Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
ist?«
Susan strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. »Das hat er mal erwähnt. Er muss noch ein Kind gewesen sein. Ich glaube, er hat gesagt, dass er damals erst sechs gewesen ist.«
Robert nahm ein Stück Papier und machte Notizen. »Wann ist Ihr Mann geboren worden?«
»Am 3. Oktober 1948.«
Robert notierte wieder. »Also starb der Vater im Jahr 1954. Wo hat die Familie gewohnt?«
»In Berlin.« Susan lächelte. »Ich weiß sogar die Adresse. Bleibtreustraße 78. Kurt hat mir den Namen der Straße übersetzt, den fand ich sehr lustig. Nachher wurde das so eine Art running gag zwischen uns. Immer, wenn er geschäftlich weg musste, habe ich zu ihm gesagt: ›Und denk an deine Straße.‹ Und 78 ist mein Geburtsjahr. Aber sagen Sie, Robert, warum wollen Sie das alles so genau wissen?«
Robert legte den Kugelschreiber auf den Tisch. »Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass der Ursprung für die ganzen Ereignisse der letzten Tage in der Vergangenheit liegt. Und ich glaube, dass Ihr Mann bei seinem letzten Besuch in Berlin etwas erfahren hat, das die ganze Sache ins Rollen gebracht hat.«
Susan nahm einen Schluck Ginger Ale. »Hat das auch etwas mit dem Zettel zu tun, auf dem dieser Name stand?«
Robert nickte. »Mit Sicherheit. Er hat uns zwar auf die falsche Spur gebracht, aber ich bedaure das nicht. Auf diese Weise habe ich einen erstaunlichen Menschen kennengelernt. Und außerdem glaube ich sowieso nicht an Zufälle.«
Die Klingel an der Haustür hinderte ihn daran weiter zu sprechen. Er stellte sein Glas auf den Tisch und ging zur Tür. Draußen stand ein uniformierter Polizist.
»Buon giorno, Signore Darling. Ist es richtig, dass die Signora …«, er schaute auf einen Zettel, »… dass die Signora Susan Becker-Sonthofen hier wohnt?«
Robert nickte.
»Könnte ich sie bitte sprechen?«
Robert schaute den Uniformierten fragend an, ging dann ein paar Schritte in die Halle zurück und rief mit lauter Stimme nach Susan.
Susan eilte herbei und zuckte zusammen, als sie den Polizisten in der Tür sah.
»Buon giorno, Signora. Ich bringe die Sachen Ihres verstorbenen Mannes. Sie sind jetzt freigegeben. Nur die Pässe und das Bargeld wurden einbehalten. Würden Sie bitte hier unterschreiben?« Er hielt ihr eine Liste hin.
»Es ist schon seltsam«, sagte Susan, als sie wieder mit Robert auf der Terrasse saß, »die ganze Zeit haben wir von Kurt gesprochen. Und jetzt kommen seine Sachen.«
Robert räusperte sich. »Soviel zum Thema Zufall!«
Die Habe des ermordeten Kurt Sonthofen bestand aus zwei Reisetaschen, in denen sich Kleidung, Schuhe, Kosmetikartikel und andere Dinge befanden, die man für eine Reise braucht.
In einer Plastiktüte waren die Dinge verpackt worden, die er bei sich getragen hatte: eine goldene Halskette, eine gefälschte Rolex, ein Kamm, ein Handy und eine Brieftasche.
»Was ist in der Brieftasche?«, fragte Robert.
Susan klappte sie auf. Sie fand einen Führerschein, eine Sozialversicherungskarte, mehrere Kreditkarten und ein paar Tankquittungen.
»Da ist wohl kaum etwas dabei, das uns weiterhilft«, seufzte sie. Dann öffnete sie ein Seitenfach, das durch einen Reißverschluss gesichert war, und zog mehrere Fotos hervor: Ein Porträt von Susan. Kurt und Susan beim Tanzen. Ein Schwarz-Weiß-Foto, das eine Frau mittleren Alters zeigte. Susan drehte es um. »Maria Sonthofen, 1977. Das wird seine Mutter sein.« Das letzte Foto war das älteste. Es war leicht vergilbt und an der rechten unteren Ecke umgeknickt. Es zeigte fünf Männer. Sie hatten freie Oberkörper, sahen verschwitzt aus und trugen ausgebeulte Trainingshosen.
»Steht da auch etwas drauf?«, fragte Robert.
Susan drehte das Foto um. »Karl-Hermann, Albert, Gustav, Heinrich und Vincente, August 1944«, las sie vor.
»Kennen Sie einen davon?«
Susan schüttelte den Kopf. »Nein, aber der Linke war bestimmt sein Vater. Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Karl-Hermann hat er also geheißen.«
Robert betrachtete das Bild. »Schade, dass man nicht erkennen kann, wo das Bild gemacht worden ist. Das kann überall und nirgends sein.«
»Ich wusste gar nicht, dass er Bilder seiner Eltern mit sich herumträgt«, sagte Susan und seufzte. »Aber ich weiß ja offenbar so manches nicht von ihm.«
»Die wird er noch nicht lange haben«, warf Robert ein. »Ich nehme an, er hat sie bei seinem letzten Besuch mitgenommen. Sehen Sie. Die Lederfarbe der relativ neuen Brieftasche hat abgefärbt. Das sieht man an Ihrem
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