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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Armen leicht zum Schwingen brachte, dann beschämt dreinblickte und meinte, der Wind hätte ihm zweifellos geholfen. Taro und Yuki stellten sich recht anständig an. Als ich an der Reihe war, fand ich das Seil ein wenig schwerfällig, aber zu meiner eigenen Überraschung brachte ich einen angenehm weichen Ton hervor. Ich betete für den Weltfrieden, weil mir kein persönlicher Wunsch einfiel.
    »Großartig! Sie spielen bestimmt Baseball.« Hugh Glendinning war also auch noch gekommen. Da er sich so beiläufig in die Schlange stellte, murrten einige, die ordnungsgemäß warteten, bis sie an der Reihe waren.
    »Nein. Ich habe so was Ähnliches schon mal gemacht.« Ich wandte mich ab.
    »Was denn?« Hugh weigerte sich zu gehen.
    Ich erzählte ihm von den sonntäglichen Flohmärkten in den Anlagen der Tokioter Shintoschreine. Bei meinen Besuchen hatten mich immer die mit Blattgold und Bronze reichverzierten Altäre angezogen. Obwohl Buddhismus und Shintoismus unterschiedliche Religionen waren, hatten doch beide großartige Glocken.
    »Interessant«, sagte er, aber an der Art, wie er über meinen Kopf hinwegblickte, merkte ich, daß er mir kaum zuhörte. »Es ist schade, daß Setsuko nicht mitgekommen ist. Sie hatte Kopfschmerzen.«
    »Das tut mir leid.« Obwohl sie sich nach ihrem langen, entspannenden Bad den Weg hier herauf nicht hatte zumuten wollen, war sie im Geiste doch bei uns. Zu schade.
    »Ach ja?«
    »Und wenn schon.« Ich klang kindisch, aber diesmal konnte ich mir nicht helfen. Als ich zu den anderen davonmarschierte, wurde mir klar, daß Hugh sich im Geiste eine Dreiecksgeschichte gebastelt hatte. Fünf Tage blödsinniger Anspielungen lagen vor mir, wenn ich die Situation nicht schnell klärte.
     
    Es war besser, sich an Frauen wie Mrs. Chapman und Yuki zu halten. Ich warf verstohlene Blicke auf meine neue Freundin, als sie aus dem Becken stieg. Sie war so groß wie ich, aber etwa fünfzehn Pfund leichter. In Amerika hätte man sie vielleicht verdächtigt, unter einer Eßstörung zu leiden. In Wirklichkeit hatte sie nur den schmalen japanischen Knochenbau.
    »Also, ich finde, Sie sind ein ungewöhnliches Mädchen, Rei-san. Wo sind Ihre Eltern? Warum verbringen Sie Neujahr nicht mit ihnen?«
    »Sie sind die letzten, die ich sehen will.« Ich zog eine Grimasse. Als Yuki tadelnd mit der Zunge schnalzte, erklärte ich ihr, daß ich meine wenigen Urlaubstage nicht damit verbringen wollte, mir von meinen Eltern anzuhören, daß ich wieder nach Amerika ziehen sollte. Ich war ein Einzelkind: sie würden Unmengen von Geld und Energie an mich verschwenden. Mein Idealismus hielt mich in Tokio, mein Idealismus und die Befürchtung, eine Nacht zu Hause in meinem gemütlichen Federbett in San Francisco würde es mir unmöglich machen, wieder wegzukommen. Ich liebte den Luxus. Darauf zu verzichten gehörte zu den Dingen, auf die ich besonders stolz war.
    »Sie sind komisch. Wollen Sie heute mit uns Ski fahren?« fragte Yuki beim Abtrocknen.
    »Eigentlich gefallen mir Tempel und Museen besser.« Ich kletterte aus dem Wasser und zog meinen Bauch ein wenig ein.
    »Dann müssen Sie unbedingt morgen mitkommen, wenn wir zum alten Rathaus gehen. Im späten siebzehnten Jahrhundert war es Gerichtsgebäude und Gefängnis. Es gibt einen Verhörraum, wo die Verbrecher gefoltert wurden. Es ist einfach grauenhaft! Mein Mann muß natürlich ein paar Fotos machen.«
    Nachdem wir uns angezogen hatten, bat Yuki mich, ihr beim Fönen ihres Pagenkopfes zu helfen, und dann bestand sie darauf, meinen Bürstenhaarschnitt zu stylen. Sie gab es schnell auf, mit den Worten: »Mir gefallen Ihre Haare! Sie sind nicht typisch japanisch!«
    Da erzählte ich ihr von meiner amerikanischen Mutter, und sie seufzte. »Das ist romantisch. Ich sehe es an Ihrem Knochenbau.« Sie deutete auf meine Wangen. »Ein starker amerikanischer Charakter. Sie sind keine typische konketsujin.«
    Das Wort, das Mischling bedeutet, ließ mich zusammenfahren. Mr. Katoh, mein Chef bei Nichiyu, hatte mich bei meinem Einstellungsgespräch zu meiner ethnischen Herkunft befragt und mich traurig gebeten, sie für mich zu behalten. Blauäugige, blonde Lehrerinnen waren immer ein Hit und bekamen die bestbezahlten Stellen. Ein japanisches Aussehen verkomplizierte alles; viele Japaner dachten, daß ich ein ainoko war, das Kind einer kurzen, verbotenen Liaison. In Wirklichkeit hatten sich meine Mutter aus Baltimore und mein Vater aus Yokohama in San Francisco kennengelernt, bei einer

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