir willkommen. Du – ich muss mal langsam los, sonst reißt Majestix mir den Kopf ab. Wann darf ich dich erwarten? Und was ist mit deinen Möbeln?«
    »Mir reichen zwei Koffer«, sagte ich, »die Möbel sind mir schnurz. Damit kann er machen, was er will. Ich packe nur etwas Kleidung und mein Konditoren-Werkzeug ein, das ist alles.«
    »Was ist denn überhaupt passiert, seit wir das letzte Mal telefoniert haben? Das war … warte mal … vor zwei Tagen. Und da war doch noch alles in Ordnung, oder nicht?«
    Ich wollte jetzt nicht darüber sprechen, das war zu schmerzhaft für mich.
    »Denk dran, Majestix wartet«, wich ich aus. »Ich werde morgen kommen. Ein paar Dinge habe ich hier noch zu erledigen. Ich steige spätestens morgen Mittag in den Zug. Schon morgen Abend sitzen wir zusammen in deiner Küche, und dann erzähle ich dir alles, ja?«
    »Okay. Und ruf mich einfach an, wenn du weißt, wann ich dich am Bahnhof abholen kann.«
    Damit war der Bahnhof der nächstgrößeren Stadt, Jever, gemeint – unser Kaff hatte natürlich keinen eigenen.
    »Das mache ich. Und, Marie … bitte erzähle niemandem, dass ich komme, ja? Ich … ich brauche ein paar Tage, bis ich meinen Eltern alles sagen kann.«
    »Großes Indianer-Ehrenwort«, versicherte Marie. »Bis morgen dann. Und wenn du heute Abend jemanden zum Reden brauchst, rufst du mich an.«
    »Mache ich, tschüss«, verabschiedete ich mich von ihr und legte auf.
    Entschlossen stopfte ich die Rosenranke komplett in den Müllsack und öffnete unseren Kleiderschrank.

KAPITEL 5
     
    An diesem Tag erledigte ich alles, was notwendig war: Ich löste mein Konto auf und überwies mein Guthaben auf mein altes Heimatkonto, sagte beim Standesamt unseren Termin ab und fuhr zum Bahnhof, um mir eine Fahrkarte zu holen.
    Ausgerechnet die erste Bewährungsprobe meiner frisch erworbenen Französischkenntnisse bestand darin, meine Abreise aus Frankreich zu organisieren, was einer gewissen Ironie nicht entbehrte, wie mir später bewusst wurde. An diesem Vormittag allerdings war ich weit davon entfernt, die Komik der Situation zu erkennen. Mit einem Wörterbuch und einem Sprachführer mit »Redewendungen für die wichtigsten Alltagssituationen« bewaffnet, kämpfte ich mich durch die Dinge, die es zu regeln galt.
    Die Zugfahrt würde zehn Stunden dauern, ich musste vier Mal umsteigen – kein Vergnügen mit zwei großen Koffern, aber jede Minute und jeder gefahrene Kilometer würden die Entfernung zwischen mir und Leon vergrößern.
    Dafür wäre ich zur Not auch getrampt oder zu Fuß gelaufen.
    Mein Handy hatte ich stumm gestellt, aus gutem Grund. Bereits mittags hatte Leon dreiundzwanzig Mal vergeblich angerufen und siebzehn Textnachrichten geschickt.
    Als ich nachmittags wieder in unserer Wohnung eintraf, hatte sich die Anzahl verdoppelt, und ich löschte alles, ohne etwas zu lesen oder die Mailbox abzuhören.
    Um ehrlich zu sein, ich hatte nach wie vor Angst, schwach zu werden.
    Kurz entschlossen

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