Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
vermisst, tauchte aber später wieder in Deutschland auf. Der Plan wird gewesen sein, den Schatz irgendwo zu verstecken, um ihn später zu holen. Aber dazu kam Sonthofen nicht mehr, weil er krank wurde und starb. Jetzt weiß ich auch, was die alte Dame in Berlin gemeint hat, als sie sagte, er habe etwas getan, das er zutiefst bereute …«
»Ich denke, der war bei der SS«, sagte Carlo skeptisch. »Da hat er wahrscheinlich bereut, dass er den Schatz nicht früher geholt hat – und nicht, dass er vier Männer erschossen hat.«
»Glaubst du nicht, dass es Menschen gibt, die kurz vor ihrem Tod bereuen, was sie getan haben?«
Carlo verzog ratlos das Gesicht.
In diesem Moment kam Susan die Treppe herunter. Sie schaute Robert fragend an.
»Susan, das hier ist Carlo Sebaldo.«
Susan gab Carlo die Hand.
Der machte eine kleine Verbeugung. »Endlich lerne ich Sie kennen. Robert hat schon viel von Ihnen erzählt. Und gestern haben wir miteinander telefoniert.«
»Bitte nicht so schnell«, flehte Susan. »Mein Italienisch ist noch sehr schlecht.«
»Susan, mit Carlos Hilfe sind wir auf eine Spur gekommen, die alles, was uns passiert ist, plausibel macht«, sagte Robert ernst. »Setzen Sie sich, und hören Sie mir einen Augenblick zu. Ich glaube, wir haben die Spitze des Berges bald erreicht.«
Er ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie erst den Fuß eines Vulkans erreicht hatten, der nur darauf wartete, auszubrechen.
DRITTER
TEIL
17. KAPITEL
I n der Nähe des Berliner Gendarmenmarktes lag das achtstöckige Gebäude des Hermann-Grimm-Verlags. Zu ihm gehörten zwölf weitere Häuser, die sich über das Stadtgebiet verteilten. Der Verleger Hermann Grimm war davon nicht sonderlich angetan, denn er wollte an repräsentativerer Stelle einen zentralen Firmensitz bauen, der alles in den Schatten stellte, was die Hauptstadt bisher an Architektur gesehen hatte. »Man muss dort sein, wo die Musik spielt«, war Grimms Devise. Der Spreebogen wäre seiner Vorstellung nach der geeignete Ort gewesen, aber dort waren nach der Wende alle Grundstücke unter den Ministerien und anderen Behörden aufgeteilt worden.
Als der Bausenator ihm ein Grundstück in Tegel angeboten hatte, war dem Verleger der Kragen geplatzt. In einer auch für seine Verhältnisse ungewohnten Lautstärke hatte er den Politiker samt dreier Referenten hinausgeworfen. »Wissen Sie nicht, wen Sie vor sich haben?« hatte Grimm gebrüllt. »Ich bin der größte Steuerzahler der Stadt, ich habe mehr als fünftausend Arbeitsplätze geschaffen. Und da wagen Sie es, mir einen Platz im Hinterhof anzubieten?«
Hermann Grimm war leicht erregbar. Oft wurde darüber gerätselt, warum er noch keinen Herzinfarkt gehabt hatte und ob dieser überraschende Umstand daraus resultierte, dass er jedem Ärger – und sei er noch so klein – unbarmherzig freien Lauf ließ.
Er war jetzt zweiundfünfzig Jahre alt und der alleinige Herrscher über das Verlagsimperium, nachdem sein Vater 1992 beim Kirschenpflücken im heimischen Garten von der Leiter gefallen war und sich das Genick gebrochen hatte.
Bernhard Grimm hatte den Verlag 1948 in Oldenburg gegründet und zunächst Kalender und Groschenromane verkauft. Obwohl die Geschäfte am Anfang sehr überschaubar waren, entwickelte der alte Grimm ein untrügliches Gespür für Entwicklungen auf dem Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt.
1955 wurde sein einziger Sohn Hermann geboren, der schon als Jugendlicher großes Interesse am Verlagswesen zeigte und nach dem Abitur nicht studierte, sondern eine Lehre als Verlagskaufmann im väterlichen Betrieb absolvierte. Schon während dieser Zeit sorgte der selbstbewusste junge Mann mit kühnen Ideen und Schlussfolgerungen dafür, dass zwei Abteilungsleiter plötzlich viel mehr unbezahlte Freizeit hatten, als ihnen lieb war.
Mit dem Vater geriet Hermann Grimm oft aneinander, weil er im Standort Oldenburg einen großen Nachteil sah. Kaum war der alte Herr unter der Erde, verlegte er den Firmensitz nach Berlin und expandierte mit solcher Geschwindigkeit, dass das Kartellamt nur schwer mit der Überprüfung der Rechtmäßigkeit seiner Transaktionen mithalten konnte.
Mittlerweile besaß der Spree-Murdoch – wie er von Mitarbeitern und der Fachpresse gern genannt wurde – ein riesiges Imperium an Zeitungen, Zeitschriften sowie Beteiligungen an Radio- und Fernsehsendern im In- und Ausland. Zurzeit arbeiteten seine Experten fieberhaft an neuen Gewinnmöglichkeiten im Internet. Grimm war
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