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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Joe schnitt sein Steak an; ein Rinnsal Blut lief über seinen Teller.
    »Mr. Roncolotta, es tut mir leid, daß Rei Ihnen das alles zumutet.« Mrs. Chapman warf mir böse Blicke zu.
    »Harumi hat Schuhe geputzt, sie war keine Prostituierte.« Ich bohrte weiter. »Sie sah keine andere Möglichkeit, den Lebensunterhalt für sich und ihr Kind zu verdienen, da ihre Schwiegereltern sie nach dem Tod ihres Mannes hinausgeworfen hatten.«
    »Ja, ja.« Joe verdrehte die Augen. »Sie müssen mir nicht erst erzählen, was für Snobs die ehemaligen Samuraifamilien sind. Deshalb habe ich ein Mädchen aus der Arbeiterklasse geheiratet.«
    »Weshalb waren Sie auf der tsuya?« fragte ich.
    »Geschäfte.« Joe schob sich ein großes Stück Steak in den Mund und kaute.
    »Was für Geschäfte?«
    »Mit Masuhiro Sendai. Seit zwei Jahren habe ich versucht, ihm vorgestellt zu werden, ohne Erfolg. Ich wußte, daß er dasein würde. Finden Sie das verwerflich?«
    Ich schüttelte den Kopf und dachte an meine eigenen Motive. »Kennen Sie Mr. Nakamura eigentlich?«
    »Ja, aber ich mag ihn nicht. Er ist falsch.« Joe hielt inne. »Die Chilis waren wohl ein bißchen scharf. Sie sehen aus, als könnten Sie ein Glas Wasser gebrauchen. Bedienung!«
    »Mir geht es gut«, sagte ich, nahm aber das frisch aufgefüllte Glas dankbar an.
    »Dieser Nakamura ist ein extrem unfreundlicher Mann«, fügte Mrs. Chapman hinzu. »Es würde mich nicht überraschen, wenn er seine Frau umgebracht hätte.«
    »Kennen Sie seine Vorgeschichte? Wissen Sie, daß er von Sansonic zu Sendai gewechselt hat?« fragte Joe. Ich sagte nichts, weil ich sehen wollte, ob sich seine Version der Geschichte von der unterschied, die mir Hugh erzählt hatte. »Angeblich soll er ein paar wichtige Akten mitgenommen haben, heißt es. Als Sansonic das herausgefunden hat, hat die Hälfte der Angestellten aus seiner Abteilung den Job verloren, und die Stellen, die Nakamura ihnen bei Sendai versprochen hatte, hat es nie gegeben. Was wirklich merkwürdig ist: Nakamura hat die Sansonic-Akten Sendai nie gezeigt, aber sie haben ihn trotzdem behalten. Japanische Sitten und Gebräuche.«
    »Was hätten Sie gemacht, wenn Sie bei Sendai gewesen wären?«
    »Ich hätte ihm gesagt, er solle die sprichwörtliche Fliege machen! Was hat ein Mädchen wie Sie überhaupt mit ihm zu tun? Ich dachte, er hätte nur innerhalb der Firma Affären gehabt.«
    »Ich hatte nie etwas mit ihm. Mein Interesse gilt nur Setsuko, wie ich bereits gesagt habe.«
    »Sie interessiert sich eigentlich für einen jungen Mann«, mischte sich Mrs. Chapman mit einem herablassenden Lächeln ein.
    »Sie beide … diese ganzen Fragen … ich verstehe das alles nicht!« Joe Roncolotta warf die Hände in die Luft.
    »Wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Das heißt, wir waren in der Pension, als Setsuko starb«, erklärte Mrs. Chapman.
    »Ich bin da mit hineingezogen worden.« Ich wollte nicht noch einmal erzählen, wie ich Setsukos Leiche gefunden hatte. »Ich habe etwas gesagt, was dazu geführt hat, daß jemand beschuldigt wird, sie ermordet zu haben.«
    »Der schottische Anwalt?« Joe hob den Kopf. »Was seine Unschuld betrifft, so kenne ich ihn nicht gut genug, um mir eine Meinung zu bilden. Er ist ein teuflisch guter Squashspieler, obwohl seine Knöchel ein wenig knacken. Ordentlich Kraft in den Armen.«
    »Wo waren Sie denn an Silvester?« fragte ich. Es waren immer noch zu viele Zufälle, als daß mir wohl bei der ganzen Angelegenheit gewesen wäre.
    »Ich habe mich mit ein paar Freunden im TAC betrunken – im Tokyo American Club. Sie können den Türsteher fragen.« Joe bestellte Kaffee für uns alle. Ich schüttelte den Kopf, als es um das Dessert ging. Bedauernd dreinblickend lehnte auch Joe ab. Mrs. Chapman nahm ein Stück Schokoladenkuchen.
    »Ich sag’ Ihnen was.« Er brachte seinen Kaffee mit Sahne und Zucker zum Überlaufen. »Wenn es Ihnen mit der Suche ernst ist, dann sollten Sie einmal mit dem Zug nach Yokosuka fahren. Jimmy O’Donnell, ein Oberstabsbootsmann, hängt immer im Veteranenclub herum. Der Kerl hatte von den späten Vierzigern bis in die Sechziger überall die Finger drin. Wenn sich jemand an Ihren Matrosen erinnert, dann Jimmy.«
    »Das ist eine gute Idee. Danke.« Es munterte mich ein wenig auf.
    »Gern geschehen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich ein überraschenderes Abendessen gehabt hätte. Ich würde wirklich gerne wissen, wer Sie sind.«
    »Kein Stoff für die Klatschspalte«,

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