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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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friedlich.« Sara blickte hinauf zur Kassettendecke des imposanten Saals.
    »Natürlich. Ich setze mich immer erst einmal in Ruhe hin und sammle mich, wenn ich hierherkomme. Das heißt, wenn ich die Zeit habe.«
    »Ich dachte, als Rentner hat man mehr Zeit.«
    »Ich hatte noch nie so viel zu tun wie jetzt«, lachte Georg. »Aber ich tue heute Dinge, die mir Spaß machen, und nichts mehr, wozu ich nur verpflichtet bin. Wie läuft es denn bei deiner Arbeit?«, fragte er und stellte die Kaffeetasse ab.
    »Geht so. Ich komme mir so fehl am Platz vor, als sollte ich lieber etwas anderes, Vernünftigeres mit meiner Zeit anfangen.«
    Georg nickte und schenkte ihr Kaffee nach.
    »Wie viel arbeitest du denn?«, fragte er.
    »Fünfzig Prozent.«
    »Und was würdest du gern machen? Wenn du dich frei entscheiden könntest?«
    Sara zuckte die Achseln. Das war eine gute Frage. Sie wünschte, sie hätte sie beantworten können.
    »Etwas Sinnvolles«, sagte sie schließlich.
    Georg nickte nachdenklich.
    »Apropos sinnvoll«, sagte Sara. »An den Häusern sollten Schilder aufgehängt werden, die kurz und knapp von ihrer Geschichte erzählen. Wäre das keine gute Idee? Hübsche kleine Messingschilder an den alten Häusern. Sie könnten nicht nur an den Häusern befestigt werden, sondern an allen möglichen Stellen hier auf der Insel und auf Koön natürlich auch.«
    »Das ist eine wunderbare Idee. Die sollten wir verfolgen. Ich wollte dich übrigens schon anrufen, weil ichangefangen habe, Pläne für die Ausstellung zu schmieden, die wir hier im Kristallsaal über die Bohusläner Hexenprozesse machen wollen. Der Schwerpunkt soll auf den Ereignissen in Marstrand liegen.«
    »Das Thema gefällt mir. Eigentlich ist es merkwürdig, dass wir hier im obersten Stockwerk des Rathauses sitzen und die Atmosphäre so friedlich finden, obwohl einst die Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden, hier im Keller eingesperrt waren.« Sara ließ den Blick auf einem düsteren alten Landschaftsgemälde ruhen, das Marstrandsön zeigte.
    »Ich frage mich, wie viele Bibliotheksbesucher wissen, dass die Prozesse genau dort stattfanden, wo heute die Bibliothek untergebracht ist, und dass die Frauen anschließend wieder in den Keller gebracht wurden, weil man nicht wollte, dass sie mit den Gefangenen oben auf der Festung Carlsten zusammenkamen«, sagte Georg.
    »Siehst du. Damit hätten wir noch eine Infotafel. Mir fällt es schwer, nicht daran zu denken, wenn ich durch die Långgatan gehe oder hier drin bin. All die Qualen, all die Grausamkeit. Manchmal frage ich mich, wie das überhaupt zusammenhängt. Das Gestern und das Heute. Alle, die vor uns gelebt haben. Ihre Energie, ihre Seelen, Dinge, die sie zum Lachen oder Weinen gebracht oder die ihnen etwas bedeutet haben. Müsste von alldem nicht etwas übrig sein?«
    Georg sah sie mit einer so sonderbaren Miene an, dass Sara sich fragte, ob sie etwas Dummes gesagt hatte.
    »Darüber habe ich schon so oft nachgedacht, musst du wissen – können Sachen oder Räume Energie in Form einer Erinnerung oder Spiegelung speichern? Dass Ereignisse, die einen starken Energiefluss verursacht haben, an einen Ort oder einen Gegenstand gebunden werden und später in irgendeiner Form wieder frei werden, vielleichtunter ähnlichen Bedingungen.« Er verstummte und schien fast zu bereuen, was er eben gesagt hatte.
    »Hast du so etwas schon einmal gesehen oder erlebt?«, fragte Sara plötzlich. Sie sah, dass Georg zögerte.
    »Ich habe das noch nie jemandem erzählt, aber es gibt eine Sache, die ich wahrscheinlich weitergeben sollte, bevor ich selbst eines Tages nicht mehr bin. Komm!«
    Sie verließen das Büro und stiegen die Treppe hinunter. Georg schloss die Kellertür auf und schaltete das Licht ein. Die Kellertreppe war so schmal, dass man leicht gegen die weiß verputzte Wand stoßen konnte. Die Stufen waren aus Schiefer. Kalte, feuchte und abgestandene Luft schlug ihnen entgegen. Unten im Keller waren deutlich die Felswände zu erkennen, obwohl sie weiß getüncht waren. Georg blieb am Fuß der Treppe stehen, über die man in eine Art Vorraum gelangte. Links davon lag ein zellenartiger Raum ohne Tür, den die Bibliothek als Lager nutzte, und direkt vor ihnen befand sich eine abgeschlossene Tür, hinter der die Hexen eingesperrt gewesen waren.
    Der Raum war niedrig.
    »Hier«, sagte Georg. »Manchmal kommt sie. Sie geht immer den gleichen Weg und verschwindet durch die Wand da vorne.« Er zeigte auf die Mauer.
    »Sie hält

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