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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Auch nicht.
    Kafka: Und Sie?
    Mulvaney: Ein einziges Mal. Sie zeigte sich absolut uninteressiert; da tat ich’s nie wieder.
    Kafka: Worüber unterhielten Sie sich so?
    Mulvaney: Über alles mögliche. Meist alltägliche Dinge.
    Kafka: Hatte sie außer Ihnen noch viele Freunde und Bekannte?
    Mulvaney: Eigentlich kaum. Sie hatte eine Freundin, eine Kollegin aus der Bibliothek, privat haben sie sich aber selten getroffen. Roseanna war, wie gesagt, ein Einzelgänger.
    Kafka: Trotzdem ging sie zu der Einladung, wo Sie sich kennengelernt haben.
    Mulvaney: Ja, um jemanden zu treffen, mit dem sie schlafen wollte. Sie war damals lange… enthaltsam gewesen.
    Kafka: Wie lange?
    Mulvaney: Mehr als sechs Wochen.
    Kafka: Woher wissen Sie das?
    Mulvaney: Weil sie’s mir erzählt hat.
    Kafka: War sie schwer zu befriedigen?
    Mulvaney: Jedenfalls nicht für mich.
    Kafka: War sie sehr anspruchsvoll im Bett?
    Mulvaney: Nicht anspruchsvoller als normale Frauen. Sie wollte, daß man sie rannahm , bis sie nicht mehr japsen konnte. Entschuldigen sie den Ausdruck.
    Kafka: Hatte sie irgendwelche besonderen Eigenheiten?
    Mulvaney: Im Bett?
    Kafka: Ja.
    Mulvaney: Harrisons Gesetz gilt hier in Nebraska nicht, oder?
    Kafka: Nein, das brauchen Sie nicht zu befürchten.
    Mulvaney: Es spielt im übrigen keine Rolle. Sie hatte nur eine Eigenheit, die möglicherweise besonders zu nennen wäre. Sie kratzte.
    Kafka: Wann?
    Mulvaney: Genaugenommen, die ganze Zeit. Besonders während des Orgasmus.
    Kafka: Wie?
    Mulvaney: Wie?
    Kafka: Ja, wie kratzte sie?
    Mulvaney: Ach so. Mit beiden Händen und allen Fingern. Wie Klauen. Von den Hüften über den Rücken hinauf zum Nacken. Ich habe immer noch Flecke. Die gehen vermutlich niemals weg.
    Kafka: Variierte sie häufig in ihrer sexuellen Betätigung?
    Mulvaney: Wenn man Sie so reden hört… Schon gut… Nein, überhaupt nicht. Sie kannte eigentlich nur eine Position: Auf dem Rücken mit einem Kissen unter dem Hinterteil… Sie war ganz natürlich bei der Sache und hochanständig, hier wie bei allem anderen. Sie wollte genommen werden, ausgiebig und lange und nachdrücklich, ohne Abweichungen und auf die einzige Art, die für sie natürlich war.
    Kafka: Ich verstehe.
    Mulvaney: Kein Wunder…
    Kafka: Nur noch eine Frage. Nach Ihren Worten habe ich den Eindruck gewo nnen, daß während Ihres Zusammenseins immer nur Sie die Verbindung mit ihr aufnahmen. Sie riefen an, und sie willigte entweder ein oder sagte, daß sie keine Lust habe und daß Sie ein andermal anrufen sollten. Die ganze Zeit bestimmte also sie, ob und wann Sie sich mit ihr trafen?
    Mulvaney: Ja, das mag wohl sein.
    Kafka: Geschah es auch, daß sie bei Ihnen anrief und Sie bat, zu kommen?
    Mulvaney: Ja, vier- oder fünfmal.
    Kafka: Ist Ihnen die Trennung von ihr schwergefallen?
    Mulvaney: Ja.
    Kafka: Ja, das war’s wohl. Sie waren uns eine große Hilfe. Vor allem vielen Dank für Ihre Offenheit. Wirklich, es war uns eine große Hilfe.
    Mulvaney: Na ja, ich hab ja verstanden, wie wichtig es für Sie war. Übrigens – auf Ihre Diskretion kann ich mich doch wohl verlassen, nicht wahr? Ich habe hier Weihnachten eine Frau kennengelernt, und wir haben im Februar geheiratet.
    Kafka: Selbstverständlich. Ich sagte es ja zu Beginn.
    Mulvaney: Okay. Dann können Sie jetzt vielleicht das Tonbandgerät abstellen.
    Kafka: Natürlich.
    Martin Beck legte den zusammengehefteten Bericht weg, wischte sich nachdenklich den Schweiß von der Stirn und trocknete die Handflächen mit seinem Taschentuch. Bevor er die Lektüre wiederaufnahm, ging er auf die Toilette, wusch sich das Gesicht und trank ein Glas Wasser.

13
    Das zweite Protokoll war nicht so lang wie das erste. Außerdem war der Ton ganz anders.
     
    Vernehmung von Mary Jane Peterson im Polizeipräsidium, Lincoln, Nebraska, 10. Oktober 1964
    Vernehmungsleiter: Detective Lieutenant Kafka Vernehmungszeuge: Sergeant Romney Romney: Dies ist Mary Jane Peterson. Sie ist unverheiratet, 28 Jahre alt und wohnhaft 2nd South Street 62. Arbeitet in der Kommunal-Bibliothek hier in Lincoln.
    Kafka: Bitte, nehmen Sie doch Platz, Miss Peterson.
    Peterson: Danke. Um was handelt es sich denn?
    Kafka: Wir hätten einige Fragen an Sie.
    Peterson: Wegen Roseanna McGraw?
    Kafka: Ganz recht.
    Peterson: Aber ich hab doch schon alles gesagt, was ich weiß. Ich bekam eine Ansichtskarte von ihr.
    Das ist alles. Haben Sie mich deshalb von meiner Arbeit weggeholt, um mich das noch einmal bestätigen zu lassen?
    Kafka: Waren Sie und

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