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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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den Holzhäusern hindurch zum Hafen hinuntergingen.
    »Steckt er da sichtbar?«, fragte Karin, während sie von dem blauen Straßenschild aus Emaille ablas, dass sie nun in die Hospitalsgatan bogen.
    »Keine Ahnung, aber es klang so. Der Übeltäter wollte ihn offenbar nicht verstecken, aber wir werden es ja gleich sehen.«
    »Übeltäter?«, gab Karin zurück. »Das sagst du sonst nie. Du hast zu viel Zeit mit Folke verbracht.«
    »In dem Punkt sind wir uns einig«, antwortete Robban. Er räusperte sich und ahmte Folkes Stimme nach: »Was bedeutet dieses ›im Grunde‹, das du so oft verwendest, eigentlich genau?«
    Die Hospitalsgatan war schmal und steil. Auf halbem Weg kamen sie an der weißgestrichenen Schule von Marstrandsön vorbei.
    »Wie eine bessere schwarze Piste«, äußerte Karin mit Bezug auf die Neigung, »im Grunde.« Robban musste lachen. Nach weiteren fünfundsiebzig Metern blieb er plötzlich vor dem weißen Holzhaus stehen, das in direkter Nachbarschaft der Kirche an der Kreuzung von Hospitalsgatan und Kyrkogatan stand.
    »Was in …?« Hochkonzentriert fixierte Robban einen Gegenstand auf der linken Seite. Als Karin den Blick hob und über die makellos lackierten weißen Zaunlatten blickte, entdeckte sie ein zierliches Gestell, an dem Duftwicken und Rosen hinaufkletterten. Der Umstand, der Robban aufseufzen und Karin den Kopf schütteln ließ, war der, dass irgendjemand ganz oben eine Papiertüte vom Fischgeschäft Feskarbröderna aufgesteckt hatte.
    »Möchtest du Jerker mitteilen, dass irgendjemand die Güte hatte, den Kopf vor den Blicken der Allgemeinheit zu schützen, oder soll ich es tun?«, fragte Karin.
    »Die Adresse stimmt.« Robban zeigte auf das Keramikschild neben dem Briefkasten. »Wilson« stand darauf.
     
    Noch bevor sie angeklopft hatten, ging die Tür auf. Wahrscheinlich hatte die alte Dame hinter dem Vorhang gestanden und die beiden kommen sehen.
    »Jaaa?«, fragte die Frau und blickte von Karin zu Robban. »Seid ihr von der Polizei Kungälv?«
    »Polizei Göteborg«, erwiderte Robban. »Die Polizei Kungälv hat uns gebeten, die Angelegenheit zu übernehmen.«
    »Aha«, antwortete die Frau skeptisch.
    Obwohl es Frau Wilson gewesen war, die am Morgen in ihrem Garten die makabere Entdeckung gemacht hatte, wurden sie von der Nachbarin, Hedvig Strandberg, hereingebeten. Sie war auch so umsichtig gewesen, die Papiertüte über den Kopf zu ziehen.
    »So ging das ja nun wirklich nicht«, sagte sie, während sie sich mit kritischem Blick vergewisserte, dass die beiden Besucher Schuhe und Jacken auszogen, bevor sie voran ins Wohnzimmer ging. Frau Wilson saß auf dem Sofa. Im Gegensatz zu ihrer Freundin war sie dünn und zart. In gewisser Weise erinnerten die beiden Frauen an Dick und Doof, waren allerdings bei weitem nicht so komisch.
    Das Haus hatte niedrige Decken mit freiliegenden lackierten Balken. Im Flur hing ein verzierter goldener Spiegel, der alt und schwer aussah. Das Glas hatte ein spinnenwebartiges Muster. Die Wände im Wohnzimmer waren voller Bilder und eingerahmter Urkunden mit altmodischer Handschrift und roten Siegeln, und in einer Ecke des Raums stand ein brauner Kachelofen mit einem grünen Fleckenmuster.
    »Ja …«, begann Hedvig Strandberg. »Ich bin hier draußen auf der Insel geboren, aber so etwas habe ich nochnie erlebt. Ich kann mich noch an ein Frühjahr erinnern – oder war es Herbst? –, als …« Karin und Robban tauschten Blicke. Unter Aufbietung gewisser Überredungskünste lotste Robban die Nachbarin in die Küche, so dass Karin mit Frau Wilson unter vier Augen sprechen konnte.
    »Eine Frechheit ist das«, sagte Frau Wilson schließlich. »Meinen Garten so zu verschandeln. Ein Glück, dass mein Mann das nicht erleben musste.«
    Doch, dachte Karin, so kann man das auch sehen.
    »Hast du eine Ahnung, wer das getan haben könnte?«, fragte Karin so vorsichtig wie möglich. Frau Wilson atmete hörbar ein, um die Frage zu beantworten, und genau in diesem Moment steckte die Nachbarin, die Karins Ansicht nach Fledermausohren haben musste, den Kopf herein und schnaubte:
    »Nein, wirklich nicht!« Hedvig Strandberg warf Karin über den Rand ihrer Hornbrille hinweg einen scharfen Blick zu. »Willst du etwa andeuten, wir wüssten womöglich, wer das …, es handelt sich ja nicht gerade um einen Lausbubenstreich.«
    »Natürlich nicht, aber wir müssen diese Frage stellen«, erklärte Robban, der der aufgebrachten Frau gefolgt war, und hob beschwichtigend die

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