Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
dann bitte Ihren Pass haben?«
»Kommt drauf an«, sagte Robert. »Im Moment bin ich Italiener. Eigentlich heiße ich Roberto, aber Sie können weiterhin Robert zu mir sagen.«
*
Wieland Scherf wechselte den Hörer vom rechten auf das linke Ohr. »Im Adlon ist er abgestiegen? Wer observiert ihn? Sawatzki? Das ist gut. Der ist Profi. Ich möchte über jeden Schritt informiert werden. Hören Sie? Nicht das kleinste Detail darf uns entgehen. Ich verlasse mich auf Sie.«
*
Robert breitete den Stadtplan von Berlin auf dem Doppelbett aus. Er hätte auch ins nächste Taxi steigen und sich direkt in die Bleibtreustraße fahren lassen können, aber es war ihm lieber, wenn er selbst wusste, wo er war. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis er den Bezirk Charlottenburg in seinem Kopf gespeichert hatte.
Mit der U-Bahn fuhr Robert bis zur Uhlandstraße, stieg aus und ging den letzten Teil zu Fuß. Er wollte sich ein Bild von der Gegend machen. Er überquerte die Ampel an der Knesebeckstraße und bog dann in die Bleibtreustraße ein.
Die Straße gefiel ihm. Ein Schild informierte, dass sie 1897 nach dem Maler Georg Bleibtreu benannt worden war. Damit war bewiesen, dass der Name nicht eine Aufforderung zur Monogamie bedeutete. Ob der Maler sich seinem Namen entsprechend verhalten hatte, war nicht bekannt.
Du wirst Susan dementsprechend informieren.
Interessiert betrachtete Robert die großen alten Mietshäuser mit den klassischen Portalen. Wenige Minuten später stand er vor dem Haus mit der Nummer 78. Er besah sich die Klingelschilder. Bölcke, Wranitzki, Vülgar. Da – in der dritten Reihe. Ein Emailleschild mit der Aufschrift Sonthofen . Robert drückte auf den Klingelknopf.
Kurz darauf surrte der elektrische Türöffner. Er ging in das Haus hinein.
Eine kleine, alte Frau mit weißen Haaren stand in einer der Türen und sah ihn neugierig an.
»Guten Tag«, begrüßte Robert sie. »Mein Name ist Robert Miller. Ich bin ein alter Bekannter von Kurt Sonthofen. Wir kennen uns aus New York. Kurt ist einfach so verschwunden, und ich müsste dringend etwas mit ihm besprechen. Er hatte mir vor einiger Zeit diese Adresse gegeben. Ist er da?«
Die Frau hatte ein feines Gesicht, wie aus Porzellan. Man konnte erkennen, dass sie einmal eine Schönheit gewesen sein musste. Sie sah Robert mit traurigen braunen Augen an.
»Es tut mir leid, dass Sie den weiten Weg hierher gekommen sind …«
»Ach«, entgegnete Robert, »ich war gerade in Berlin, und da dachte ich mir …«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Kurt ist tot. Es tut mir leid.«
Robert machte ein erschrockenes Gesicht. »Tot? Kurt? Ja, war er denn krank?«
Die Frau öffnete die Tür um einen weiteren Spalt. »Wir sollten darüber nicht im Treppenhaus reden. Kommen Sie bitte herein.«
Robert bedankte sich und betrat den Flur, der mindestens zwanzig Meter lang sein musste und von dem eine Vielzahl von Zimmern abging. Er schätzte, dass es mindestens sechs sein mussten.
»Kommen Sie«, sagte die Frau, »wir gehen in die Küche. In den anderen Zimmern ist schon gepackt worden.«
Auch in der Küche standen nur noch wenige Möbel.
»Sie müssen wissen«, sagte die Weißhaarige, »ich löse gerade die Wohnung auf. Na gut, ich will nicht übertreiben. Ich zeige den Leuten, was wohin soll. Ach, Entschuldigung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Henriette Kleinert, die älteste Freundin von Maria Sonthofen. Wissen Sie, wir kannten uns seit der Sandkistenzeit. Aber nun ist sie auch tot. Vor ein paar Monaten.«
Robert hatte aufmerksam zugehört. »Dann sind Sie also diejenige, von der Kurt immer als Tante Henriette erzählt hat?«
Henriette lächelte. »Hat er das? Ach, er war eigentlich ein guter Junge. Keiner weiß, warum er seine Familie so im Stich gelassen hat.«
Robert machte ein ratloses Gesicht. Er versuchte, das Thema zu wechseln. »Sagen Sie, woran ist Kurt denn nun gestorben?«
Henriette hob beide Hände. »Genaues weiß ich nicht. Die Polizei war hier. Irgendjemand muss so eine Nachricht ja entgegennehmen, denn es gibt keine lebenden Verwandten mehr. Die Polizei hatte ebenfalls nur eine Nachricht erhalten. Kurt ist durch sogenanntes Fremdverschulden ums Leben gekommen, hieß es. In Italien. Wahrscheinlich auf einer Urlaubsreise. Die genauen Unterlagen haben sie mir nicht ausgehändigt, weil ich ja nicht mit ihm verwandt bin.«
Robert schüttelte den Kopf. »Schrecklich!«
Henriette fuhr sich durch das immer noch volle, weiße Haar. »Was für
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