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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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einen engeren Verbündeten als ihn hatte ich hier nicht.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich noch ein bißchen am Computer sitze? Ich habe zu arbeiten …«
    Ich war froh, daß er noch wach bleiben würde, aber ich hatte nicht mehr die Energie, das auch zu sagen. Ich seufzte, zog mir die Decke über den Kopf und fiel in einen tiefen, unruhigen Schlaf.
    Als ich aufwachte, war mir ungewöhnlich warm. Hugh saß im Schneidersitz vor dem kleinen Teetisch und tippte immer noch auf seinem Computer. Die sh ō ji -Trennwand war vom Fenster weggeschoben worden; Sonnenstrahlen fielen auf die schneebedeckten Berge. Es war ein vollkommener Morgen.
    »Haben Sie gar nicht geschlafen?« Ich blinzelte ihn an, eine Erscheinung in einem frischen weißen Hemd und kohlschwarzer Hose.
    »Ich habe von zwei bis sieben geschlafen. Und keine Sorge, die Heizung ist nicht die ganze Nacht über gelaufen. Erst wieder, seit ich aufgestanden bin.«
    Ich setzte mich auf und drückte die Decke an mich. »Würden Sie mir eine yukata bringen?«
    »Im Wandschrank ist noch eine.« Hugh schien nicht die Absicht zu haben, sie mir zu holen, so stand ich auf und tat es selbst.
    »So etwas tragen amerikanische Mädchen also im Bett? Besonders feminin ist das ja nicht, aber Ihnen steht es ganz gut.«
    »Das ist japanische Wärmeunterwäsche, und bei diesem Wetter ist sie völlig normal und praktisch. Warum haben Sie sich so feingemacht?« wollte ich wissen.
    »Strategiebesprechung im Alpenhof. Yamamoto hat einen Konferenzraum gebucht, so daß wir uns mit den Leuten von Sendai in Ruhe beraten können.«
    »Wenn Sie so viel Arbeit haben, sollten Sie einfach nach Tokio zurückfahren. Was machen Sie eigentlich?« Als ich mich hinter ihn kniete, schaltete er den Bildschirm sofort auf ein langweiliges Menü um. Ich fragte mich, was er vor mir verstecken wollte.
    »Hübsch, was? Sendai hat dieses Produkt entwickelt.«
    »Sieht dem Toshiba, mit dem ich arbeite, ziemlich ähnlich.«
    »Trotzdem gibt es einen deutlichen Unterschied. Sehen Sie ihn?«
    Ich betrachtete den Computer und zuckte die Achseln.
    »Er ist nicht eingesteckt«, sagte Hugh triumphierend. »Deswegen konnte ich gestern nacht trotz des Stromausfalls weiterarbeiten.«
    »Aber es laufen doch alle mit Akku.«
    »Nicht länger als ein paar Stunden. Mit diesem hier können Sie bis zu sechzig Stunden arbeiten, und der Akku bleibt zwei Jahre lang aufgeladen.«
    »Wow!« Gegen so etwas hätte ich auch nichts einzuwenden.
    »Es ist ein anspruchsvoller Lithium-Ionen-Akku, und er heißt Eterna. Er ist immer noch in der Entwicklung.« Er hielt inne, dann lachte er. »Jetzt verrate ich Ihnen sogar Betriebsgeheimnisse. Und Sie behaupten, ich sei Ihnen gegenüber nicht offen!«
    »Wer hat ihn erfunden?«
    »Ein hervorragender junger Ingenieur aus Bombay. Er hat sich über das Geld gefreut, und wir haben jetzt die Exklusivrechte. Keiner der Marktführer kommt da ran.«
    »Wie schade«, sinnierte ich. »Ihr Ingenieur hätte mehr davon gehabt, wenn er den Akku an mehrere Firmen hätte verkaufen können. Und davon hätte wiederum die Gesellschaft profitiert. Jeder hätte diese Technologie nutzen können.«
    »Sind Sie Kommunistin? Kommen Sie, ein fairer Preis ist einer, mit dem beide Seiten zufrieden sind.« Hugh schaltete den Computer aus und schloß den Deckel. »Ich muß los.«
    »Ich gehe. Mein Zimmer ist mittlerweile bestimmt gut durchgelüftet.« Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ich wußte, daß ich ihm etwas schuldete. »Danke, daß Sie mich gestern nacht aufgenommen haben.«
    »Ich habe noch Zeit, um mir Ihre Vermutungen darüber anzuhören, was passiert sein könnte.« Er schwieg und war plötzlich ganz ernst. »Gestern abend haben Sie hysterisch behauptet, jemand hätte den Gasschalter manipuliert.«
    »Das war wirklich so. Außerdem war die Tür verklemmt, so daß ich nicht hinauskonnte.« Ich hoffte, das klang vernünftig, und fügte hinzu: »Nach der ganzen Sache interessiert es mich schon, ob Mr. Nakamura gestern abend wirklich die Stadt verlassen hat.«
    »Sicherlich hat er das. Yamamoto und ich haben ihn zum Zug gebracht.« Hugh suchte in seinem Koffer nach einer Krawatte.
    »Vielleicht ist er nur bis zum nächsten Bahnhof gefahren und dann umgekehrt, um den Gasschalter festzuklemmen. Oder er hat jemanden damit beauftragt«, schlug ich vor, während ich ihm zusah, wie er sich die Krawatte band und geradezog.
    »Was für ein Motiv sollte Nakamura haben?« Hugh band sich die Krawatte fertig, ohne

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