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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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sarkastischen Tonfall, und seinem Lächeln nach zu urteilen schien er auf irgendeine Art von Konfrontation aus zu sein.
    »Geburten und Todesfälle werden im Rathaus registriert«, warf der Weißhaarige ein.
    »Danke.« Wir mußten also an einem Werktag wiederkommen, aber das konnte ich arrangieren.
    »Wissen Sie, wo Missouri ist?« fragte Mariko unerwartet, als wir aufstanden, um zu gehen.
    »Zwischen Kentucky und Kansas«, sagte Pepsi, ein richtiger Klugschwätzer.
    »Nein, die Bar«, sagte Mariko. »Hier gab es mal eine Bar namens Missouri.«
    »Na klar!« rief Pepsi. »Die Missouri-Bar. Ein ganz junges Ding hat die geführt, die hatte eine unglaubliche Schnauze.«
    Mariko nickte. »Wo war die Bar?«
    »Dort, wo jetzt die JaBank ist, in der Straße, die wir Ginza nennen, weil dort die ganzen Kaufhäuser sind. Aber natürlich ist das kein Vergleich zu Tokio. Warum?«
    »Ich möchte sehen, wo ich aufgewachsen bin«, sagte Mariko. Ich war verblüfft.
    »So was!« Pepsi schien zu grübeln. »Wissen Sie, was mit den Mädels passiert ist, die dort gearbeitet haben?«
    »Die Miete wurde erhöht, deshalb sind wir umgezogen.« Mariko blinzelte mir kurz zu, als befürchtete sie, ich würde etwas sagen. Ich tat es nicht. Ich wollte mehr über ihre Kindheit erfahren, aber ich wußte, daß ich sie nicht drängen durfte.
     
    Wegen Mariko gingen wir sofort in die JaBank von Yokosuka. Mein Ärger darüber, wie sie im Alten Seebär alles sabotiert hatte, war Selbstkritik gewichen. Sie nach Yokosuka mitzunehmen, war keine gute Idee gewesen, nach dem Schock, den sie erst ein paar Stunden vorher erlitten hatte.
    Ich stand vor dem verglasten Foyer, in dem sich der Geldautomat befand, und beobachtete Mariko, die ruhelos auf und ab ging. Als Richard dann seine Geheimnummer eingab, um Geld abzuheben, blieb sie hinter ihm stehen. Sie schien ihm über die Schulter zu blicken.
    Ich versuchte, Richards Aufmerksamkeit zu erregen, doch er redete unablässig von einem Curryrestaurant, das Mariko noch aus ihrer Kindheit kannte. Wir gingen zwanzig Minuten, bis wir ein schmieriges kleines Lokal fanden, in dem weit und breit keine Inder zu sehen waren. Statt dessen verteilte eine mondgesichtige Japanerin vorgerückten Alters eine pampige Soße über eine Portion klebrigen japanischen Reis und klatschte ein Spiegelei darauf.
    »Echt ekelhaft hier.« Mariko sprach japanisch, jetzt, wo wir drei wieder unter uns waren. »Ich will hier raus.«
    »Ich dachte, du wolltest hierher«, erinnerte ich sie. »Mein Geschmack ist das auch nicht. Wenn du richtig indisch essen willst, mußt du zu Moti in Roppongi.«
    »Mußt du immer alles besser wissen, Rei!« schimpfte Richard.
    Ich explodierte. »Was soll denn das jetzt für eine Scheiße sein? Sobald du eine neue Freundin hast, verwandle ich mich in eine Art Bösewicht. Sieh dich vor, Richard. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Mariko räusperte sich. »Richard-san? Was bedeutet das Wort, das diese Matrosen zu dir gesagt haben – Tunte?«
    »Das ist ein Slangwort für Jungs, die auf Jungs stehen. Homosexuelle, du weißt schon.« Richard zog neckisch die Augenbrauen hoch.
    »Aber warum haben sie das zu dir gesagt?« Manko klang verstimmt. »Womit hast du sie geärgert?«
    »Mit gar nichts. Manchmal merken es die Leute einfach.«
    »Armer, armer Richard-san!« Sie umarmte ihn. »Du kannst das ändern, wenn du willst. Ich kenne ein Mädchen, das sich auf solche Jungen spezialisiert hat.«
    »Aber das will ich nicht«, sagte Richard. »Frag Rei. Das Leben ist zu schön so, wie es ist.«
    Falls sie mich fragen sollte, könnte ich ihr erzählen, daß Debbie Does Dallas und Harry Does Hongkong Bestandteil seiner Videosammlung waren. Aber mir gingen beide auf die Nerven.
    »Ich kann das nicht essen, und ich möchte in Kawasaki noch die Adresse überprüfen, die Mariko mir gezeigt hat«, sagte ich.
    »Da komme ich nicht mit. Ich habe heute schon genug für dich gemacht. Bei diesen widerlichen alten Männern bin ich mir vorgekommen wie in der Bar!« murrte Mariko.
    »Wie viele Abende pro Woche hast du im Marimba gearbeitet?« fragte ich.
    »Sechs! Es war wahnsinnig anstrengend.«
    »Und an Silvester?«
    »Da auch. Wieso?« Sie starrte mich an. Die Wahrheit dämmerte ihr langsam. »Du bist ekelhaft. Du willst mir den Mord an meiner Tante anhängen!«
    »Hat Kiki, die Mama-san, auch gearbeitet?«
    Sie warf ihre Dreadlocks nach hinten. »Natürlich! Wenn du mir nicht glaubst, frag doch einen von den Verlierertypen, die

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