Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Faschistischen Großrat abgesetzt und verhaftet wurde. Da waren die Engländer schon auf Sizilien und die Amerikaner im Golf von Gela gelandet. Wohin sie Mussolini gebracht hatten, wusste keiner. Einige meinten, gehört zu haben, dass er einen Schlaganfall gehabt hatte und in einer Klinik im Norden lag. Andere erzählten vom Selbstmord des Duce, und wieder andere hatten gehört, er sei geflohen. Stimmte aber alles nicht. Hitler war ziemlich wütend wegen der Vorgänge in Italien und ordnete an, dass man den Ort ausfindig machen sollte, wo der immer noch verbündete Mussolini gefangen gehalten wurde. Und dann sollte man ihn befreien. Tatsächlich wurde der Aufenthaltsort des Gefangenen mehrfach geändert, aber ein deutscher Hauptmann namens Otto Skorzeny hat herausgefunden, dass man ihn in einem Hotel auf dem Gran Sasso versteckt hatte. Das ist ein Gebirgsmassiv in den Abruzzen. Die Deutschen sind dann – man kann es heute noch nicht glauben – mit Segelflugzeugen dorthin geflogen und haben Mussolini befreit. Das war das Unternehmen Eiche. Im September 1943 hat Mussolini dann die Republica Sociale Italiano ausgerufen. Die bestand aus Norditalien und den Gebieten, die von der Deutschen Wehrmacht besetzt waren. Allerdings hatte il Duce von da an auch Wachhunde, die nicht von seiner Seite wichen. Das waren die Deutschen mit dem Totenkopf an der Mütze. Die SS.«
Robert hatte aufmerksam zugehört. »Und Sie meinen, unser Sonthofen war mit dabei?«
Giuseppe zuckte mit den Schultern. »Das könnte sein. Erklärt aber noch immer nicht das, was Sie mir vorhin erzählt haben. Ich habe da eine andere Vermutung.« Er drehte sich zu Carlo um. »Carlo, ich bin durstig. Würdest du bitte in die Küche gehen und die Karaffe mit Zitronenlimonade aus dem Kühlschrank holen? Und bring drei Gläser mit.«
Das kühle, selbstgemachte Getränk war köstlich und erfrischend. Giuseppe stellte sein Glas auf den Tisch.
»Nein, meine Vermutung ist eine andere. Dazu müssen wir aber zwei Jahre weiterspringen.«
*
Dreisse blickte auf seine Armbanduhr und runzelte die Stirn. »Die sind jetzt schon länger als eine halbe Stunde da drin. Wir müssen unbedingt rausbekommen, wer da wohnt und warum der von Interesse ist.« Er schaute Makowski von der Seite an. »Ruf doch mal diesen Silvio an. Der soll mal herkommen und das vor Ort recherchieren. Aber er soll seine Schläger zu Hause lassen. Die sind zu auffällig und bauen nur Scheiße.«
»Okay«, sagte Makowski und stieg aus dem Alfa. »Dann kann ich mir wenigstens mal die Beine vertreten.« Er stieg aus und tippte mit seinen großen Fingern eine Nummer in sein Handy.
Nach ein paar Minuten kam er zurück. »Alles klar. Er ist in einer halben Stunde hier.«
*
Giuseppe nahm einen Schluck Zitronenlimonade.
»Ich vermute, dass diese Vorfälle mit einem Ereignis zu tun haben, das sich in den Tagen zwischen dem 25. und dem 28. April 1945 abgespielt hat. Der Druck der heranrückenden alliierten Truppen wurde immer größer, und auch wir Partisanen hatten den Nazis und den Schwarzhemden inzwischen eindrucksvoll bewiesen, dass ihre Tage gezählt waren. Mussolini wollte noch in Mailand bleiben, sollte dann aber auf Anordnung der deutschen Führung in die Schweiz gebracht werden. Eine Eskorte aus SS-Leuten sollte ihn schützen. Den Rest kennen Sie. Eine Kolonne aus Lastwagen und Privatautos, in denen Parteiführer, Sekretärinnen, SS-Leute, Schwarzhemden, Soldaten der Wehrmacht und natürlich auch Mussolini und seine Geliebte, Claretta Petacci, saßen, fuhr in Richtung Comer See. Später schloss sich noch eine deutsche Flak-Kompanie an. Ungefähr zweihundert Mann. Als es immer gefährlicher wurde und die Partisanen verlangten, dass alle Faschisten, die sich in der Kolonne befanden, zurückgelassen wurden, zog man Mussolini einen deutschen Wehrmachtsmantel über und setzte ihm einen deutschen Stahlhelm auf. Dann verkroch er sich in einen deutschen Mannschaftswagen und versuchte, über die Grenze zu kommen. In Dongo, am Comer See, wurde er aber von unseren Leuten erkannt und verhaftet. Oberst Valerio hat dann ihn und die Petacci hingerichtet. Auf dem Marktplatz wurden fünfzehn weitere Männer aus seinem Gefolge erschossen. Darunter etliche Minister.«
Robert schaute Giuseppe nachdenklich an. »Aber warum hat man sie nicht vor ein Gericht gestellt?«
Carlo hatte bisher geschwiegen. Jetzt blitzten seine Augen auf. »Vor ein Gericht? Dass ich nicht lache! Die Amerikaner hätten sie gefangen genommen,
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