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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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schwarzem Pullover, Khakihosen und Sandalen. Kein großer Mann in Tweedjacke und Sportmütze.
    Die nächste Filmrolle. Vänersborg in der Abendsonne. Die Dianafahrbereit am Kai. Ein Decksjunge, der an Land ging. Trollhätte-Kanal.
    »Da steht ein Moped auf dem Vorderdeck«, bemerkte Ahlberg.
    Das Schiff jetzt in hellem Sonnenschein bei Lilla Bommen unterhalb des Vollseglers Wiking. Bild vom Vorderdeck. Leute, die die Gangway hinabgingen. Das Moped war verschwunden.
    Bildwechsel. Die Frau mit den lila Lippen steil aufgerichtet in einem der Boote von Paddans Hafenrundfahrten, die Kamera streifte die Blumenpracht von Trädgärdsforeningen, dem schönen Park; weiße Punkte, die senkrecht über die Leinwand zogen.
    Flimmern. Schluß.
    Das Licht wurde angeknipst.
    Nach einer absoluten Stille von fünfzehn Sekunden erhob sich Kommissar Hammar, nickte dem Landsfogd, dem Stadsfiskal und Larsson zu. »Mittagessen, meine Herren. Der Staat lädt ein.«
    Blickte die anderen nichtssagend an und stellte fest:
    »Ich denke, ihr anderen bleibt noch eine Weile hier.«
    Stenström ging auch. Er arbeitete eigentlich an einem ganz anderen Fall.
    Martin Beck, Ahlberg, Kollberg und Melander blieben zurück. Kollberg warf Melander einen fragenden Blick zu.
    Der schüttelte den Kopf. »Nein, den Kerl hab ich noch nie gesehen. «
    Ahlberg, der das Gesicht grübelnd in die rechte Hand gestützt hatte, sah hoch. »Ein Deckspassagier…« Und dann mit einem Blick zu Martin Beck:
    »Erinnerst du dich an den Mann, der uns in Bohus das Schiff gezeigt hat? An den Vorhang, den sich Deckspassagiere vorziehen können, wenn sie nachts auf den Sofas schlafen wollen?«
    Martin Beck nickte.
    »Das Moped muß erst später an Bord gekommen sein«, bemerkte Melander. »In den Schleusen hinter Söderköping hab ich es zum erstenmal gesehen.« Er nahm seine Pfeife hervor und fingerte an ihr herum. »Der Kerl mit der Sportmütze stand ganz in der Nähe, er war nur einmal kurz im Bild, schräg von hinten.«
    Als sie den Filmstreifen noch einmal ablaufen ließen, sahen sie, daß er sich nicht getäuscht hatte.

20
    Der erste Schnee war da. In großen, feuchten Flocken trieb er gegen das Fenster, schmolz sofort und lief in breiten Rinnsalen an der Scheibe herunter. In den Regenrohren rauschte es, und dicke Tropfen fielen auf die Fensterbretter.
    Es war 12 Uhr mittags, aber schon so dunkel im Zimmer, daß Martin Beck die Leselampe anknipsen mußte. Sie verbreitete einen gemütlichen Schein über den Schreibtisch und die aufgeschlagene Mappe mit den Unterlagen. Das restliche Zimmer lag im Dunkeln.
    Martin Beck steckte seine letzte Florida an, hob den Aschenbecher hoch und pustete die Zigarettenasche von der Schreibtischplatte.
    Er war hungrig und ärgerte sich, daß er nicht mit Kollberg und Melander in die Kantine gegangen war. Zehn Tage waren vergangen, seitdem sie Kafkas Film erhalten hatten, und sie warteten immer noch darauf, daß etwas geschehen sollte. Ebenso wie alle früheren, hatte sich die neue Spur auch in einem Dschungel von unbeantworteten Fragen verloren. Die Vernehmungen waren fast ausschließlich von Ahlberg und seinen Leuten durchgeführt worden – geschickt und mit großer Energie; aber das Resultat war mager. Das Positivste, was ausgesagt werden konnte, war: Man hatte nichts gefunden, was die Annahme widerlegte, daß ein Deckspassagier in Mem, Söderköping oder Norsholm an Bord gegangen und mit nach Göteborg gefahren war. Es sprach auch nichts dagegen, daß dieser Deckspassagier ein großgewachsener Mann gewesen war, der mit einer Sportmütze, einer graugesprenkelten Tweedjacke, grauer Gabardinehose und bräunlichen Schuhen bekleidet war. Ebenfalls nichts, daß er ein Moped der Marke Monark bei sich hatte.
    Der Steuermann glaubte sich vage zu erinnern, einem Mann dieser Beschreibung eine Fahrkarte verkauft zu haben. Auf welcher Reise das aber geschehen war, konnte er nicht mehr sagen. Nicht einmal auf das Jahr wollte er sich festlegen. Nur an den Mann erinnerte er sich ob es nun derselbe war, den sie meinten oder nicht – und daß er ein Fahrrad oder Moped und Angelgeräte bei sich gehabt hatte.
    Ahlberg hatte die Vernehmung persönlich geleitet und den Mann regelrecht ausgequetscht. Ein Durchschlag des Protokolls lag in Martin Becks Mappe.
     
    Ahlberg: Ist es üblich, daß auf diesen Kreuzfahrten Deckspassagiere mitgenommen werden?
    Zeuge: Früher passierte es häufiger, aber der eine oder der andere fährt immer noch mit.
    Ahlberg: Wo

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