Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Ich habe zwar schon mal davon gehört, aber wenn ich hier entlanggehe, denke ich nicht daran.«
»Aber ich«, erwiderte Sara. »Ich finde es interessant, und das würden andere bestimmt auch tun, wenn sie davon wüssten. Dass sich in dem Gebäude mittlerweile Wohnungen befinden, ist etwas anderes, aber man könnte doch eine Erinnerungstafel mit der Geschichte des Hauses aufhängen. Das sollte man hier übrigens an mehreren Orten machen.« Saras Blick ruhte auf dem alten Haus. Im Augenwinkel sah sie Tomas zum Wasser spurten.
»Hallo, Kinder! Nicht an den Strand, da werdet ihr nass.« Er wandte sich zu Sara um und deutete auf die Treppe, die hinauf zur Ejdergatan führte.
»Wir müssen weiter, sonst kippt die Stimmung.«
Der Spaziergang war herrlich, und Linus und Linnéa hielten ein richtig gutes Tempo. Sie hatten sich gerade auf ihre Picknickdecke gesetzt und von den Zimtschnecken abgebissen, als Tomas’ Handy klingelte.
»Hallo, Diane.«
Sara seufzte, und Tomas streckte ihr die Zunge raus. Hätte sie geahnt, dass Tomas’ große Schwester anrufen würde, sie hätte sein Telefon zu Hause auf dem Küchentisch liegenlassen.
»Was hast du gesagt? Du bist hier draußen? Ach so, mit den Kindern. Nein, wir sitzen gerade beim Kaffeetrinken.«
Scheiße, dachte Sara, der Tag ist im Eimer. Tomas’ verwöhnte Schwester mit ihren drei schlecht erzogenen Bälgern.
»Was willst du dir ausleihen?« Tomas presste sich das Handy ans Ohr. »Nein, wir machen gerade einen Spaziergang, aber dann kommen wir natürlich zurück.«
Tomas legte auf, sah Sara an und begriff sofort, dass er besser hätte erst die Lage peilen sollen, bevor er den Entschluss fasste, sofort umzukehren.
»Gehen wir wieder nach Hause, Mama? Jetzt schon?«
»Warte kurz, Mama muss mal eben mit Papa reden«, sagte Sara zu Linus. Tomas folgte Sara ein paar Schritte abseits, so dass die Kinder sie nicht hören konnten.
»Diane ist hier draußen. Sie will uns besuchen.«
»Was will sie sich ausleihen?«, fragte Sara trocken. »Ich nehme an, sie ist deswegen gekommen.«
»Jetzt fang nicht wieder an. Sie hat bei einer Auktion ein paar Stühle ersteigert und möchte sich die Schleifmaschine borgen. Ist doch nett, dass sie zu Besuch kommen. Diane wollte uns zum Kaffee einladen, aber ich habe gesagt, dass wir gerade Kaffee getrunken haben und stattdessen lieber zusammen Mittag essen sollten.«
Saras Puls stieg.
»Erstens machen wir gerade einen Sonntagsspaziergang. Du hättest mich ruhig fragen können, bevor du eigenmächtig beschließt, dass wir umkehren. Und zweitens: Warum müssen wir eigentlich alles stehen- und liegenlassen, sobald sie anruft? Außerdem habe ich heute gar nicht mit Gästen gerechnet, ich dachte, wir könnten etwas Einfacheres essen. Du weißt doch, wie mäkelig ihre Kinder sind.«
»Ärgerst du dich deswegen? Weil wir unsere Pläne ändern müssen?«
»Nicht nur. Ich möchte gern die ganze Insel umrunden.«
»Dann mach das doch. Geh einmal um die Insel, und dann treffen wir uns zu Hause. Ich nehme die Kinder mit und kaufe etwas zu essen ein.«
»Okay.« Saras Laune besserte sich.
»Lass dir Zeit. Es eilt nicht.« Er küsste sie auf die Wange. »Linus, Linnéa, wenn wir die Brötchen aufgegessen und den Saft ausgetrunken haben, gehen wir wieder nach Hause. Tante Diane kommt mit den Kindern zu Besuch.«
»Au ja!«, rief Linus.
»Und was ist mit Mama?«, fragte Linnéa. »Dann bleibt sie ja ganz alleine.«
»Sie macht einen etwas größeren Spaziergang und kommt später nach.«
Sara formte mit den Lippen ein stummes »danke«, winkte den Kindern zum Abschied und setzte ihren Weg alleine fort. Sie stiefelte am Skallens-Leuchtturm vorbei, durchquerte den Sankt-Eriks-Park und ging den Hügel hinter dem Båtellet und am Badhusplan vorbei. Tomas hatte schließlich gesagt, sie brauche sich nicht zu beeilen, und in Anbetracht der Tatsache, dass bei ihnen zu Hause seine Schwester saß und wartete, ließ sie sich gerne ein bisschen Zeit.
Beim Societetshuset bog sie vom Kai ab und ging die Långgatan hinauf. Plötzlich wurde sie von einem Lastenmoped eingeholt. Es war Georg, der wissen wollte, ob sie Zeit habe, eine Tasse Kaffee mit ihm zu trinken. Sara nickte und setzte sich auf die Ladefläche.
Im kleinen Büro des Heimatvereins schenkte Georg Sara eine Tasse Kaffee ein. Die Räumlichkeiten befanden sichneben dem Kristallsaal im Obergeschoss des Rathauses. Die Flügeltür zum Kristallsaal stand offen.
»Es ist schön hier. So
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