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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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eigentlich nicht so gut gedeihen dürfen. Es säte sich jedoch jedes Jahr aufs Neue von selbst aus und benötigte keine Pflege. Die Geschichte der Pflanzen amüsierte Frau Wilson, vor allem die des Basilikums. Es hatte im Mittelalter eine düstere Phase durchgemacht und das Böse repräsentiert. In den Gehirnen von Menschen, die daran gerochen hatten, konnten Skorpione wachsen, wurde behauptet.
    Normalerweise holte Frau Wilson die Zeitung, bevor sie frühstückte, aber an diesem Morgen war sie zeitig auf den Beinen gewesen und hatte sich nach dem Frühstück zwei ihrer Spezialcocktails gemixt. Die eine Mischung war ein nährstoffreicher Sud aus Nesseln und die andere ein giftiges Gebräu, das Blattläuse und anderes Ungeziefer von den Rosen fernhielt. Die Ingredienzien der letzteren waren seit langem verboten, und die Totenköpfe auf den alten Kanistern im Schuppen ließen keinen Zweifel daran, dass ihr Inhalt mit größter Versicht zu behandeln war.
    Frau Wilson band sich die abgetragene Schürze um und steckte die Gartenschere ein, bevor sie sich den Strohhutaufsetzte und hinaus auf die Steintreppe trat. Dort blieb sie eine Weile genüsslich stehen, jedenfalls bis sie den Gegenstand erblickte, der auf dem Pfosten steckte, an dem sich die Duftwicken und die preisgekrönten englischen Rosen hinaufrankten.
    Ein Kopf mit langem, angegrautem Haar, das im Wind wehte. Wo sich einst die Nase befunden hatte, klaffte ein Loch.
     
    Kriminalkommissarin Karin Adler saß barfuß auf einem Gneisfelsen und blickte über den glitzernden Fjord von Marstrand. Bohuslän ist einfach unschlagbar, dachte sie. Nichts berührte sie so wie das Rauschen der Wellen, der Wind in ihrem Haar und die in Jahrtausenden glattgeschliffene sonnenwarme Klippe unter ihr. Dazu der Duft nach Salz und Tang. Das Gefühl war überwältigend, fast religiös. Sie steckte sich die Ohrhörer in die Ohren und suchte auf ihrem Handy eins ihrer Lieblingslieder von Evert Taube heraus.
     
    Graublauen Wogen gleich rollen Bohusläns Hügel einsam und majestätisch zum Meer ...
     
    ... wo der Wind weht von der Doggerbank und den Duft von Tang und Salz und Abenteuer mit sich führt …
     
    Vor allem diese Zeile mit dem Abenteuer liebte sie. Jedes Mal, wenn sie den Motor ihrer
Andante
anließ, wurde sie von dem Gefühl erfüllt, hinaus aufs offene Meer zu fahren und sich auf den Weg zu neuen Möglichkeiten zu machen. Es war kein schneller Segler, sondern ein ausdauerndes Boot, auf das man sich in fast jedem Wetterverlassen konnte. So wie alles auf diesem Schiff und jede Einrichtung an Bord waren auch die Stagen und Wanten, die den Mast an Ort und Stelle hielten, ein wenig überdimensioniert. Die
Andante
war für alles gerüstet. Die Besatzung dagegen war das schwächere Glied.
    Karin war mehrmals über die Nordsee nach Schottland gefahren und kannte das von Angst durchsetzte Entzücken, das diese Reisen hin und wieder mit sich brachten. Wenn die Dunkelheit hereinbrach und der Wind immer mehr zunahm, wenn eine steife Brise im Anmarsch war und sie inständig hoffte, dass die Wettervorhersage falschlag, was allerdings selten der Fall war. Da draußen war man seinem eigenen Können und dem Wetter restlos ausgeliefert. Doch damals waren sie zu zweit an Bord gewesen und hatten abwechselnd gesegelt und geschlafen.
    Während sie die Abfahrt vorbereitete, ließ Karin den alten Motor, einen alten dieselbetriebenen Penta MD2B, immer eine Weile laufen und warm werden. Wenn man zu zweit war, konnte man immer den anderen bitten, die Leinen loszumachen und die Fender und das Tauwerk einzuholen. War man allein, war eine andere Art von Vorbereitung nötig. Sie blickte immer auf den Verklicker am Masttopp, um sich einen Eindruck von der Windstärke zu verschaffen und zu sehen, in welche Richtung das Wasser floss. Die laminierte Seekarte war aufgeschlagen und lag an ihrem Platz im Cockpit. Das GPS war eingeschaltet, und am UKW-Seefunkgerät war Kanal 16 eingestellt. Im Inneren des Bootes war alles aufgeräumt und verstaut. Nichts konnte auf den Boden fallen und kaputtgehen, falls es mal etwas schaukelte oder das Boot beim Segeln krängte. Vorne im Bug war die Koje gemacht, das Geschirr in der Pantry war abgewaschen und sicher in den Schapp aus Teak verstaut. Alles musste an seinem Platz sein, das war das ganze Geheimnis.
     
    … und kam nach Långevik, der Kapitän Herr Johansson, der die Schaumkronen leid ist und sich um seine Apfelbäume und den Flieder kümmert und den

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