Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
und an dem Bild, auf dem Sie beide tanzen. Die zwei anderen haben keine Spuren, obwohl sie sehr viel älter sind. Und eines finde ich äußerst seltsam.«
Susan richtete sich im Sitzen auf. »Und das wäre?«
Robert berührte mit dem Zeigefinger seine Nasenspitze. Wie immer, wenn er nachdachte.
»Das Bild der Mutter hat er aus sentimentalen Gründen eingesteckt. Es zeigt sie so, wie er sie in Erinnerung behalten will. Auch vom Vater wird es doch wohl irgendeine Einzelaufnahme geben. Stattdessen nimmt er ein Foto mit, das ihn mit vier anderen Männern zeigt, die er höchstwahrscheinlich überhaupt nicht kennt. Ein Bild aus einer Zeit, als er noch gar nicht geboren war.« Er lehnte sich zurück und dachte nach. »Wissen Sie, Susan, was ich soeben beschlossen habe?«
Susan schüttelte den Kopf.
Ein leichtes Lächeln huschte über Roberts Gesicht. »Ich denke, ich fahre nach Berlin. Ich glaube fest daran, dass ich dort die Lösung dieser rätselhaften Geschichte finden werde.«
Susan schaute ihn überrascht an. »Nach Berlin? Wie wollen Sie denn da zurecht kommen? Und wie wollen Sie ohne Sprachkenntnisse recherchieren?«
»Ich spreche eigentlich recht gut Deutsch!«, sagte Robert auf Deutsch.
Susan war verwirrt. »Was haben Sie gesagt?«
Robert lachte. »Das können Sie natürlich nicht wissen. Ich habe meine Schulzeit in der Schweiz verbracht. Und da ich Sprachen relativ leicht lerne, habe ich dort Französisch und Deutsch gelernt. Italienisch ist meine Muttersprache und Englisch meine Vatersprache, wie Sie wissen.«
»Aber Sie haben doch sicher lange nicht mehr Deutsch gesprochen«, warf Susan ein.
»Das macht nichts. Erstens habe ich ein sehr gutes Gedächtnis. Was ich einmal gelernt habe, vergesse ich eigentlich nie wieder. Außerdem lese ich hin und wieder deutsche Bücher. Gerade jetzt eins über die Enigma.«
Susan schaute ihn fragend an.
»Das ist eine Chiffriermaschine, die ein deutscher Ingenieur entwickelt hat. Eine der genialsten Erfindungen seiner Zeit. Aber das ist ein ganz anderes Thema.«
Susan nickte. »Sie wollen also nach Berlin.«
»Ja«, sagte Robert, »und zwar so schnell wie möglich.«
Susan machte ein ernstes Gesicht. »Robert, Sie wissen, dass ich Sie sehr schätze und bewundere. Ihr Engagement in dieser Sache ist größer, als ich jemals verlangen könnte. Aber – es ist meine Sache. Sie haben damit eigentlich nichts zu tun. Warum wollen Sie sich meinetwegen wieder in Gefahr bringen? Bleiben Sie hier, oder erlauben Sie wenigstens, dass ich Sie begleite.«
Robert schüttelte den Kopf. »Nein, Susan, Sie haben unrecht. Ihre Sache ist inzwischen wahrscheinlich auch meine geworden. Ich bin mittendrin. Und, um ganz ehrlich zu sein, es interessiert mich, was dahintersteckt. Lassen Sie mich allein fahren. Zu zweit wären wir zu auffällig. Ich werde Catarina bitten, in der Zeit hier zu wohnen. Dann sind Sie nicht allein.« Er grinste. »Sie können die Zeit ja nutzen und ein wenig Italienisch lernen. Catarina wird begeistert sein.«
Susan merkte, dass jeder Widerstand zwecklos war.
»Aber melden Sie sich bitte jeden Tag. Ich schreibe Ihnen meine Handynummer auf.«
Roberts Blick fiel auf Sonthofens silberfarbenes Handy, das auf dem Tisch lag. »Apropos Handy. Sollten wir nicht einmal nachschauen, mit wem Ihr Mann zuletzt auf seinem telefoniert hat? Aber darauf ist die Polizei wahrscheinlich auch schon gekommen.«
»Damit hat er mit niemandem telefoniert«, sagte Susan. »Das Ding ist nämlich kaputt. Als wir ankamen, ist es ihm auf den Steinfußboden gefallen, und es war zu nichts mehr zu gebrauchen. Im Haus hatten wir ja einen Festanschluss. Und wenn er weggefahren ist, hat er sich immer meins ausgeliehen.«
Robert schaute sie mit großen Augen an. »Und wo ist Ihr Handy?«
»Oben in meiner Tasche.«
»Haben Sie seitdem damit telefoniert?«
Susan verneinte. »Seit dieser Nacht nicht mehr. Der Akku dürfte auch längst leer sein. Aber wenn es Sie interessiert, kann ich es ja aufladen.«
Es dauerte ein paar Minuten, bis das mit der Steckdose verbundene Handy wieder einsatzbereit war. Robert drückte auf die Wiederholungstaste.
»Das hier ist der letzte Anruf«, murmelte er. »Die Vorwahl von Florenz. Moment mal.« Er ging zum Telefon in der Halle und wählte von dort aus die Nummer.
Dreimal ertönte das Rufzeichen. Dann nahm jemand ab. Es meldete sich eine Frauenstimme.
»Oh, Verzeihung«, sagte Robert, »ich habe mich verwählt.« Er legte auf und schaute Susan überrascht
Weitere Kostenlose Bücher