Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Uniformknopf aus der Faschistenzeit. Hier geht es um etwas Größeres. Und wir haben es mit ganz skrupellosen Typen zu tun.« Er hob seine bandagierte Hand. »Seien Sie vorsichtig, bei allem, was Sie machen, Robert Darling. Sie mischen sich da in eine Angelegenheit ein, die Sie eigentlich gar nichts angeht. Oder lieben Sie diese Frau?«
»Welche Frau?«
Sebaldo lächelte.
»Nun, diese Americana.«
Robert schüttelte den Kopf.
»Nein, wirklich nicht!«
Sebaldo schaute ihn wissend an. »Aber sie wird Sie lieben. Sie sind jung, gut aussehend, intelligent, und offenbar sind Sie nicht ganz arm. Und was Sie alles für sie getan haben! Sie haben sich für sie in Gefahr gebracht, und Sie haben sich für sie demütigen lassen. Mehr kann ein Mann für eine Frau nicht tun.«
Jetzt lächelte Robert. »Interpretieren Sie da nicht vielleicht etwas zu viel hinein?«
Sebaldo schüttelte den Kopf. »Nein, ich kenne die Menschen. Sie offenbar nicht so sehr.«
Robert wollte etwas entgegnen, aber er ließ es, weil er merkte, dass der Tischler gar nicht so unrecht hatte. Er schaute auf die Uhr. »Oh, ich glaube, ich muss jetzt gehen. Dann bis zum nächsten Mal, Signore …«
Sebaldo hob die Hand mit der Bandage. »Ich glaube, wir lassen das jetzt mal mit dem Signore. Irgendwie hat das Schicksal uns zusammengeführt.« Er steckte seine linke Hand aus. »Carlo!«
Robert war überrascht. Er ergriff die Hand des Tischlers.
»Robert oder Roberto, ganz wie Sie … äh … wie du willst.«
»Roberto«, sagte Sebaldo, »und jetzt hast du noch fünf Minuten Zeit, gehst zu dem Schrank da und machst ihn auf. Eine Überraschung!«
»Und was ist darin?«, fragte Robert neugierig. Hält der Mann da etwas versteckt, was mich auf die Spur bringt?
Sebaldo wischte sich über den Mund. »Ein ganz wunderbarer Aprikosenschnaps. Selbst gebrannt. Ohne ein Gläschen kommst du hier nicht raus.«
*
Carlo Sebaldo hat recht , dachte Robert, als er wieder nach Hause fuhr. Eigentlich spricht vieles dafür, dass es sich hier um etwas aus der Vergangenheit handelt. Es müsste doch irgendjemanden geben, der damals schon auf der Welt war und sich an diese Zeit erinnern kann. Der müsste jetzt allerdings schon weit über achtzig oder bereits neunzig sein. Du solltest dich mal in der Nachbarschaft umhören.
Als er in die Einfahrt seines Grundstücks einbog, kam Susan ihm entgegen. Sie winkte und lächelte. Robert musste an Carlos Worte denken.
»Robert«, lachte Susan, »ich glaube, mir geht es jetzt wieder richtig gut. Als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich zum ersten Mal keine Kopfschmerzen mehr. Auch nicht, nachdem Commissario Ferri angerufen hat. Wissen Sie, er glaubt mir einfach nicht, dass ich mich an nichts erinnern kann.«
Robert schlug die Wagentür zu. »Über Erinnerungen wollte ich auch gerade mit Ihnen sprechen. Was halten Sie davon, wenn wir uns ein kühles Getränk nehmen und uns auf die Terrasse setzen.«
»Sehr viel«, sagte Susan und strahlte ihn an.
Robert dachte abermals an Carlos Worte.
Wenig später saßen sie auf der Küchenterrasse unter dem großen Walnussbaum. Robert hatte sich ein Mineralwasser eingegossen, Susan ein Ginger Ale.
»Wenn es Ihnen zu anstrengend wird«, bat er sie, »dann sagen Sie einfach Stopp. Okay?«
Susan nickte, schlug die Beine übereinander und umfasste ihr Knie mit beiden Händen.
»Also«, sagte Robert, »ich möchte, dass Sie sich noch einmal ganz genau an die Zeit erinnern, als Ihr Mann von seinem Deutschlandbesuch zurückkam. Sie sagten, er sei Ihnen irgendwie verändert vorgekommen?«
Susan nickte. »Ja, Sie müssen wissen, dass Kurt ein Mann war, der immer gute Laune hatte. Jedenfalls bemühte er sich. Er war meistens zu Scherzen aufgelegt, vital und dynamisch, manchmal richtig anstrengend. Als er damals wiederkam, hatte ich das Gefühl, dass er sehr viel nachdenklicher geworden war. Ab und an war er sogar richtig abwesend. Ich habe gedacht, dass das mit dem Tod seiner Mutter zusammenhängt und ihn deshalb auch nicht darauf angesprochen. Aber irgendwie wurde er mir immer fremder.«
Robert nahm einen Schluck Mineralwasser. »Hatte er eigentlich noch Geschwister?«
Susan schüttelte den Kopf. »Nein, er war ein Einzelkind. Ob er sonst noch Verwandte hatte, weiß ich nicht. Er hat es niemals erwähnt. Es gab da nur die Freundin seiner Mutter, die er Tante nannte. Die hat seine Mutter gepflegt und ihn benachrichtigt, als sie im Sterben lag.«
»Wissen Sie, wann sein Vater gestorben
Weitere Kostenlose Bücher