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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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Giuseppe. Ich glaube, es ist das letzte Haus.«
    Sie ließen den Landrover am Marktplatz stehen und gingen das letzte Stück zu Fuß weiter.
    Giuseppe Collodi saß in einem Lehnstuhl auf der Terrasse hinter dem Haus. Er hatte die Augen geschlossen. Das schüttere, weiße Haar des alten Mannes wurde vom leichten Wind bewegt, seine Hände, deren Haut aussah wie zerknittertes Pergamentpapier, hatte er über dem Bauch gefaltet. Der Garten war sehr gepflegt. Blumen und Stauden in allen Farben leuchteten in der Sonne. Vögel zwitscherten in den Bäumen. Collodis Tochter Maria, die nach dem Tod ihres Mannes wieder zu ihrem Vater gezogen war, hielt alles in bester Ordnung.
    »Giuseppe, ich hoffe, wir stören nicht«, sagte Carlo mit gedämpfter Stimme.
    Der Alte schlug die Augen auf und schaute ein bisschen verstört in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    Er erkannte Carlo und lächelte. »Carlo, mein Junge, schön, dich zu sehen. Was führt dich nach Dicomano?«
    Carlo zeigte auf Robert. »Ich möchte dir einen Freund vorstellen. Das ist Roberto. In seinen Adern fließt amerikanisches und italienisches Blut. Er ist vor kurzem nach Italien zurückgekehrt, und nun möchte er alles über die Toskana wissen. Ich habe ihm gesagt, du bist ein lebendes Geschichtsbuch.«
    Giuseppe hatte eine Hand wie eine Muschel um sein Ohr gelegt. »Ein Gedichtbuch? Ja, früher kannte ich viele Gedichte. Jetzt habe ich alle vergessen.«
    Carlo lachte. Er hatte den Eindruck, dass der Alte manchmal mit seiner Schwerhörigkeit kokettierte. »Nein, nein, Giuseppe. Er interessiert sich für die Geschichte unseres Landes. Ganz besonders für die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Kannst du dich noch daran erinnern?«
    Der Alte nickte bedächtig. »Wenn du mich fragen würdest, was ich gestern gegessen habe, könnte ich dir das nicht beantworten. Aber an diese Zeit kann ich mich sehr genau erinnern. Nichts ist vergessen.«
    Carlo lächelte. »Dann möchte ich, dass mein Freund Roberto zuerst dir eine Geschichte erzählt. Und zum Schluss möchten wir deine Meinung dazu hören. Ich hoffe, wir stehlen dir nicht die Zeit.«
    Der Alte zog die buschigen Augenbrauen hoch. »In meinem Alter kann man die Zeit nicht mehr stehlen. Man hat viel zu viel davon. Also, fangen Sie an, Roberto.«
    Und Robert erzählte wieder einmal die Geschichte von den Männern, die etwas suchten, das offenbar aus der dunklen Zeit des Zweiten Weltkriegs stammte, und die vor nichts zurückschreckten. Am Ende angekommen, fragte er Collodi: »Was kann Ihrer Meinung nach so wichtig oder wertvoll sein, dass sogar der Tod von Menschen dafür in Kauf genommen wird?«
    Der Alte schaute Robert mit seinen tiefliegenden dunklen Augen lange an. »Mein lieber Roberto, was glauben Sie, wie viele Menschen schon aus geringeren Anlässen getötet wurden? Hunderte, Tausende, Millionen? Ich habe eine Zeit erlebt, in der ein Menschenleben nichts galt. Denken Sie nur an Sant’Anna di Stazzema. Das Dorf lag in der Nähe von Lucca. Dort haben deutsche SS-Leute eine sogenannte Säuberungsaktion durchgeführt. Fünfhundertsechzig Menschen – brutal ermordet. Das älteste Opfer war sechsundachtzig, das jüngste drei Monate. Die meisten wussten nicht einmal, warum sie getötet wurden. Nicht einer der Verantwortlichen ist dafür bestraft worden. Einige leben heute noch. Ich glaube, alle gehörten zur 16. SS-Panzergrenadier-Division.«
    Robert horchte auf. »Diese Bezeichnung habe ich vor ein paar Tagen schon einmal gehört. Karl-Hermann Sonthofen muss auch bei dieser Division gewesen sein. Man müsste herausfinden, was er dort gemacht hat.«
    »Das dürfte schwierig sein. Sie wissen doch, dass eine Division mindestens aus zehntausend Männern besteht.«
    Robert hob den rechten Zeigefinger. »Es gibt vielleicht noch einen Anhaltspunkt. Unser Mann soll im letzten Jahr des Krieges zu einer Sonderaufgabe abkommandiert worden sein. Es hat aber nichts mit einem der Massaker zu tun. Das steht fest.«
    »Es könnte natürlich sein, dass Ihr Mann zu der Eskorte gehörte, die unter größter Geheimhaltung einen ziemlich prominenten Mann, der es ganz besonders eilig hatte, schützen sollte«, erwiderte Collodi nachdenklich.
    »Und wer war das?«
    Giuseppe zog die Mundwinkel spöttisch nach unten. »Il Duce. Unser geliebter Führer. Benito Mussolini.«
    »Mussolini?«, fragte Robert erstaunt. »Ich denke, der war zu der Zeit längst abgesetzt?«
    »Das stimmt nur zum Teil. Richtig ist, dass er im Juli 1943 vom

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