Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Zettel, auf dem er Evas Nummer notiert hatte.
»Diese Nummer ist nicht vergeben«, sagte die Computerstimme. Robert schaute ungläubig auf die Tastatur. Hast du dich vertippt? Er wählte noch einmal.
»Diese Nummer ist nicht vergeben.«
Robert setzte sich auf die Bettkante. Eine böse Ahnung stieg in ihm auf. Er steckte das Handy ein und verließ das Zimmer. Bis zum Zimmer 436 waren es genau zwölf Schritte. Er klopfte.
»Moment«, hörte er eine gedämpfte Männerstimme. Die Tür öffnete sich. Ein dicker Mann mit einem offenen Hemd, das über der Hose hing, schaute ihn an. »Was ist?«
Robert versuchte, möglichst entschlossen zu wirken. »Guten Abend. Darling ist mein Name. Ich möchte Frau König sprechen.«
Der Dicke schaute ihn verständnislos an. »Wen?«
Robert machte einen Schritt nach vorn. »Sie wissen genau, wen ich meine …«
Der Dicke wich einen Schritt zurück. »Wenn Sie nicht gleich verschwinden, hole ich die Polizei.«
Robert spähte über die Schulter des Dicken in das Zimmer und rief: »Eva, bist du da?«
Eine weibliche Stimme war zu hören. »Was ist denn da los?«
Robert drängte den Dicken zur Seite und war mit wenigen Schritten mitten im Zimmer.
Die Frau stieß einen Schrei aus. Sie war mindestens genau so dick wie der Mann. Sie lag auf dem Bett und trug einen weißen Bademantel und ein Handtuch, das sie sich turbanartig um den Kopf gewickelt hatte. In der Hand hielt sie die Fernbedienung des Fernsehers. Dort bewarb die Moderatorin eines Tele-Shop-Senders die Vorzüge eines Tunika-Shirts mit geschmacklosem Muster in Übergröße.
Robert schaute sie fassungslos an.
Der Dicke hatte einen krebsroten Kopf und hielt ihn am Ärmel fest. »Wenn Sie nicht sofort verschw …«
Robert riss sich los und ging hastig zurück auf den Flur.
»Verzeihen Sie mir bitte. Das war eine Verwechslung. Entschuldigen Sie die Störung.«
Der Dicke war so aufgeregt, dass er kein Wort herausbrachte. Er starrte Robert an, öffnete den Mund und schlug dann die Tür zu.
Verdammt , dachte Robert.
Er fuhr ins Erdgeschoss, durchquerte die Halle und saß eine Minute später in einem Taxi.
»Fahren Sie bitte zur Simon-Dach-Straße 45!«, wies er den Fahrer an.
Kurze Zeit später hielt der Wagen vor dem Haus, in dem Robert vor wenigen Stunden schon einmal gewesen war.
»Warten Sie bitte!«, sagte er zu dem Taxifahrer.
Er hatte das Haus noch nicht ganz erreicht, als er schon sehen konnte, was er befürchtet hatte: Das Klingelschild mit der Aufschrift Scherf und die Gegensprechanlage waren verschwunden.
In diesem Moment wurde die Haustür von innen geöffnet. Ein Junge mit einer fleckigen grünen Baseballkappe versuchte, sein Rennrad hinauszuschieben. Robert hielt ihm die Tür auf.
»Danke«, sagte der Junge.
»Bitte«, antwortete Robert. »Kannst du mir sagen, wer da oben im ersten Stock wohnt? Hier gibt es gar kein Klingelschild.«
»Da wohnt keiner«, antwortete der Junge. »Die Wohnung steht leer. Schon seit Wochen. Wollen Sie sie mieten?« Er schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr davon.
Man hat dich reingelegt. Du bist ihnen voll in die Falle getappt wie ein Schuljunge, wie ein Tölpel. Carlo Sebaldo hatte vollkommen recht, als er sagte, dass er die Menschen kenne, du aber offenbar nicht. Du bist einfach zu vertrauensselig.
Bevor diese abstrusen Vorgänge sich in sein Leben gedrängt hatten, gab es für Robert nur gute Erfahrungen im Umgang mit seinen Mitmenschen. Doch nun war alles anders. Mit dem ältesten Trick aller Geheimdienste – dem Weg durchs Bett – hatte man ihn in eine Situation gebracht, in der er munter und zwanglos alles, was er zu diesem Fall wusste, ausgeplaudert hatte. Nun war er nichts mehr wert, und man hatte versucht, ihn aus dem Weg zu schaffen.
Mein Gott! Susan! Sie wird mit Sicherheit immer noch beobachtet, und wahrscheinlich werden sie bei ihr dasselbe versuchen. Er griff nach dem Handy und wählte die Nummer seines Hauses.
Catarina meldete sich.
»Catarina, hier ist Robert Darling. Ist Signora Susan im Haus?«
»Oh, Signore Darling. Wie schön, Sie zu hören«, freute sich Catarina. »Ja, Signora Susan ist in der Küche. Sie lernt gerade die italienischen Worte für alles, was man zum Kochen braucht. Sie ist eine gute Schülerin! Warten Sie, ich hole sie.«
Kurz darauf war Susan am Telefon. »Buona sera, Signore Darling, come va?«
»Donnerwetter, Susan. Sie sprechen ja fließend Italienisch«, gab Robert sich beeindruckt.
Susan lachte. »Catarina ist eine gute
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