Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
denke, wir müssen jetzt gehen.« Er drehte sich um und stapfte über den Vorplatz. Die anderen drei folgten ihm.
»Leben Sie wohl!«, rief Casini hinter ihnen her und schloss anschließend lachend die Tür.
Ferri blieb stehen und schaute Robert wütend an. »Das wird Folgen haben, Signore.«
Ferri stapfte weiter. Susan schaute Robert mitfühlend an. Der wich allen Blicken aus und blickte zur Seite. Neben ihm, zwischen Steinen, blitzte etwas Metallisches im Sonnenlicht auf. Robert bückte sich und hob es auf. Es war eine kleine Anstecknadel in Form einer irischen Harfe.
*
»Drehen Sie den Hebel hier rechts herum«, sagte Carlo Sebaldo, »mit der Linken kann ich das überhaupt nicht.«
Robert tat es, und das hölzerne Werkstück fiel aus dem Spannfutter der Drehbank.
»Danke«, sagte Sebaldo. »Der Dottore war ganz zufrieden. Wenn er recht hat, ist die Hand bald wieder in Ordnung. Keine komplizierten Brüche. Er meint, alles wird wie früher.«
»Da bin ich aber erleichtert«, sagte Robert und setzte sich auf den Holzschemel neben der Drehbank. »Wissen Sie, ich habe richtige Schuldgefühle, dass ich Sie in die Sache mit hineingezogen habe.«
Sebaldo winkte ab. »Sie haben das mehr als genug wieder gutgemacht, Signore Darling. Das war viel zu viel Geld. Soviel hätte ich in der Zeit mit Arbeit nie verdient.« Er lachte Robert an. »Aber erzählen Sie, wie ist die Geschichte weitergegangen?«
Und Robert erzählte. Wie Susan entführt wurde, wie er den Entführern auf die Spur gekommen war und wie die Polizei im Dunklen tappte. Wie Susan wieder auftauchte und wie er sich höllisch blamiert hatte. Er seufzte. »Eigentlich sind wir keinen Schritt weiter. Wir wissen noch nicht einmal, hinter was diese Kerle eigentlich her sind.«
Sebaldo hatte sich an seine Werkbank gelehnt. »Wenn ich das richtig verstanden habe, kommen Ihre Schurken aus Italien, Deutschland und Amerika. Richtig?«
Robert nickte.
Sebaldo stützte sein Kinn in seine Hand. »Diese Kombination gab’s schon mal in diesem Land. Mit dem Unterschied, dass die Amis keine Schurken waren. Damals jedenfalls nicht. Verstehen Sie, was ich meine?«
Robert schaute ihn zögerlich an. »Ich vermute, Sie spielen auf das Ende des Zweiten Weltkriegs an. Als die Amerikaner Italien befreit haben. Aber das liegt über sechzig Jahre zurück.«
»Stimmt«, sagte Sebaldo, »und nun kommt noch ein undurchsichtiger Antiquitätenhändler mit ins Spiel. Das lässt doch vermuten …«
Robert richtete sich auf. »… dass es irgendwas mit dieser Zeit zu tun haben könnte?!«
»Natürlich«, sagte Sebaldo, »in Ihrem Amerika soll es Sammler geben, die jeden Preis für dieses Nazi-und Faschistenzeugs bezahlen.«
Robert kratzte sich am Kopf. »Die Idee ist nicht schlecht. Aber was kann so wertvoll sein, dass dafür entführt, gefoltert und sogar gemordet wird?«
»Vielleicht Mussolinis Tagebücher!«, sagte Sebaldo und lachte laut auf.
Robert ging auf die Anspielung nicht ein. Er war wieder in Gedanken versunken. »Warten Sie mal. Das Ganze hat doch offensichtlich damit begonnen, dass Susans Mann nach langen Jahren wieder in Deutschland bei seiner Mutter war und dort offensichtlich etwas erfahren hat, was ihn veranlasste, nach Italien zu gehen.«
Sebaldo nickte. »Si, so sieht es aus.«
»Und er hat ganz gezielt ein Haus in dieser Gegend gesucht. Nicht in Umbrien, nicht in Cinque Terre, nein, hier in der Toskana.«
Sebaldo nickte abermals.
»Dann beginnt unsere Suche zunächst in Deutschland. Wo kann man erfahren, welche Deutschen sich bis 1945 hier aufgehalten haben?«
Sebaldo zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Da wird es Archive geben. Die Deutschen sind doch dafür bekannt, dass sie alles aufheben und fein säuberlich abheften. Ich habe gehört, dass jeder Deutsche ein eigenes Archiv führen muss, damit er auf Verlangen der Obrigkeit darüber Auskunft geben kann, mit wem er am Dienstag vor zwölf Jahren um fünfzehn Uhr dreißig Kaffee getrunken hat.« Er lachte wieder laut über seinen eigenen Witz.
»Sie haben recht. Irgendein Archiv mit Dokumenten aus dieser Zeit wird es geben. Wer wird hier gewesen sein? Höchstwahrscheinlich jemand, der eine Verbindung zu diesem Kurt Sonthofen hatte. Ein Verwandter oder ein Freund der Familie. Aber das lässt sich alles recherchieren. Davon gehe ich zumindest aus!«
Sebaldo wurde plötzlich ganz ernst. »Lassen Sie sich einen Rat geben. Nach dem, was Sie mir erzählt haben, geht es hier um mehr als um einen alten
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