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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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und dann wären sie schonend behandelt worden und irgendwann wieder aufgetaucht. Schau dir doch mal Deutschland an! Wie viele alte Nazis haben danach wieder eine Karriere machen können? Sogar in der Politik, bei Gerichten, bei der Polizei …« Carlo hob beide Hände und schlug die Augen gen Himmel.
    Giuseppe nickte zustimmend. »Carlo hat recht. Wir wollten einen radikalen Neuanfang für Italien. Und das ging nur, indem diese Leute gründlich ausgemerzt wurden. Aber wir sind vom Thema abgekommen … Alles, was ich euch erzählt habe, hat sich so zugetragen. Das ist verbürgt. Es gibt da nur eine Sache, von der es mehrere Versionen gibt.«
    »Jetzt bin ich aber gespannt!« Robert rückte seinen Stuhl näher heran.
    »Schon zwei Tage, bevor sich der Konvoi mit Mussolini in Gang setzte, war eine kleine Kolonne aufgebrochen. In der soll sich auch ein Lastwagen mit einer sehr brisanten und wertvollen Fracht befunden haben. Sie war in mehrere große Kisten verpackt – und gehörte Mussolini. Zum einen hatte er eine große Menge Akten zusammengestellt, die er bei einem Gerichtsverfahren als Entlastungsmaterial benutzen wollte. Geheimakten über Hitler, über die Kommunisten unter den Partisanen und vieles andere mehr. In den anderen Kisten war ein riesiges Vermögen verstaut worden. Englische Pfund, amerikanische Dollars, Schweizer Franken, Französische Francs. Goldbarren, Kunstgegenstände. Alles in allem – so wurde später erzählt – ein Wert von mehreren Milliarden Lire. Das ist das erste, das nicht stimmt. Soweit ich aus verlässlicher Quelle weiß, beziffert sich der Wert auf rund zweihundert Millionen Dollar.«
    Robert und Carlo schauten sich mit großen Augen an.
    »Zweihundert Millionen Dollar? Mamma mia! Und wo sind die geblieben?«, fragte Robert.
    Giuseppe hob seine linke Hand etwas an. »Moment noch. Ich sagte ja, es gibt zwei Versionen. Die eine besagt, dass Mussolinis Getreue kurz vor ihrer Festnahme den Schatz und die Akten im Comer See versenkt haben. Man spricht ja heute noch vom Schatz von Dongo. Die zweite Version besagt, dass sich die Kommunisten den Schatz geschnappt und die Akten vernichtet haben. Mit dem Geld sollen sie dann ihre Partei ausgebaut haben. Die Parteizentrale nannte man früher deshalb Palazzo Dongo.«
    »Und welche Version stimmt nun?«, wollte Robert wissen.
    Giuseppe lächelte. »Keine. Es gab zwar diesen Lastwagen mit den schweren Kisten in der Kolonne. In den Kisten war aber alles andere drin als wertvolles Material. Es waren Feldsteine.«
    Carlo schüttelte den Kopf. »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
    Robert hob die Hand. »Lass ihn weiter erzählen.«
    Giuseppe fuhr fort. »Zu diesem Zeitpunkt traute Mussolini niemandem mehr. Es gab nur eine Hand voll Gefolgsleute, die sich für ihn hätten die Gurgel durchschneiden lassen. Und die hatten folgenden Plan ausgeheckt: Ein zweiter Lastwagen folgte der Kolonne in großem Abstand. Im Wagen saßen vier Männer in deutscher Uniform. Das waren aber keine Deutschen, sondern die letzten Italiener, auf die il Duce sich verlassen konnte. Sollte es brenzlig werden, hätte dieser Wagen eine andere Route eingeschlagen und wäre in die Schweiz gefahren. Mussolini war immer noch überzeugt, dass auch ihm die Flucht gelingen würde. Wenn nötig, zu Fuß. Man wollte sich dann in Deutschland treffen, in Bregenz am Bodensee. Was mit Mussolini und seinen Leuten passiert ist, wissen wir. Was allerdings mit dem Lastwagen passiert ist, wissen wir nicht.« Giuseppe nahm einen Schluck Zitronenlimonade.
    Robert atmete tief ein. »Zweihundert Millionen Dollar! Langsam fange ich an zu begreifen, um was es hier geht.« Er wandte sich Giuseppe zu. »Signore Collodi, Sie werden aber doch nicht der Einzige sein, der davon weiß. Ein Lastwagen kann doch nicht so einfach verschwinden. Es wird doch Menschen geben, die damals etwas mitbekommen haben müssen.«
    Giuseppe lächelte. »Junger Mann, wissen Sie, wie alt ich bin? Die meisten meiner Kameraden sind längst tot, und ich habe die Geschichte heute zum ersten Mal seit Kriegsende erzählt.«
    »Warum?«, fragte Robert.
    Giuseppe schaute ihn ernst an und richtete seinen Oberkörper auf. Seine Stimme wurde lauter. »Weil das schmutziges Geld ist! Weil an diesem Schatz Blut klebt! Das Blut von Zigtausenden Menschen. Wisst ihr, was ich gemacht hätte, wenn ich diesen Schatz gefunden hätte? Ich hätte ihn im Meer versenkt. Alles, was damit zusammenhängt, hat nur Unheil über die Menschen gebracht.

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