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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Schatten von zwei Leuten. Waren das Richard und Mariko oder Kikis Gangster? Ich versuchte mich im Eingang der Sandalenfabrik zu verstecken.
    Das Auto wurde angelassen, die Scheinwerfer leuchteten auf und blendeten mich kurz. Auf der Fahrerseite wurde das Fenster heruntergelassen.
    »So ganz allein an einem Samstag abend, Rei Shimura! Du überraschst mich.« Ich fiel aus allen Wolken, als ich Hugh Glendinnings runde Vokale erkannte. Er schaltete die Innenbeleuchtung an, so daß ich ihn gut sehen konnte. Er war frisch rasiert und blaß, und er trug sein Shearling-Jackett und Kordhosen. Als er sich zurechtsetzte, sah ich seinen bandagierten Knöchel.
    »Sie haben dir weh getan!« sagte ich, als ich ins Auto einstieg.
    »Nein, das ist beim Skifahren passiert. Weißt du noch?« Er legte den Rückwärtsgang ein und vollführte eine unglaubliche Kehrtwende in der Sackgasse. Über die Schulter blickte ich zu meiner Wohnung hoch, und die Gestalten im Fenster winkten: Es waren also doch Richard und Mariko.
    »Ich habe dieses Auto seit sechs Monaten. Nicht schlecht, was?« fragte Hugh und stellte J-WAVE ein, einen englischsprachigen Popmusiksender.
    »Du hättest mich vorne beim Laden beinahe überfahren.«
    »Erzähl mir nicht, daß du dieser Idiot warst, der mitten in der Nacht in Schwarz herumläuft?« Er sah meinen Parka. »Du warst es also.«
    »Wie hast du mich gefunden?« Ich riß das Papier der Eistüte auf, die ich beinahe vergessen hätte.
    »Mr. Ota hat es mir beschrieben. Ich kann es gar nicht fassen, daß du hier lebst. Die Gegend ist ja schlimmer als die Hölle.«
    »Es ist ein armes, aber sicheres Viertel.« Als wir am Schnapsladen vorbeikamen, ging wie vorprogrammiert die Tür auf, und ein Betrunkener kam heraus, der einen Schwall Flüssigkeit auf den Gehsteig erbrach.
    »Nicht vom Standpunkt der Volksgesundheit aus betrachtet. Hast du das gesehen?« rief Hugh.
    »Es ist nicht schlimmer als in den Zügen. Komm schon, erzähl mir, wie du rausgekommen bist!«
    »Ich schäme mich, das zuzugeben, jetzt wo die Getsu-Frau tot ist …«
    »Yogetsu«, korrigierte ich ihn.
    »Stimmt.« Hugh drückte aufs Gas und fuhr in Richtung des Shuto-Expressway. »Weil Mrs. Yogetsu die wichtigste Belastungszeugin gegen mich war, habe ich vorgeschlagen, daß Ota ein bißchen bei ihr herumschnüffelt. Er hat etwas Interessantes herausgefunden: ihre Diplome beim Blumenstecken waren nicht in Ordnung. Sie hat sich als Meisterlehrerin ausgegeben, hatte aber nur den dritten Grad. Was auch immer das bedeutet.«
    »Das bedeutet, daß sie praktisch eine Betrügerin war! Mir haben ihre Blumengestecke nie gefallen. Ich hätte wissen müssen, daß da etwas nicht stimmt.«
    »Mr. Ota hat ihr gedroht, das an die Öffentlichkeit zu bringen, falls ich vor Gericht muß. Deshalb hat sie ihre Behauptung, sie hätte mich mit Setsuko im Bad gehört, zurückgenommen.«
    »Sie hat dich gerettet.« Die Frau, die mir so unsympathisch gewesen war, hatte richtig gehandelt. Was machte es schon, wenn es ihr dabei vor allem um ihren eigenen Ruf gegangen war?
    »Mr. Ota hatte das Gefühl, daß es noch etwas gab, was sie weder ihm noch der Polizei erzählt hat. Nachdem sie die neue Aussage unterschrieben hatte, ist Mrs. Yogetsu nach Tokio gefahren, wahrscheinlich, um dich zu treffen.«
    »Ich war an diesem Abend aus, deshalb hat sie mich nicht angetroffen. Und dann wurde sie in der U-Bahn-Station getötet. Wenn ich am Telefon mit ihr gesprochen hätte, wäre es vielleicht nie passiert«, gestand ich.
    »Es war tragisch. Ich habe erst heute morgen bei meiner Verhandlung davon erfahren, als der Staatsanwalt entschieden hat, mich laufenzulassen.«
    »Demnach bist du jetzt frei und über jeden Verdacht erhaben?« Ich war verblüfft.
    »Nicht ganz. Captain Okuhara sucht immer noch nach einer Möglichkeit, mich wieder einzulochen. Wenn man Yamamotos Leiche findet und es Hinweise auf einen gewaltsamen Tod gibt, dann werde ich vielleicht wieder beschuldigt.«
    »Es tut mir so leid«, sagte ich. »Alles.«
    »Ich habe doch geschrieben, daß ich dir verziehen habe.« Seine Stimme klang nicht gerade herzlich.
    »Ja, Mr. Ota hat mir dein Fax geschickt. Hat er dir auch erzählt, daß ich bei Setsukos Trauerfeier gewesen bin?«
    »Das weiß ich alles. Hikari hat gesagt, du hast ein Adreßbuch an dich genommen, das sie Mr. Ota geben wollte. Ich hätte gerne, daß du es ihm gibst. Deine Arbeit ist getan, Rei. Ich möchte nicht, daß du dich wegen irgendwelcher

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