Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
ein spannendes Spiel?«
Robert nahm ebenfalls das Sherryglas in die Hand. »Spannend ist es jetzt schon. Ich weiß nur noch nicht genau, wohin es führen wird. Aber ich habe da schon mehrere Ideen.«
»Dann wollen wir hoffen, dass du die beste davon umsetzen wirst.«
Es war eine angenehme, warme Nacht. Eine Wolke, die sich vor den Mond geschoben hatte, zog vorüber, und Licht erhellte das Dunkel. Lange schwarze Schatten von Pinien fielen auf die Straße, wurden aber von den Scheinwerfern des Autos gleich wieder fortgewischt.
So hell war es selten , dachte Robert und lenkte den Rover auf die Seitenstraße, die nach Mezzomonte führte.
Der Abend war verlaufen wie immer. Man konnte mit Francesca gute Gespräche führen. Amüsant, intelligent und stets mit Ironie gewürzt. Und geprickelt hatte es auch wieder. Er hatte sie bis zu ihrer Haustür gebracht, einen Moment gezögert, sich aber dann mit dem Argument zurückgezogen, er müsse noch einige Papiere für morgen vorbereiten. Und da morgen schon heute war, sei Eile geboten.
Die Lampen am Carport waren defekt, denn keines der Lichter ging an, als der Wagen die Lichtschranke am Eingangstor passierte. Robert störte sich nicht daran, da der Weg zum Haus durch das Mondlicht beleuchtet war. Er stieg aus und schloss die Wagentür ab. Ein lautes Knacken im Gebüsch hinter dem Carport ließ ihn herumfahren. Er lauschte und meinte, sich hastig entfernende Schritte auf herabgefallenem Laub zu hören. »Hallo?«, rief er laut. »Ist da jemand?«
Nur der Schrei eines Nachtvogels war zu hören. Ansonsten war es still. Robert ging ein paar Schritte, blieb stehen, horchte noch einmal. Nichts war zu hören.
Pass besser auf , sagte er zu sich selbst. Durch den amüsanten Abend mit Francesca hatte er für einen Augenblick verdrängt, dass er eine der Hauptfiguren in einem gefährlichen Spiel zu sein schien.
Im Haus angekommen, ging er vorsichtshalber durch die unteren Räume. Kein Fenster stand offen, die Haustür war fest verschlossen. Er ging in die Küche und fasste an die Klinke der Terrassentür. Ebenfalls verschlossen.
Dann sah er den Zettel auf dem großen Eichentisch. Es war Susans Handschrift. Carlo Sebaldo hat angerufen. Sie sollen ihn gleich morgen früh zurückrufen. Es ist wichtig.
*
Robert hatte nur ein paar Stunden geschlafen. Er schaute auf den Wecker. Es war fast sieben Uhr. Seine Gedanken hatten ihn wach gemacht, und es waren nicht solche, mit denen man gern im Bett bleibt. Er duschte kurz, zog sich Jeans und T-Shirt an und ging hinunter in die Küche. Nach der ersten Tasse Tee fühlte er sich bedeutend wohler.
Halb acht. Carlo wird bereits in seiner Werkstatt sein. Er nahm das schnurlose Telefon und wählte seine Nummer. »Pronto!«
»Carlo, guten Morgen. Hier ist Roberto. Was gibt’s?«
Carlo räusperte sich. »Ich habe diese Amalia Fini gefunden. Mehr aus Zufall. Ein guter Kunde von mir kommt aus Arezzo. Der kannte sie und wusste, dass sie in der Via Garibaldi wohnt. Dann brauchte ich nur noch im Telefonbuch nachsehen.«
»Und? Hast du sie angerufen?«, fragte Robert.
»Ja«, antwortete Carlo, »gleich gestern Abend. Mir scheint, sie ist etwas spröde, aber als ich ihr sagte, dass Giuseppe Collodi uns ihren Namen genannt hat, war sie schon umgänglicher. Wir können heute Nachmittag zu ihr fahren.«
»Hör zu, Carlo«, sagte Robert, »ich glaube, wir sollten unsere Strategie ändern. Ich werde beobachtet, das steht inzwischen fest. Gerade heute Nacht hatte ich wieder mal den Eindruck, dass jemand ums Haus schleicht. Wir sollten nicht mehr zusammen fahren, weil wir damit unsere Informanten in Gefahr bringen. Fahr du erst einmal allein zu dieser Signora Fini. Lade ein paar Stühle in deinen Ducato und tu so, als würdest du ihr etwas liefern. Reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass du auch beobachtest wirst.«
»Keine schlechte Idee«, antwortete Carlo, »ich rufe dich an, sobald ich zurück bin.«
*
Dort, wo die Flusstäler von Tiber, Chiana und Arno zusammenstoßen, liegt auf einem Hügel Arezzo. Überragt wird die Stadt vom Duomo San Donato, vom Bischofspalast und von der Medicifestung. Lange Zeit hatte es erbitterte Kämpfe mit dem verhassten Florenz gegeben, bis Arezzo im vierzehnten Jahrhundert für vierzigtausend Gulden an die Florentiner verkauft wurde.
Carlo ärgerte sich wieder einmal darüber, dass sein alter Fiat keine Servolenkung hatte. In den gewundenen Straßen auf dem Weg nach Arezzo musste er viel zu viel kurbeln, was seine
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